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Keine Krise für Kriminelle
Von: Christian Saggese
Sie ergaunern das Bargeld von Senioren oder verkaufen im Internet falsche Schutzmittel: Verbrecher nutzen die Coronakrise dreist aus.
Krisenzeiten wie diese stärken nicht nur den Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung. Sie werden von Verbrechern auch schamlos ausgenutzt, um aus den Ängsten Kapital zu schlagen. Auch in der Stadt Zürich gab und gibt es dreiste Betrugsfälle und Betrugsversuche, weiss die Stadtpolizei, und warnt insbesondere vor zwei Maschen.
So klingelten Unbekannte an den Türen von älteren Menschen und boten an, für sie notwendige Einkäufe zu tätigen, damit sich die Senioren nicht selbst in Gefahr begeben müssten. Sie verlangten jeweils einen Einkaufszettel sowie Bargeld und versprachen, so schnell wie möglich wieder zurückzukommen. Was passierte? Es handelte sich um Betrüger, die sich mit dem Geld aus dem Staub machten – und selbstverständlich keine Einkäufe lieferten.
Bei der zweiten Variante klingelten Unbekannte an der Haustüre und trugen dabei Schutzmasken. Sie gaben den Bewohnern an, dass sie von einem Amt beauftragt worden seien, die Wohnung zu desinfizieren. Glücklicherweise seien hier die betroffenen Personen aber misstrauisch geworden und hätten die Betrüger nicht in die Wohnung gelassen, so die Stadtpolizei.
Generell gilt: Immer vorsichtig sein und niemals unbekannten Personen Geld übergeben oder diese in die Wohnung lassen. Seriöse Sozial-Institutionen und hilfsbereite Menschen melden sich vorher an und sprechen das Vorgehen ab.
Falsche Corona-Killer und Masken zum Wucherpreis
Nebst solchen systematischen Vorgehensweisen gibt es auch Einzelfälle, die die Polizei im Kanton Zürich beschäftigen. Mitte März wurden die Gesetzeshüter auf ein Inserat im Internet aufmerksam, in welchem «Corona-Killer»-Schutzmittel angeboten wurde. Um den Betrügern auf die Spur zu kommen, gaben sich die Polizisten als interessierte Käufer aus. So konnten eine 39-jährige Serbin und ein 30-jähriger Schweizer verhaftet und in dessen Wohnung im Bezirk Winterthur leere Behältnisse und Klebeetiketten sichergestellt werden. Das kriminelle Duo muss sich vor Gericht wegen Betrugs und allenfalls wegen Verstoss gegen das Chemikaliengesetz verantworten.
Einen Tag zuvor wurde in Horgen ein 18-jähriger Schweizer festgenommen. Dieser bot online Schutzmasken zu völlig überhöhten Preisen an. Auch hier gab sich ein Polizist als Interessent aus. Ihm wurden schliesslich fünf Masken, effektiver Wert Fr. 2.50, für 200 Franken angeboten. Der Täter wurde wegen Wucherei angezeigt.
In Deutschland machten Enkeltrickbetrüger Schlagzeilen, die bei Senioren anriefen, sich als entfernte Verwandte vorstellten und behaupteten, sofort 10 000 Euro zu benötigen, um die laufende Coronabehandlung zu bezahlen. Ausserdem sind Mails mit kuriosen Anhängen bekannt, die angeblich neue Schutzmassnahmen beinhalten. Wer diese öffnet, infiziert damit sein System, so dass die Betrüger Zugriff auf den PC und somit auch auf sensible Daten erhalten.
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echo@tagblattzuerich.ch
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Leserkommentare
Rudolph Bergmann - Es ist tatsächlich eine grosse, verwerfliche Gemeinheit, eine allgemeine Notlage derart auszunutzen. Doch bezüglich diesen "Corona-Killer": Es steht kein Wort darüber, woraus das Mittel besteht, offenbar hat das selbst die Polizei zu jenem Zeitpunkt
mehr anzeigen ... nicht gewusst, und schon wird von einer Fälschung gesprochen, die zwei Leute als Betrüger, kriminelles Duo bezeichnet. Möglicherweise war tatsächlich eine wirksame Desinfektion drin; der verlangte Preis wird gar nicht erwähnt, vielleicht wars dann auch noch konkurenzlos günstig. Nicht mal das übliche, es gelte die Unschuldsvermutnug wird angefügt.
Im anderen Fall wird von Wucherei mit Schutzmasken berichtet. OK, hier mag es zutreffend sein. Aber was sind dann die exorbitanten Preise, die Schnapsbrennereien nun für ihre, aus billigsten Rohstoffen hergestellten Desinfektionsmittel verlangen? 25 Fr. für einen halben Liter ab Hersteller, ich glaube, da würden die Lieben nicht mal davon träumen, so viel für ihren erlesenen Gin zu bekommen. Und wie anderswo berichtet wurde, hat ein Schwerizer Grossverteiler sogar für 36 Fr. pro ein Halbliterfläschen eingekauft, um dann für den Kunden noch seine - wohl übliche - Marge von 35 % darauf zu schlagen. In meinen Augen: ein Wucher beim Lieferanten, ein Geschäft mit menschlicher Dummheit beim Grossverteiler, wenn manche Leute für Solches, dessen Notwendigkeit hier überhaupt sehr fraglich ist, solche Preise (49,90 für einen halben Liter im Ladenregal) zu bezahlen bereit sind.