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Büros, aber wenig attraktive Angebote fürs Publikum in Zürich-West: Die Hardstrasse und das Gebiet rund um den Bahnhof Hardbrücke wirken auf viele monoton. Es fehle der gestalterische Wille zur Veränderung.

Problemgebiet Hardbrücke

Von: Ginger Hebel

26. Juni 2024

Zürcher Politiker, Kulturschaffende und Anwohner sind der Meinung, dass das Quartier rund um die Hardbrücke immer steriler und anonymer wird. Sie fordern publikumswirksame Nutzungen.

Mit der städtebaulichen Entwicklung in Zürich-West sind viele Zürcherinnen und Zürcher nicht zufrieden. Sie kämpfen für einen lebendigen Kreis 5 und gegen ein anonymes, steriles Quartier rund um den Bahnhof Hardbrücke. Auch Zürcher Politiker sind der Meinung, dass der öffentliche Raum entlang der Hardstrasse grosse Defizite aufweist. «Die Verkehrsführung ist nach wie vor auf den Autoverkehr ausgerichtet. Der öffentliche Raum ist entsprechend unwirtlich und teilweise mit hohem Gefahrenpotenzial verbunden», sagt Grüne-Politiker Markus Knauss. Im Dezember 2022 kam es beim Escher-Wyss-Platz zu einem tragischen Unfall: Ein Fünfjähriger wurde auf dem Weg in den Kindergarten von einem Fahrzeug angefahren und verstarb vor Ort. Inzwischen wurden Massnahmen umgesetzt, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. So gilt Tempo 30 und vor dem Kindergarten an der Heinrichstrasse wurde ein Fussgängerstreifen errichtet.

Der Problemdruck im Quartier ist gross. Politiker wie Markus Knauss sind überzeugt, dass sich die Stadt Zürich mit neuen planerischen Grundlagen über den öffentlichen Gesamtraum Gedanken machen muss und dabei private Grundeigentümer, Anwohnende und Gewerbetreibende miteinbezieht. «Mir fehlt der gestalterische Wille zur Veränderung und eine koordinierende Hand», sagt SP-Gemeinderat Marco Denoth.

Fehlendes Publikum

Seit der Jumbo-Baumarkt an der Hardstrasse ausgezogen ist, befindet sich dort eine weitere Büronutzung mit einem Rechenzentrum, «ein lebendiger Publikumsbetrieb ist hier verschwunden», bedauert Christoph Gysi, Vereinigung Kulturmeile / Zürich-West. Für ihn ist klar: «Das Gebiet rund um den Bahnhof Hardbrücke und Escher-Wyss-Platz ist eine sterbende Asphalt-Wüste.» Im Hinblick auf die wachsende Bevölkerungsdichte, auch mit der Entstehung der Wohnsiedlung Hard im neuen Tramdepot, sollte die Umgebung künftig mehr publikumswirksame Erdgeschossnutzungen aufweisen. Leere Erdgeschosse finden sich momentan entlang der Hardstrasse im ZKB-Gebäude, im Iselihof, im Blue Cinema Abaton sowie am Escher-Wyss-Platz ohne Nagelhaus. «Auf der gegenüberliegenden Seite liegt der willkommene Industrie-Betrieb der MAN. In den Schaufensterfronten der weiteren Gebäude wäre Raum für attraktive Nutzungen», betont Gysi.

Die IG Zentrum Hardbrücke befürchtet, dass das einstige Trendquartier Zürich-West zu einem monotonen und langweiligen Viertel verkommt. Seit zehn Jahren stellen sie einen Rückgang an Besucherinnen und Besuchern fest. «Ob die vorgesehene Erhöhung der Bewohnerdichte gegenüber den 32 000 Büros und Arbeitsplätzen die Frequenzen im öffentlichen und privaten Raum in Randstunden und am Wochenende genügend erhöhen, ist für mich ein Fragezeichen. Die Erdgeschosse müssten wieder mehr Leute anziehen», sagt Gysi.

Die Interessengemeinschaft IG Zentrum Hardbrücke will ein lebenswertes Quartier mit Wohnungen, Läden, Gewerbe, Kultur und Gastronomie, in dem der Wohnanteil 30 Prozent beträgt statt 12 Prozent wie heute. Gerade das Josef-Areal biete ein riesiges Potenzial für urbanes Wohnen, das nicht genutzt werde. Auch auf der Pfingstweidstrasse liegt viel Potenzial brach.«Aufgrund der historischen Nutzung als Autobahnzubringer ist die Strasse heute völlig überdimensioniert, teilt das Quartier in Nord und Süd und ist darüber hinaus auch noch gefährlich», sagt Alain Thierstein, Anwohner und Experte für Raumentwicklung. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, diese ehemals als Autobahn konzipierte Strasse neu zu gestalten. Die Arbeitsgruppe Pfingsthain schlägt vor, die Strasse in einen 800 Meter langen, arkadischen Stadtpark zu verwandeln. Dieser würde sich zwischen den Viaduktbögen und dem Toni-Areal erstrecken und somit das Stadtbild verschönern und die Lebensqualität verbessern. Die Zeitschrift «Hochparterre» zeigt in einer Sonderausgabe einen innovativen Vorschlag für eine Pfingstweidstrasse mit Zukunft.

Der grosse Lichtblick im Quartier: Das Zürcher Gericht hiess Rekurse gegen den Abriss der historischen Maag-Hallen gut. Sie bleiben vorerst erhalten. Christoph Gysi freuts: «Die Maag-Hallen bieten viel Patina. Hier könnten neue Publikumsnutzungen entstehen, die Gefahr einer Büronutzung würde kleiner. Das hätte eine Ausstrahlung und wäre wichtig, um im Areal Maag Plus die vorhandenen Erdgeschosse wieder zu beleben.»

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