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Die Platzspitz-Tore werden seit 14 Tagen wieder eher geschlossen. Bild: SWE

Platzspitz bleibt eine «sensible Angelegenheit»

Von: Stine Wetzel

14. Februar 2018

Lärmbeschwerden, Auseinandersetzungen und eine Menge Abfall: Die Stadt will die Situation auf dem Platzspitz mit verkürzten Öffnungszeiten wieder in den Griff kriegen. Doch der Entscheid sorgt für Verwunderung.

Die Tore sind zu, die Eingänge verriegelt. Nachts ist der Platzspitz, die Parkanlage hinter dem Landesmuseum, dicht. Zwei Jahre lang galten für den Platzspitz zwei Stunden längere Öffnungszeiten. Jetzt kehrt Grün Stadt Zürich zur Schliessung zwischen 22 (beziehungsweise 23 Uhr freitags und samstags in den Sommermonaten) und 6 Uhr zurück. Die längere Nutzungsdauer habe die Situation in der Parkanlage verschlechtert, heisst es in einer Medienmitteilung. Die Argumente: 60 Prozent mehr Abfall, Auseinandersetzungen zwischen «rivalisierenden Gruppierungen», Lärmbeschwerden, alkoholisierte Personen, die andere im Park belästigen, und vermehrte Einsätze der Stadtpolizei. Der «personelle und finanzielle Aufwand steht in einem starken Missverhältnis zu der rund zwei Stunden längeren Öffnungszeit während der Nacht», so Grün Stadt Zürich.

«Ich war sehr überrascht über den jetzigen Entscheid», sagt SP-Gemeinderat Michael Kraft. 2014 forderte er zusammen mit Parteikollegin Linda Bär in einem Postulat, die Nachtschliessung aufzuheben. Aus Angst vor Szenenbildung ging der Stadtrat nicht darauf ein, beschloss aber die verlängerten Öffnungszeiten ab Februar 2016, sozusagen als Kompromiss. «Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Grünräume wichtige Freiräume sind und so oft wie möglich der Bevölkerung zur freien Nutzung zur Verfügung stehen sollten», so Kraft. Der Platzspitz zählt zu den wenigen Anlagen von Grün Stadt Zürich, die nachts geschlossen werden – ebenfalls zu: der Beckenhof, die Villengärten Patumbah, Bleuler und Tobler, die Badeanstalten Tiefen­brunnen und Mythenquai. Die Nachtschliessung des Platzspitz gilt seit 25 Jahren, seit die Drogenszene dort geräumt worden ist.

Polizei patrouilliert öfter

Die Erklärung für die erneut geänderte Handhabe ist für Gemeinderat Kraft nicht ausreichend. «Es fehlen jegliche genauere Zahlen und Gründe für die angegebene Entwicklung.» Marc Werlen, Sprecher von Grün Stadt Zürich, erklärt auf Anfrage, auch im Namen von Entsorgung + Recycling Zürich, die Zunahme des Abfalls um zwei Drittel sei eine Schätzung. «Es werden keine Daten dazu erhoben.»

Die Reinigungsarbeiten seien aber sehr aufwendig, da zerbrochenes Glas in Handarbeit aufgesammelt und die Wischmaschine nicht auf der Rasen- und Kiesfläche eingesetzt werde. Den Mehraufwand beziffern kann er nicht. «Wir erfassen unsere Aufwände nicht pro Anlage.» Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei, bestätigt, dass sich die Beschwerden wegen Littering und Lärm beim Platzspitz gehäuft haben, den Trend an Zahlen festmachen könne aber auch sie nicht. Nur so viel: Der Patrouillendienst ist im Park vermehrt unterwegs. «Der Platzspitz ist nach wie vor eine sensible Angelegenheit.» Er sei aufgrund der Nähe zum Hauptbahnhof ein beliebter Treffpunkt. «Mit der neuen Öffnungspraxis verzeichneten wir überproportional oft Vorfälle.» Die «rivalisierenden Gruppierungen» seien von Vorfall zu Vorfall verschiedene.

Am Donnerstag hat Michael Kraft mit zwei Ratskollegen eine Anfrage eingereicht: Sie wollen Zahlen wissen – zu den Polizeieinsätzen, den Beschwerden, dem Abfall, den Zusatzkosten. «Ausgehend von den Antworten werden wir dann schauen, ob und wie wir die Sache nochmals aufrollen.»

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

 

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