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Die Motorradunfälle auf Zürcher Strassen haben zugenommen. Fahrlehrer Gianni Sebestin. "Nur ein Helm zum Schutz reicht nicht." Bild: Verkehrsstatistik

Mehr Töffunfälle befürchtet

Von: Ginger Hebel

18. Mai 2021

Gefahr: Jugendliche dürfen neu leistungsstärkere und schnellere Motorräder fahren. Experten befürchten dadurch mehr Unfälle. Auch die mangelnde Schutzausrüstung sei in der Stadt Zürich ein Problem. 

Es ist der grosse Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit. 30 427 Personen haben letztes Jahr den Motorradführerausweis erworben, das sind 27 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Bundesamt für Strassen mitteilt. Seit dieser Saison haben Jugendliche neu Zugang zu leistungsstärkeren Motorrädern, mit denen sie höhere Geschwindigkeiten fahren können (15-Jährige Roller bis 45km/h, 16-Jährige haben Zugang zu 125ccm-Maschinen). Unfallexperten sehen darin ein grosses Risiko. «Wir rechnen damit, dass künftig mehr junge Menschen mit dem Motorrad unterwegs sein werden und es zu mehr Unfällen kommen wird. Mit zunehmender Geschwindigkeit steigt sowohl die Unfallgefahr als auch die Verletzungsschwere bei einem Unfall», sagt Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU).

Viele Schleuderunfälle

Auf Stadtzürcher Strassen gab es letztes Jahr 334 Motorrad-Unfälle, das ist ein erneuter Anstieg im Vergleich zu den letzten Jahren.173 Personen verletzten sich teilweise schwer. Im Kanton Zürich kam es zu 903 Motorradunfällen, 115 mehr als im Vorjahr, vier Menschen starben. Die meisten Verunfallten waren zwischen 25 und 44 Jahre alt, die häufigste Unfallursache waren Schleuder- und Selbstunfälle sowie mangelnde Fahrpraxis und überhöhte Geschwindigkeit. Vor wenigen Tagen kam es im Zürcher Kreis 6 zu einem Unfall. Bei einer Verkehrskontrolle fuhr ein Motorradfahrer einen Polizisten an.

16-Jährige dürfen vier Monate lang alleine Motorrad fahren, bevor sie den obligatorischen Grundkurs absolvieren. Der Stadtzürcher Fahrlehrer Gianni Sebestin von LetZHgo! beobachtet eine erhöhte Nachfrage für Motorradkurse. «Viele haben in der Krise auf Ferien verzichtet und kaufen sich mit dem gesparten Geld einen Töff.» Gianni Sebestin macht Junglenker fit im hektischen Stadtverkehr. «Die Jungen haben eine gute Auffassungsgabe, sie lernen schnell und sind gewillt, das ist ein Vorteil.» Allerdings stellt er fest, dass viele keinen Wert auf eine Schutzausrüstung legen und höchstens den Helm tragen. «Das ist fatal». Er fährt Motorrad, seit er achtzehn ist. Aber nur mit kompletter Ausrüstung und Airbag-Schutz.

Die Unfallexperten der BFU gehen davon aus, dass bei der Beschaffung der persönlichen Schutzausrüstung auch finanzielle Aspekte eine Rolle spielen dürften. Zudem würden sich wohl viele Jüngere eher ältere Motorräder kaufen, die noch nicht über ein sichereres ABS-System verfügten. Die Polizei und der Kanton Zürich verschärfen ihre Präventionsmassnahmen und appellieren mit Plakaten für «Kein Risiko!» und «Kein Lärm!» Im Sommer lanciert die BFU eine neue Aktion in Zusammenarbeit mit Jugendlichen, die sich gezielt an junge Motorradfahrende richten soll.

Weitere Informationen: www.sicher-motorradfahren.ch

Unfallfrei Motorradfahren:

Tipps vom Zürcher Fahrlehrer
Gianni Sebestin:


•Gleichgewicht und Stabilität schulen. Wichtig ist es, das Motorrad beim langsamen Fahren zu beherrschen.
•Schnell und sicher bremsen lernen.
•Der Stadtverkehr ist hektisch. Vorsicht bei Kreuzungen und beim Abbiegen. Motorradfahrer werden von Automobilisten oft übersehen.
•Keine stehende Auto-Kolonne überholen – verboten!
•Eine gute Schutzausrüstung ist das
A und O und mindert das Verletzungsrisiko. Auch Handschuhe sind wichtig (Steinschlag).

 

 

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