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Salü-Box beim Lochergut. Waren können rund um die Uhr geliefert und abgeholt werden. Um Verkehr zu reduzieren, kommt der Grossteil per Velokurier.Bild: GH

Paketflut bewältigen

Von: Ginger Hebel

01. November 2022

Novum:  Den Lieferverkehr reduzieren und das lokale Gewerbe stärken: Die Stadt Zürich testet mit der Salü-Box neue Paketboxen in Wohnsiedlungen und bei ÖV-Haltestellen. Damit sollen auch Päckli-Diebstähle verhindert werden. 

In den Hauseingängen türmen sich Päckli von Zalando und Amazon. Die Paketflut durch den Onlinehandel bringt Verteilzentren und Logistikunternehmen an ihre Belastungsgrenzen. In Zürich werden täglich bis 35 000 Pakete ausgeliefert. Prognosen zufolge sollen es bis 2025 sogar 50 000 Pakete pro Tag sein. «Der Lieferverkehr in den Quartieren hat in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent zugenommen, das stellt die Städte vor grosse Herausforderungen», sagt Anna Schindler, Direktorin Stadtentwicklung. Damit Städte auch künftig lebenswert bleiben, sei es nötig, die Lieferketten und den zunehmenden Verkehr zu entlasten.

Während vorläufig 18 Monaten testet die Stadt Zürich das schweizweit einzigartige Pilotprojekt SalüBox. Statt dass Paketzustelldienste alle Empfängerinnen und Empfänger einzeln anfahren, können sowohl Privatpersonen als auch Gewerbler Bestellungen rund um die Uhr und ohne Anstehen in der Paketbox abholen oder deponieren und ab Frühling 2023 auch Pakete versenden. «Leider kommt es immer wieder vor, dass Pakete aus den Milchkästen oder Hauseingängen gestohlen werden. Mit der Salü-Box kann das nicht mehr passieren», sagt Anna Schindler.

Lieferketten entlasten

Gefördert wird das Pilotprojekt vom städtischen Smart-City-Innovationskredit. Die Cargo sous terrain AG (CST) und die Huber AG unterstützen das Projekt als Umsetzungspartnerinnen. CST hat zum Ziel, ein unterirdisches Logistiksystem in der Schweiz zu bauen. Es soll ab 2031 die grossen Zentren verbinden. Die erste Teilstrecke führt von Härkingen-Niederbipp nach Zürich. In den Tunnels sollen selbstfahrende, unbemannte Transportfahrzeuge verkehren, die an Rampen oder Lifts automatisch Güter aufnehmen und abladen. Am Ende kämen sie über regionale Verteilzentren zu den Kunden. Als Teil seiner Citylogistik beteiligt sich CST bereits vor Inbetriebnahme des Tunnels an innovativen Lösungen. Eine davon ist die Salü-Box in Zürich. Für Daniel Wiener, Verwaltungsrat Cargo sous terrain, ist klar, dass etwas gegen den drohenden Verkehrskollaps unternommen werden muss. «Dieses Projekt hat positive Auswirkungen auf den Verkehrsfluss, und ermöglicht den Schritt in die digitale Logistik der Zukunft.» Je eine Box befindet sich bei den städtischenWohnsiedlungen Lochergut und Hornbach im Seefeld, eine weitere bei der VBZ-Tramhaltestelle Bucheggplatz, auch bei der Haltestelle Luegisland ist eine geplant. «Anders als andere Paketboxen steht die Salü-Box allen Paketdiensten und Kurierdienstleistern offen», erklärt René Huber, Leiter Grundlagen + Strategien im Tiefbauamt.

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW begleitet das Projekt. Erste Erkenntnisse sollen während der Pilotphase einfliessen. Der Testbetrieb soll zeigen, inwiefern Paketboxen Wege verkürzen, Lieferverkehr eindämmen und Quartierzentren stärken. Denn: Die Salü-Box ist auch eine neue Art der Tauschplattform. Gegenstände wie Haushaltsgeräte können in der Box deponiert und mit anderen getauscht werden. «Wir stellen ein wachsendes Bedürfnis zum Teilen fest. Dieses Sharing-Konzept wollen wir unterstützen», betont Anna Schindler. Sollte die Salü-Box dem Bedürfnis der Bevölkerung entsprechen, könnte sie künftig vielerorts in der Schweiz zum Einsatz kommen.

Weitere Informationen: www.salubox.ch

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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