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Die Stadt braucht zusätzliche Fussballplätze. Diese sollen auch in Zürich-Affoltern, genauer an der Seebacherstrasse, entstehen. Doch der Quartierverein möchte stattdessen lieber die Sportanlage Fronwald (Bild) erweitern lassen. Bild: FCEZ

Polarisierende Grünflächen

Von: Sacha Beuth

09. August 2022

Fussballplätze sind in der Stadt ein rares Gut. Verzweifelt suchen darum Politiker, Behörden und Sportverbände nach Möglichkeiten, um weitere Rasensportanlagen zu schaffen. Doch in den Quartieren ist man darob nicht nur begeistert – auch weil zusätzliche Lärm-, Licht- und Verkehrsemissionen befürchtet werden. 

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Um rund 80 000 Personen soll die Stadt Zürich nach Schätzungen von Experten bis zum Jahr 2040 wachsen. Entsprechend wird auch der Bedarf an der Nutzung von Sportanlagen ansteigen. Insbesondere mehr Fussballplätze dürften nötig werden, denn das Ballkicken gilt sowohl bei den Knaben wie bei den Mädchen laut dem Zürcher Stadtverband für Sport ZSS als beliebteste Vereinssportart. Doch Rasensportplätze sind in Zürich schon jetzt ein rares Gut. Die Stadt hat dies zwar erkannt und eine Sportstrategie ausgearbeitet, die unter anderem auch die Planung und Entwicklung der Sportinfrastruktur umfasst. Im Fokus steht dabei etwa das geplante neue Sportzentrum in Oerlikon an der Wallisellenstrasse. Als dazu Anfang Juli die Quartiervereine Affoltern, Schwamendingen, Oerlikon und Seebach eine Dialogveranstaltung organisierten, zeigte es sich, dass die neue Anlage zwar insgesamt auf Akzeptanz stösst, die dazugehörigen sieben Fussballplätze jedoch teilweise für Unmut sorgen.

Teile der betroffenen Anwohnerschaft befürchten durch diese mehr Lärm, mehr «Lichtverschmutzung» wegen der Flutlichtanlagen, mehr Autoverkehr und stören sich zudem daran, dass wegen des neuen Sportkomplexes mehrere alte Bäume gefällt werden müssten. Ein Anwohner stellt sogar generell das Bedürfnis an zusätzlichen Fussballfeldern in Frage. Er ist der Meinung, es ginge auch mit weniger als sieben Rasensportplätzen und die bestehenden Gebäude sollten besser saniert statt abgerissen werden. «Es sind zwar in erster Linie Einzelstimmen gegen das Vorhaben, aber sie sind meines Erachtens zu berücksichtigen», sagt dazu Monika Wicki, Präsidentin des Quartiervereins Oerlikon. «Es wäre darum sinnvoll, wenn die Stadt ihre Pläne nochmals überprüfen würde. Insbesondere betreffend Hitzeminderung.» Bei der Frage nach einem alternativen Standort für Fussballplätze innerhalb Oerlikons muss Wicki allerdings passen. «Dafür hat es in unserem Quartier wohl keinen Platz mehr.»

Fussball oder Frösche?

Ähnlich klingt es aus Zürich-Affoltern, wo an der Seebacherstrasse am Grenzgebiet Affoltern / Seebach, wie im kommunalen Richtplan vorgesehen, neue Rasensportplätze entstehen sollen. «Das Areal ist jetzt ein Naherholungsgebiet, das rege genutzt wird. Zudem leben dort geschützte Amphibienarten», sagt Quartiervereinspräsidentin Pia Meier. Der Quartierverein habe deswegen mit der Kerngruppe Affoltern Einsprache gegen das Projekt erhoben. «Die wurde aber abgelehnt mit der Begründung, dass die Stadt Fussballplätze brauche.» Das würde man grundsätzlich ja verstehen, meint Meier. «Aber aus unserer Sicht werden sie nicht am richtigen Ort gebaut. Es wäre zielführender, bestehende Flächen besser ausnützen oder vielleicht die Sportanlage Fronwald mit dem Landstück neben dem Schulhaus Riedenhalden zu erweitern.»

In anderen Aussenquartieren der Stadt blickt man neuen Sportanlagen offenbar etwas wohlwollender entgegen. So werde in Witikon die geplante Aufwertung des Sportzentrums Looren mit einer 3-fach-Sporthalle, die auch die Neuanordnung der bisherigen fünf Fussballfelder beinhaltet, laut Balz Bürgisser explizit von der lokalen Bevölkerung begrüsst. «Damit geht ein lang gehegter Wunsch einer Mehrheit der Quartierbewohner nach mehr Sportkapazitäten in Erfüllung. Unsere Fussballplätze sind durch den FC Witikon mit seiner grossen Juniorenabteilung und dem Frauenfussballclub Südost eh schon gut belegt. Durch die neue Halle kann die Nutzung teilweise von aussen nach innen verlegt und die Trainingskapazität erhöht werden», so der Präsident des Quartiervereins Witikon. Der Projektkredit sei durch den Gemeinderat bewilligt und nun hoffe man, die Anlage 2027 in Betrieb nehmen zu können. Allerdings vermutet Bürgisser, dass einzelne Lärmklagen durchaus auch bei einem breit abgestützten Projekt wie diesem auftreten könnten. Für einen weiteren Ausbau an Rasensportplätzen in seinem Quartier sieht Bürgisser kaum Möglichkeiten. «Höchstens noch das Feld auf der anderen Seite der Katzenschwanzstrasse.»

Bedarf gut abgedeckt

In Albisrieden und Altstetten sind den jeweiligen Quartiervereinspräsidenten keine Diskussionen um einen Bedarf an zusätzlichen Fussballplätzen bekannt. In Albisrieden ist man laut Quartiervereinspräsident Christian Tobler mit dem Utogrund gut abgedeckt und in Altstetten sei die Stadt gemäss Christoph Ramseier daran, bei der Sanierung des Juchhofs 3 ein drittes Normfussballfeld zu schaffen. Die Sorgen wegen zusätzlichem Lärm oder Lichtemissionen sind aber auch dem Vizepräsidenten des Quartiervereins Altstetten nicht unbekannt. «Andererseits braucht es für die optimale Nutzung der Plätze abends nun mal Flutlicht. Und dass Kinder und Jugendliche beim Fussballspielen nicht mucksmäuschenstill sind, sollte auch klar sein.»

In allen befragten Quartieren – so betonen deren Quartiervereinspräsidentinnen und -präsidenten unisono – ist man nicht grundsätzlich gegen zusätzliche Fussballplätze. Nur die negativen Begleitumstände, welche diese mit sich bringen, will keiner haben.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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