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Die geplanten Pistenverlängerung als Luftaufnahme (in Rot). Bild: PD

«Pisten-Optimierung» sorgt für Skepsis

Von: Sacha Beuth

23. Juni 2021

Aus Sicherheitsgründen sollen am Flughafen Zürich die Pisten 28 und 32 verlängert werden. Dadurch würde nach Aussagen der Befürworter zudem der Lärm im Süden Zürichs reduziert. Die Fluglärmgegner trauen der Sache nicht und sehen vor allem das grösste Manko – die Einhaltung der Nachtruhe – nicht gelöst.

Als in den 1970er Jahren das heutige Pistensystem am Flughafen Zürich geschaffen wurde, verzeichnete der Airport pro Jahr rund 100 000 Flugbewegungen und bis zu 7 Millionen Passagiere. Erstere haben sich laut Bundesamt für Statistik bis zu Beginn der Coronakrise beinahe verdreifacht, letztere gar mehr als vervierfacht. Das gestiegene Volumen plus sich immer wieder ändernde regulatorische Vorgaben haben Auswirkungen auf den Flugbetrieb, der wegen der sich kreuzenden Pisten (10 / 28 und 16 / 34) und bei bestimmten Wettersituationen ohnehin als komplex gilt. Um die Sicherheitsmarge weiter erhöhen zu können und um den Flugplan zu stabilisieren, ersuchte die Flughafen Zürich AG Anfang Januar den Regierungsrat, einer Verlängerung der beiden Pisten zuzustimmen. Der Regierungsrat hat kürzlich diesem Ersuchen stattgegeben und seine Zustimmung dem Kantonsrat zur Genehmigung weitergeleitet.

Konkret geht es darum, einerseits die Piste 28 um rund 400 Meter zu verlängern. Diese Piste wird abends für Landungen von Osten her genutzt, ist aber vor allem bei Nässe mit ihren gegenwärtig 2500 Metern zu kurz für grosse Flugzeuge, weshalb diese auf den Südanflug ausweichen, was zu Verspätungen führt. Andererseits soll für Nordstarts die Piste 32 um 280 Meter auf total 3580 Meter verlängert werden, damit auch hier alle Maschinen die Piste nutzen können. Bislang müssen gewisse grosse Flugzeugtypen für Nordstarts die Piste 34 benutzen. Die aber kreuzt sich mit der Piste 28, welche abends und bei Westwind als Landepiste benutzt wird. Um das Kollisionsrisiko zu verringern, müssen gegenwärtig Starts und Landungen gestaffelt werden, was wiederum Verspätungen nach sich zieht.

Furcht vor mehr Flügen

Bei der Präsentation der geplanten Massnahmen betonten Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh und Flughafen-CEO Stefan Widrig die Wichtigkeit der Sicherheitsaspekte, hoben aber auch weitere Vorteile hervor. So könnten abends Südanflüge weitgehend eliminiert, Verspätungen und die Zahl der wegen Nachtlärm betroffenen Personen reduziert werden.

Während Pro Flughafen die Zustimmung des Regierungsrats zu den Massnahmen als «richtigen und wichtigen Schritt zur Sicherung der internationalen Verbindungen von und nach Zürich» begrüsste, stösst das Vorhaben bei den Fluglärmgegnern auf Skepsis oder gar Ablehnung. Letzteres insbesondere bei Anwohnern im Osten des Flughafens, bei denen der Lärm durch die Verlagerung von Landungen zunehmen würde. Aber auch bei der IG pro zürich 12 ist man trotz des Umstandes, dass Zürich-Nord von den Massnahmen in Sachen Emissionen profitieren würde, skeptisch. «Zwar sind die beiden Pistenverlängerungen grundsätzlich flughafeninterne Optimierungsmassnahmen, gegen die wir nichts einzuwenden haben, wenn sie sich durch Verbesse- rungen der Sicherheit rechtfertigen lassen. Allerdings haben wir da so unsere Zweifel, wenn Frau Walker Späh sagt, Sicherheit lasse sich nicht aufschieben, aber erst frühestens 2030 mit dem Bau der Pistenverlängerung begonnen werden kann», sagt Walter Oertle, Geschäftsführer der IG. «Zugleich befürchten wir, dass dann aus wirtschaftlichen Überlegungen die Flugbewegungen erhöht werden und damit unser Hauptanliegen – nämlich die Einhaltung der Nachtruhe – nicht erfüllt werden kann, weil es wegen der erhöhten Kapazität wieder zu Verspätungen kommt.» Bereits in der Vergangenheit seien Versprechen nicht eingehalten worden.

Ein Umstand, der für die Umsetzung des 250 Millionen Franken teuren Projekts nicht gerade förderlich ist. Zumal höchstwahrscheinlich das Volk darüber bestimmen wird, da sowohl bei einer Annahme wie Ablehnung durch den Kantonsrat das Referendum möglich ist. Und mehrere betroffene Anwohnerverbände haben bereits angekündigt, dieses bei einer allfälligen Zustimmung des Rats ergreifen zu wollen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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