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Klassische, von der Post selber betriebene Filialen wie hier in Wollishofen gibt es auf Stadtgebiet immer seltener. Bild: PD

Post testet Videoberatung

Von: Ginger Hebel

11. Juni 2024

Abbau: Klassische Postfilialen verschwinden aus den Quartieren, es entstehen Postagenturen mit Partnern. Die Post reduziert oder verzichtet dort, wo die Nachfrage abnimmt. Auf Automatisierung wird grossen Wert gelegt. 

Die Nachricht schlägt hohe Wellen: Die Post will in den kommenden vier Jahren 170 Filialen schliessen. Das wäre das Aus für mindestens jede fünfte Filiale im Land. Welche Filialen konkret geschlossen werden, steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest. «Klar ist aber, dass wir Filialen nicht einfach ersatzlos schliessen, sondern jeweils eine gute Alternative suchen, zum Beispiel die Filiale mit Partner», erklärt Stefan Dauner, Mediensprecher der Schweizerischen Post.


Im Jahr 2012 gab es im Kanton Zürich 182 Filialen, aktuell sind es 97. Auf Stadtgebiet sind es noch 21 klassische Filialen. In den letzten zehn Jahren wurden mehrere geschlossen; in der Innenstadt, in Wipkingen, Zürichberg oder Brunaupark. Auch die Post in Aussersihl beim Helvetiaplatz machte 2017 dicht. Mit der Papeterie Gartmann wurde eine Partnerin gefunden, die das Quartier mit Postdienstleistungen versorgte. Aus wirtschaftlichen Gründen musste aber auch dieses Geschäft seine Pforten schliessen – somit gibts auch keine Post mehr. Stefan Dauner erklärt die Entwicklung: «Die Schaltergeschäfte gehen stetig zurück. Allein die Einzahlungen am Schalter sind in den letzten fünf Jahren um die Hälfte eingebrochen. Es wäre wenig sinnvoll, wenn wir darauf nicht reagieren würden.» Die Postfiliale in Altstetten zieht innerhalb des Quartiers um: Sie befindet sich ab kommendem Montag neu im ersten Stock des Einkaufszentrums Neumarkt. Die Post hat die neuen Räumlichkeiten in den letzten Wochen umfassend umgebaut und modernisiert.


Es gibt noch immer Menschen, die mit dem gelben Postbüechli vor Ort einzahlen, weil sie es sich gewohnt sind und kein E-Banking nutzen. Aktuell sei nicht geplant, das gelbe Büechli abzuschaffen. «Bei vielen Kunden ist es immer noch beliebt, auch wenn die Anzahl abnimmt. Wenn die Leute in ihrem Alltag flexibler und digitaler werden, dann wird das auch die Post.» Die Post reduziert oder verzichtet dort, wo die Nachfrage abnimmt. «Eine Filiale, die kaum mehr besucht wird, ist auch kein attraktiver Arbeitsplatz. Dem wirken wir beispielsweise mit unserer Netzöffnung entgegen und versuchen, wieder mehr Kundinnen und Kunden in unsere Filialen zu bringen, indem wir das Dienstleistungsangebot mit den Angeboten Dritter erweitern (Banken, Versicherungen oder Behörden)», erklärt Dauner.


Neue Technologien


Klassische Postfilialen verschwinden aus dem Stadtbild und eröffnen immer häufiger als sogenannte Postagenturen in Apotheken, Lebensmittelläden und Papeterien. «Dieses Format hat sich bewährt und existiert bereits über 1200-mal in der ganzen Schweiz. Sehr oft haben Partner längere Öffnungszeiten als ‹klassische› Postfilialen, was von sehr vielen Kundinnen und Kunden geschätzt wird», erklärt Stefan Dauner.
123 Postagenturen gibt es mittlerweile im Kanton Zürich. Die allermeisten täglich nachgefragten Kundengeschäfte können in diesen Agenturen erbracht werden. Nicht aber Express-Sendungen ins Ausland und Sperrgutversand sowie die Abholung von Betreibungsurkunden. «Auch Bareinzahlungen sind aus regulatorischen Gründen nicht möglich», so Dauner.


Wie sieht die Postfiliale der Zukunft aus? «Die Post verändert ihre Zugangspunkte, weil sich das Verhalten der Kunden ebenfalls verändert.» So werde man in den nächsten Jahren 100 Millionen Franken in das Postnetz investieren. «Wir müssen es aber modernisieren, damit es auch den Bedürfnissen der Menschen in den kommenden Jahrzehnten entspricht. Und dazu liegt ein wichtiger Fokus bei neuen Technologien – Videoberatung ist ein gutes Beispiel», sagt Dauner. Zurzeit testet die Post an acht Standorten, inwiefern durch zusätzliche Videoberatung dafür gesorgt werden kann, dass Kunden noch schneller zu ihren Informationen kommen und Warteschlangen minimiert werden. Auch Automatisierung ist ein Schlüsselwort. «Die Post testet laufend neue Technologien.»


1964 hat die Schweizerische Post die Postleitzahl und automatische Briefsortieranlagen eingeführt. 1999 wurden die drei grossen Paketsortierzentren Härkingen, Frauenfeld und Daillens eröffnet und 450 Millionen Franken investiert. «Heute geht es beim Thema Technologie und Automatisierung zum Beispiel um Sendungsverfolgung in Echtzeit. Die Kundinnen und Kunden haben heute das Bedürfnis, noch schneller über den Status ihrer Lieferung informiert zu werden.»


Automatisierung legt die Befürchtung nahe, dass es zum Stellenabbau kommen wird. Dauner stellt klar: «Unter dem Strich führt eine Reduktion der eigenbetriebenen Filialen zu einer Reduktion der Arbeitsstellen. Kurz und mittelfristig rechnen wir aber mit einem höheren Rekrutierungsbedarf im Filialnetz, insbesondere aufgrund von bevorstehenden Pensionierungen und natürlicher Fluktuation bis Ende 2028.» Er betont: «Das Filialnetz soll weiterhin aus rund 2000 bedienten Standorten bestehen, davon 600 eigenbetriebene Filialen als Rückgrat.» Auch das Angebot an My-Post-24-Automaten wird kontinuierlich ausgebaut. Die Automaten ermöglichen es, rund um die Uhr Postgeschäfte – also zum Beispiel Päckli verschicken und abholen – zu erledigen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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