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Sonnencreme schützt nicht genug vor Hautkrebs, meint die Krebsliga. Deswegen wird sie in der Stadt nicht kostenlos abgegeben. (Symbolbild: Unsplash)

Keinen Gratis-Schutz

Von: Clarissa Rohrbach

03. Juli 2024

Der Gemeinderat lehnt einen kostenlosen Sonnenschutz ab. Stattdessen soll in der Stadt mehr Schatten geschaffen werden. 

Die Sonne ist gefährlich. In der Schweiz erkranken jährlich 3200 Personen an schwarzem Hautkrebs, rund 290 sterben an der Krankheit. Dagegen hilft Sonnencreme. Die Gemeinderäte Anna Graff (SP) und Dominik Waser (Grüne) forderten im Rahmen einer Hautkrebspräventionskampagne unter anderem, dass diese an öffentlichen Orten wie Badis, Schulen und Aussenanlagen gratis abgegeben wird. Als Vorbild nennen sie die Niederlande, die 2023 ausgediente Dispenser für Desinfektionsmittel aus der Corona-Zeit mit Sonnencreme füllte. «Ausreichender Sonnenschutz ist die beste Prävention», sagt Anna Graff, «das ist eine staatliche Aufgabe». Dieser stelle bereits Seife oder Desinfektionsmittel zur Verfügung, da wäre Sonnencreme eine sinnvolle Investition.

Schatten schützt besser

Im Vorstoss erklärten die beiden Parlamentarier, dass Hautkrebs die dritthäufigste Krebsart in der Schweiz ist. Diese belegt laut World Cancer Research Fund International den siebten Platz der Länder mit der höchsten Erkrankungsrate. Das Thema werde mit dem Klimawandel und der einhergehenden Stärkung der UV-Strahlen immer aktueller. Doch das Parlament lehnte das Postulat mit 57 zu 57 Stimmen im Stichentscheid ab. Die Bedenken der Bürgerlichen: Das Mitbringen von Sonnencreme liege in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Und: Die Sonnencreme sei keineswegs gratis, dafür müsse der Steuerzahler aufkommen.

Auch der Stadtrat lehnte zuvor den Vorstoss ab. Er erklärte, Hautkrebs sei kein prioritäres Problem, in der Stadt Zürich stürben jährlich nur 14 Personen an schwarzem Hautkrebs. Zudem sei Sonnencreme laut Krebsliga nicht der effizienteste Schutz. «Wir raten, sich vor allem während der Mittagszeit am Schatten aufzuhalten, das ist wirkungsvoller als sich einzucremen», sagt Sprecherin Stefanie de Borba. Auch Kleider sowie Sonnenhut und Sonnenbrille würden gut vor der Sonne schützen. Stefanie De Borba warnt, dass sich die Leute mit der Sonnencreme in falscher Sicherheit wähnen. «Diese ist kein Freipass für einen unbeschränkten Aufenthalt an der Sonne, sie ist nur eine Ergänzung», sagt sie.

Anstatt auf kostenlose Sonnencreme will sich der Stadtrat auf die Beschattung durch das Pflanzen von Bäumen konzentrieren. Dabei ergäben sich auch Synergien mit der geplanten Hitzeminderung in der Stadt. SP-Gemeinderätin Anna Graff begrüsst diese Strategie. «Die Begrünung der Stadt ist sehr wichtig, es ist gut, dass Mittel dafür zur Verfügung stehen», sagt sie. Doch sie gibt zu bedenken, dass es immer ungeschützte Orte geben werde, an denen Menschen der Sonne exponiert seien. Ausserdem brauche die Beschattung Zeit, bis die Bäume wachsen, könne es Jahre dauern. «Es ist eine Illusion zu denken, dass man die ganze Stadt beschatten kann», sagt Anna Graff. Da wäre Sonnencreme im Rahmen einer Hautkrebspräventionskampagne eine sinnvolle Ergänzung gewesen.

Nationales Thema

Wie die Bürgerlichen im Gemeinderat zu bedenken gaben, scheint die Sonne in Zürich nicht stärker als im Rest der Schweiz. Dass Sonnenschutz eine nationale Aufgabe ist, findet auch Nationalrätin Manuela Weichelt (Grüne). Sie will in der Herbstsession einen Vorstoss zur Gratis-Abgabe von Sonnencreme einreichen. Es bestehe ein öffentliches Interesse an den Gesundheitskosten, die immer höher werden. Das gelte auch für Hautkrebs. «Es ist sinnvoll, durch Prävention die hohen Behandlungskosten zu minimieren», ist Manuela Weichelt überzeugt.

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