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Die Stelle unterhalb der Kornhausbrücke zählt zu den fürs Sprayen

Mehr, aber kleinere Sprayereien in Zürich

Von: Stine Wetzel

02. Oktober 2018

Freigegebene Flächen, eine Graffitibeauftragte, Graffitischutz: Die Stadt Zürich tut einiges gegen illegales Sprayen – doch ist das genug?, fragt sich EVP-Gemeinderätin Claudia Rabelbauer. Für ihren Geschmack wird noch an zu vielen Ecken gesprayt.

Ihr fallen die «vielen verkritzelten Fassaden» in Zürich negativ auf. Weil sie Strassenzüge und Orte in ihren Augen schmuddelig aussehen lassen. «Sie wirken sich auch negativ auf unser subjektives Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden aus», sagt Claudia Rabelbauer. Die EVP-Gemeinderätin fragt sich, ob die Stadt genug gegen illegales Sprayen unternimmt. Deshalb stellte sie kürzlich mit ihrem Kollegen Ernst Danner eine Anfrage an den Stadtrat. «Mein subjektives Gefühl sagt mir, dass illegales Sprayen zugenommen hat», so Rabelbauer.

«Der Trend geht zu mehr, aber kleineren Einzeltaten: einfache Tags und viele Kleber», bestätigt die Graffitibeauftragte der Stadt, Priska Rast. Die Hotspots seien seit Jahren die gleichen: der Kreis 4, der Kreis 5 und die Hauptachsen durch Zürich. «Es kann aber auch in den Aussenquartieren zu Ballungen kommen: Vor allem jüngere Sprayer nehmen sich zuerst ihr Wohnquartier vor und markieren dieses mit ihren Tags.» Im letzten Jahr wurden rund 90 Personen als Tatverdächtige zur Anzeige gebracht, so Marc Surber vom Mediendienst der Stadtpolizei.

Entfernungskosten in Millionenhöhe

Der Grundsatz der Stadt ist es, illegale Graffiti rasch zu entfernen. Die Abteilung Immobilien Stadt Zürich, für die Bewirtschaftung der 1600 Gebäude im öffentlichen Dienst zuständig, hat in den letzten fünf Jahren knapp eine Million Franken für die Entfernung der Graffiti an städtischen Liegenschaften ausgegeben. «Natürlich machen städtische Bauten insgesamt nur einen kleinen Teil der Bauten in der Stadt Zürich aus, weshalb ein wirklicher Effekt nur dann erzielt wird, wenn auch Private ihre Bauten sauber halten», räumt die Graffitibeauftragte Rast ein.

Private können bei der Fachstelle Graffiti kostenlose Beratungen in Anspruch nehmen oder ein Anti-Graffiti-Abo bei «Schöns Züri» für 580 beziehungsweise 1070 Franken im Jahr lösen. «Schöns Züri» ist eine Dienstleistung im Rahmen der städtischen Arbeitsintegration, die unerwünschte Street-Art innerhalb von drei Tagen entfernt. Die Teams seien jeden Arbeitstag im Einsatz, vor allem in den Kreisen 1, 3, 4 und 5, so Heike Isselhorst von der Medienstelle des Sozialdepartements. Derzeit hat der Dienst 400 Abonnenten, darunter auch grosse Liegenschaften, sodass er Hunderte von Fassaden betreut.

Die Mitarbeiter von «Schöns Züri» sind es auch, die den Graffitischutz auftragen. Vor zwei Jahren hat die städtische Fachstelle Graffiti das Mittel zum Schutz der Bausubstanz und zum einfacheren Farbentfernen eigens entwickelt und auf den Markt gebracht.

Legale Wände reichen nicht

Gemeinderätin Rabelbauer geht es nicht darum, Street-Art zu verteufeln. «Es ist ein Unterschied, ob wir von schmuddeligen Sprayereien reden – die sind Sachbeschädigung und dürfen nicht bagatellisiert werden – oder von kunstvollen Graffiti, die wir mit Plattformen fördern sollten.» Aktuell dürfen Sprayer in Zürich beim Freestylepark Allmend und beim Oberen Letten ohne Rücksprache und auf Flächen bei der Roten Fabrik nach Rücksprache legal sprayen.

Legale Flächen sind allerdings kein probates Mittel gegen unerwünschte Sprayerei. «Die Zielgruppe ist nicht die gleiche. Die einen wollen gestalten, den anderen gehts um den illegalen Kick», so die Graffitibeauftragte Rast. Trotzdem hätten die legalen Wände Potenzial. «Sie können dem ganzen Thema die Illegalität nehmen und die Wahrnehmung differenzieren. Sprayen ist nicht per se illegal.» Es gehe nur darum, ob man sich eine Erlaubnis holt.

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echo@tagblattzuerich.ch

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