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Nicht alle im Seebad Utoquai wollen im gemischten Bereich baden. Bild: Instagram

Raue Töne unter den Badegästen

Von: Clarissa Rohrbach

31. Juli 2017

Die Geschlechtertrennung im Seebad Utoquai ist für Ortsunkundige schlecht ersichtlich. Wer sich verirrt, den weisen die Gäste zum Teil harsch zurecht.

«Sagen Sie mal, was erlauben Sie sich hier eigentlich?» Die Frau schaut Kaj Müller entsetzt an. Der junge Mann antwortet unschuldig: «Ich warte auf eine Freundin, sie zieht sich gerade um.» Es fällt ihm nicht auf, dass um ihn herum nur Frauen liegen, einige oben ohne. Die Dame mustert ihn von Kopf bis Fuss, als ob er ein Spanner sei. «Wir fühlen uns gestört, gehen Sie sofort weg», sagt sie giftig und winkt ihn weg. Müller ist von der unfreundlichen Manier beleidigt, versteht nicht, was er falsch gemacht hat, bis ihm der Stein des Anstosses klar wird: Im Seebad Utoquai ist das Frauendeck für Männer streng verboten. Nur ist Müller zu Besuch aus Deutschland, er kennt die Badi nicht. «Keiner hat mir die Geschlechtertrennung erklärt, wie soll ich das wissen?»

Schild übersehen

So wie Müller ergeht es einigen, welche die Badi das erste Mal besuchen. Denn an der Kasse weist niemand auf die getrennten Bereiche hin. Zwar führen Symbole die Frauen nach rechts und die Männer nach links, doch die kleinen Schriften «Nur für Frauen/Männer» sind schwer ersichtlich, wenn man nicht gerade den Kopf hebt. Nicht nur Frauen fühlen sich von Eindringlingen gestört. Laut Manuela Schläpfer, Sprecherin vom Sportamt, verirrten sich ungefähr gleich viele Männer wie Frauen. «Die Personen halten sich nicht absichtlich im falschen Bereich auf.» Missverständnisse kämen vor, wenn sich jemand im Bad nicht auskenne oder das Schild übersehe. «Die Badangestellten oder die Gäste selber weisen auf den entsprechenden Bereich hin, das Missverständnis ist schnell geklärt.» Eine auffälligere Markierung werde nicht diskutiert, die Bereiche seien ausreichend angeschrieben.

In Ruhe unter sich 

Vor Ort sieht man es weniger gelassen. «Ich muss immer wieder Männer wegschicken», meint Lorraine Curran-Vu, die seit zehn Jahren hier badet. Im Frauenbereich sei sie den Blicken nicht ausgesetzt, müsse nicht darauf achten, wie sie aussehe. «Wenn ein Mann hereinplatzt, ist das störend.» Auch im Männerbereich wird zurechtgewiesen. Laut Stammgast Jean-Michel Priou seien es vor allem Schwule, die bestimmt dafür sorgten, dass Frauen die Terrasse sofort verlassen würden. «Es handelt sich meistens um Touristinnen, die nicht wissen, wie die Badi funktioniert.» Auch er geniesst die Geschlechtertrennung: «Unter uns haben wir unsere Ruhe.» Trotz Missverständnissen sind sich Frauen und Männer in einem einig: «Nur in den separaten Zonen können wir richtig abschalten.» Deswegen sorgt man – mehr oder weniger vehement – dafür, dass diese eingehalten werden.

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