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Auch ohne Umzüge soll die Räbeliechtli-Tradition weitergeführt werden. (Bild: Wikipedia)

Räbeliechtli leuchten trotzdem

Von: Werner Schüepp

27. Oktober 2020

In den meisten Stadtquartieren finden dieses Jahr wegen des Corona-Virus keine Räbeliechtliumzüge statt. Dennoch soll dieser Brauch für die Kinder nicht der Pandemie zum Opfer fallen. Wenigstens nicht ganz, wie Ingrid Vannitsen, Geschäftsleitungsmitglied der Zürcher Gemeinschaftszentren, sagt. 

Räben schnitzen in den Zürcher Gemeinschaftszentren (GZ) und dann an den Umzug im Quartier. Für viele Kinder in der Stadt Zürich eine grosse Tradition. Weshalb ist diesen Herbst alles anders?

Ingrid Vannitsen: Es ist nicht alles ganz anders. Räbeliechtli ist ein wichtiger Anlass im Herbst und bei Familien mit Kindern sehr beliebt. Dieses Jahr finden wegen der aktuellen Pandemiesituation aber kaum organisierte Umzüge in den Quartieren statt – was es so in früheren Jahren noch nie gegeben hat.

Weshalb müssen Kinder dennoch nicht aufs Räbenschnitzen in den GZ verzichten?

Nur weil keine Umzüge stattfinden, heisst das nicht, dass die Tradition nicht doch weiterleben kann, dieses Jahr einfach auf andere Art und Weise. Räbeliechtli besteht ja aus zwei Teilen: dem Schnitzen und dem Umzug. Das Räbenschnitzen wird wie jedes Jahr angeboten – nur der gemeinsame Umzug im Quartier fällt dieses Jahr weg.

In wie vielen GZ finden heuer solche Schnitzaktionen statt?

11 der 17 GZ bieten das Räbenschnitzen an, also ein Grossteil aller Gemeinschaftszentren. Es freut uns sehr, dass sich so viele Schnitzaktionen – auch mit viel Unterstützung durch Vereine und freiwillige Quartierbewohner – realisieren lassen.

Wer stellt die Räben den Gemeinschaftszentren zur Verfügung?

Die Räben werden häufig vom jeweiligen Quartierverein gesponsert. Es kommt auch vor, dass das Gewerbe oder eine Zunft die Räben sponsert oder dass ein Gemeinschaftszentrum die Räben direkt bezieht.

Welches Schutzkonzept haben Sie erstellt und was müssen Eltern mit ihren Kindern besonders beachten?

Wir haben ein übergeordnetes Schutzkonzept, das für alle Gemeinschaftszentren und alle Veranstaltungen gilt. Es gilt Maskenpflicht für alle Personen ab zwölf Jahren. Die Distanz muss nach Möglichkeit eingehalten werden oder es werden Kontaktangaben erhoben. In der Regel ist die Anzahl der Besucher beschränkt, da die Räumlichkeiten nur begrenzt Platz bieten. Darüber hinaus gelten die üblichen Hygienemassnahmen.

Vielerorts fallen die Umzüge wegen der Pandemie aus. Dennoch heisst Ihr Statement «Räbeliechtli – erst recht!» Warum?

«Räbeliechtli – erscht rächt!» ist ein Statement dafür, dass wir Traditionen weiterpflegen wollen und dafür kreative Lösungen finden, die konform sind mit den bestehenden Einschränkungen. Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit, wo die Menschen Abstand halten müssen und viele gesellige Anlässe nicht möglich sind, hellen geschnitzte Räben, die in der Dunkelheit in warmem Licht erstrahlen, die Stimmung auf und erfreuen alle.

«Räbeliechtli – erscht rächt!» startet am 7. November. Was ist an diesem Samstag geplant?

Die GZ und Quartiervereine rufen alle in der Stadt Zürich auf, am 7. November um 18.30 Uhr ihre Räben mit einem Kerzlein zu erhellen und das Quartier zum Leuchten zu bringen – egal wo, auf dem Balkon, im Garten, auf einem Fenstersims. Wer möchte, singt dazu das Lied «Myni Laterne». Auch zu hören um 18.30 Uhr auf Radio LoRa (97,5 MHz).

Wie kam es zu dieser Idee?

Sie stammt von einigen Quartiervereinen, mehrheitlich aus Zürich-Nord, die wie wir auch das Räbeliechtli-Brauchtum trotz Umzugsabsagen irgendwie am Leben erhalten wollten. So wurde die Idee entwickelt, die Räben zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Balkonen und im Garten zu zeigen. Und es gelang auch, LoRa für diese Aktion zu gewinnen, so dass das Räbeliechtli-Singen in einer etwas anderen Form stattfindet und auf diese Weise zumindest indirekt etwas Gemeinschaftsgefühl entsteht.

Was erwarten Sie von der Aktion?

Das gemeinsame Schnitzen macht Freude, man kann sich gegenseitig inspirieren und hat vielseitige Schnitzwerkzeuge zur Verfügung. Auch ist das Räbenschnitzen ein Anlass, um sich im Quartier zu begegnen – selbstverständlich immer mit Abstand. Seit März diesen Jahres haben sehr viele Veranstaltungen nicht stattfinden können. Die Aktion ist sicherlich ein Ansporn, auch andere traditionelle Anlässe neu zu denken und einen Weg zu finden, wie sie trotz Schutzmassnahmen stimmungsvoll durchgeführt werden können.

Was wünschen Sie sich persönlich für den Räbeliechtli-Brauch?

Dass sich möglichst viele Menschen beteiligen und eine Räbe schnitzen, die sie dann irgendwo bei sich zu Hause oder im Quartier leuchten lassen, so dass der Räbeliechtli-Brauch auch in Zeiten von Corona weiterlebt.

 

Räbeschnitzen-Daten

GZ Affoltern: 4.11., 14–18 Uhr, 7.11., 13–16 Uhr

GZ Bachwiesen: 28./29./30.10., 14–17 Uhr

GZ Buchegg: 6.11., 14–17.30 Uhr

GZ Grünau: 4./5./6.11., 14–17 Uhr

GZ Hirzenbach: 4.11., 14–17 Uhr

GZ Höngg: 4.11., 14–17 Uhr

GZ Oerlikon: 6.11., 14–18 Uhr, 7.11., 10–13 Uhr

GZ Schindlergut: 6.11.,
15–17.30 Uhr

GZ Wipkingen: 4./6./7.11., 14–16.30 Uhr

GZ Witikon: 4.11., 9.30–12 Uhr, 14–17 Uhr

GZ Wollishofen: 4./6.11.,
14–17.30 Uhr

Mehr Infos: www.gz-zh.ch

 

 

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