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So funktionierts: Spiegel fangen Sonnenlicht auf. Mit der dadurch gewonnenen Energie wird aus Wasser und CO₂ ein Synthesegas erzeugt, woraus Kerosin synthetisiert wird. Bild: PD

Mit Solarkerosin in die klimaneutrale Zukunft

Von: Sacha Beuth

08. März 2022

Als weltweit erste Fluggesellschaft wird die Swiss ab nächstem Jahr klimaneutrales Kerosin nutzen. Der zukunftsträchtige Treibstoff basiert auf konzentriertem Sonnenlicht und wurde von Synhelion, einem von der ETH ausgegliederten Privatunternehmen, entwickelt.

Als am 1. März Swiss und die Lufthansa Group mitteilten, dass sie mit der Firma Synhelion eine strategische Zusammenarbeit zur Markteinführung von solarem Treibstoff vereinbarten, war dies vielen Medien kaum eine grössere Meldung wert. Dabei könnte es sich hierbei um einen zukunftsweisenden Schritt für die ganze Flugbranche handeln, denn anders als das auf fossilen CO₂-Quellen basierende herkömmliche Kerosin wäre der mittels Sonnenenergie produzierte Synhelion-Treibstoff klimaneutral. Ein Umstand, der auch wirtschaftlich im Hinblick auf die immer weiter steigenden Erdölpreise und die stärkere Besteuerung fossiler Brennstoffe an Bedeutung gewinnt. «Mit unserem CO₂-neutralen Solarkerosin der nächsten Generation bieten wir sowohl ökonomisch als auch ökologisch einen attraktiven Ersatz für fossile Treibstoffe», betont denn auch Philipp Furler, Co-CEO und Mitbegründer von Synhelion, dem von ETH-Forschern gegründeten und von der Hochschule ausgegliederten Unternehmen (Spin-off).

Noch in diesem Jahr wird in Jülich (D) die weltweit erste Anlage zur industriellen Produktion des solaren Treibstoffes gebaut und damit 2023 die erste Swiss-Maschine betankt werden. Die Swiss wird auf diese Weise zur weltweit ersten Fluggesellschaft, die Solarkerosin nutzen wird. In der Folge soll schrittweise ihre ganze Flotte und die der übrigen Lufthansa Group auf den neuen Treibstoff zurückgreifen können. Gut möglich zudem, dass dann nicht nur andere Airlines das Synhelion-Kerosin nutzen werden, sondern es auch in anderen Bereichen Anwendung findet.

Nur Wasser und CO₂

Dazu ist es hilfreich zu verstehen, wie die Technologie funktioniert. «Die Basis für unseren synthetischen Treibstoff bildet CO₂, das der Atmosphäre entnommen wurde, und Wasser», erklärt Phi­lipp Furler. «Durch den Einsatz von konzentriertem Sonnenlicht, welches wir mit Spieglen bündeln, wird eine chemische Reaktion erzeugt. Dabei wird beim CO₂, also dem Kohlendioxid, der Kohlenstoff vom Sauerstoff und beim Wasser der Wasserstoff vom Sauerstoff getrennt. So wird ein auf einer Kohlenwasserstoff-Kette basierendes Synthesegas produziert, welches wiederum verflüssigt wird und dann als fertiges Solarkerosin zur Verfügung steht.»

Zwar ist diese Methode im Vergleich zur Herstellung von herkömmlichem, von Erdöl stammendem Kerosin aufwändiger. «Dafür ist sie aber eben klimaneutral, weil die Energie von der Sonne und nicht von fossiler Quelle stammt. Bei der Verbrennung des Solarkerosins im Flugzeugmotor wird nur so viel CO₂ freigesetzt, wie zuvor für seine Herstellung verwendet wurde», sagt Furler. Statt eines zusätzlichen CO₂-Ausstosses von 3 bis 4 Kilo pro verbrauchtem Kilo Kerosin wie beim fossilen Treibstoff schaut beim Solarkerosin eine Netto-0 heraus.

Anders als bei anderen Ersatztreibstoffen gibt es bei den Eigenschaften keinen Unterschied zwischen dem herkömmlichen und dem synthetischen Kerosin (die Leistung bleibt somit gleich). Und die Methodik macht es möglich, dass mit dem neuen synthetischen Solartreibstoff nicht nur Flugzeuge, sondern auch andere Fortbewegungsmittel fahren könnten.

Leider hat das Synhelion-Kerosin aber auch einen Nachteil. Es ist zumindest heute noch deutlich teurer als Kerosin aus Erdöl. «Letzteres kostet für internationale Flüge, bei denen der Treibstoff von staatlichen Abgaben befreit ist, rund 50 Rappen pro Liter. Wir streben bei den Herstellungskosten unseres Solarkerosins einen Preis von unter einem Franken an, liegen aktuell aber noch darüber.» Sorgen bereitet dies Furler aber nicht gross. «Wenn die Entwicklung weitergeht wie bisher, wird es in ein paar Jahren kaum noch eine Differenz geben oder das Solarkerosin sogar günstiger sein.»

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