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Schwierige Wohnungssuche: Die Zahl der leeren Wohnungen nimmt in der Stadt Zürich weiter ab, aber auch in den ländlichen Gebieten sowie im Limmat- und Glattal. Die Nachfrage nach Wohnraum trifft auf ein knappes Angebot. Bild: Adobe Stock

Knappheit auf dem Zürcher Wohnungsmarkt nimmt zu

Von: Ginger Hebel

27. September 2022

In der Stadt Zürich stehen so wenige Wohnungen leer wie letztmals 2011. Der Rückgang betrifft alle Wohnungsgrössen. Aufgrund der Situation sei mit steigenden Mieten zu rechnen. 

Eine passende Wohnung in der Stadt Zürich zu finden, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Knappheit auf dem Zürcher Wohnungsmarkt hat sich nochmals verschärft. Am 1. Juni standen in der Stadt Zürich 161 Wohnungen leer; weniger als die Hälfte als im Vorjahr. Kantonsweit sind es 4660 leerstehende Wohnungen, 860 weniger als im Jahr zuvor. Am stärksten betroffen ist die Stadt Zürich. Hier stehen anteilsmässig so wenige Wohnungen leer wie letztmals 2011.

Im Zürcher Kreis 8 im Quartier Mühlebach beispielsweise steht nur eine einzige Wohnung leer, ebenso im City-Quartier im Kreis 1. Die meisten leeren Wohnungen gibt es derzeit in Altstetten und Seebach mit 23, respektive 15. «Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Wohnungen in Zürich derzeit so hoch, dass diese fast immer sofort vermietet werden können – egal in welchem Stadtteil sie sich befinden. Bei einer derart tiefen Leerwohnungsziffer sind kleinere Unterschiede zwischen den Quartieren daher kaum aussagekräftig», erklärt Martin Brenner von Statistik Stadt Zürich. Der Grund, dass in Altstetten und Seebach am meisten Wohnungen leer stehen, dürfte gemäss dem Experten darin liegen, dass es in diesen Quartieren auch am meisten Wohnungen gibt.

Der Rückgang an leer stehenden Wohnungen betrifft alle Wohnungsgrössen, besonders deutlich ist er aber bei den kleineren Wohnungen. «Mit der teilweisen ‹Normalisierung› des öffentlichen Lebens im aktuellen Jahr ist die Nachfrage nach kleineren Wohnungen wieder gestiegen», sagt Brenner.

Kaum Entspannung

Der Wohnungsbestand jedoch hat in vielen Regionen kaum zugenommen. «Es wurde weniger gebaut und oft ersetzten Neubauten bestehende Wohngebäude», sagt Basil Schläpfer vom Statistischen Amt des Kantons Zürich. Er weiss: Die Zahl der leeren Wohnungen nimmt selbst in den ländlichen Gebieten weiter ab. «Auch in den Regionen Weinland, Unterland und Oberland stehen nochmals weniger Wohnungen leer, ebenso im Limmat- und Glattal. Da abgebrochene Wohnungen in der Stadt Zürich in der Regel durch Neubauten ersetzt werden, könnte sich die ausgesprochene Knappheit bald wieder etwas entspannen. «An der grundsätzlichen Übernachfrage nach Wohnungen in Zürich dürfte dies jedoch nichts ändern», glaubt Martin Brenner.

Ob es in der Stadt Zürich tatsächlich einen Wohnungsmangel gibt, wie die Leerwohnungsziffer auf den ersten Blick suggeriert, ist laut Albert Leiser, Direktor Hauseigentümerverband Zürich, schwierig zu beurteilen. «Die Höhe der Leerwohnungsquote hängt alleine davon ab, wie viele Wohnungen auf den 1. Juni keinen Nachmieter gefunden haben.» Die Wohnbevölkerung wuchs gegenüber dem Vorjahr um fast 6000 Personen. Die zusätzliche Nachfrage nach Wohnraum trifft auf ein knappes Angebot. Für Albert Leiser steht fest: «Die Angebotsseite hat in jüngster Zeit nicht Schritt halten können mit der Nachfrageseite. Es wurden schlicht zu wenig neue Wohnungen gebaut.»

Bauprojekte verzögert

Oft würden Bauprojekte durch Einsprachen verzögert oder gar verhindert. «Aufgrund der Lärmschutzvorgaben konnten zwei Bauprojekte an der Bederstrasse und an der Winterthurerstrasse nicht realisiert werden», weiss Leiser. Bei letzterem Bauprojekt war gar eine Baugenossenschaft die Leidtragende, die günstige Wohnungen nicht wie geplant erstellen durfte. Auch beim Hardturm- oder Neugasse-Projekt werden mit Einsprachen neue Wohnungen verhindert. «Alles in allem sind vermutlich rund 2000 Wohnungen in der Pipeline, die darauf warten, gebaut zu werden», sagt Albert Leiser. Auch Materialengpässe und steigende Preise bei den Baukosten seien Gründe, warum es beim Bau neuer Wohnungen harzt.

«Das Amt für Baubewilligungen war im letzten Jahr nur noch bei knapp 60 Prozent der Gesuche in der Lage, die entsprechenden Fristen einzuhalten. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten herrscht ein akuter Engpass bei vielen Baumaterialien, was zu einer Teuerung der Baukosten beiträgt», sagt Leiser. Hinzu kommt ein Fachkräftemangel in der Bau-, speziell in der Gebäudetechnikbranche, der die langen Wartezeiten noch verschärft. Für Albert Leiser eine toxische Mischung, die dem Erstellen von neuem Wohnraum alles andere als förderlich ist. Die höchsten Anteile leerer Wohnungen haben derzeit die Regionen Pfannenstiel und das Zürcher Oberland. «Im gesamtschweizerischen Vergleich sind aber auch diese Werte tief», betont Basil Schläpfer.

Aufgrund der Situation sei mit steigenden Mieten zu rechnen. Albert Leiser rät, sich aktiv über den Immobilienmarkt zu informieren und eine gewisse Flexibilität bei der Wahl des Wohnquartiers an den Tag zu legen. «Geduld haben, Rückschläge bei der Wohnungssuche akzeptieren und für eine passende Wohnung alle Hebel in Bewegung setzen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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