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Schiffe ohne Bewirtung

Von: Ginger Hebel

29. September 2020

Sparmassnahme: Auf einigen Zürichsee-Kursschiffen wurde das gesamte Gastro-Angebot gestrichen. Ein Grund seien die stark eingebrochenen Passagierzahlen. 

Der See ist Zürichs grösster Trumpf. «Tagblatt»-Leser Urs Heinz Aerni allerdings hat einen unschönen Ausflug auf dem Zürichsee hinter sich. Mit Begleitung bestieg er in Meilen ein Schiff in Richtung Bürkliplatz. Sie buchten 1. Klasse, wollten an Bord etwas essen und trinken. «Dann wurde uns mitgeteilt, dass kein Restaurant in Betrieb sei. Nicht einmal ein Getränkeautomat stand zur Verfügung», erzählt er verärgert. Mitfühlend bot ein Mitarbeiter an, Wasser zu bringen, falls es schwierig werden sollte. «Es ist nicht nachvollziehbar, dass nach dem 5-Franken-Zuschlag eine weitere Sparaktion den Ruf des Kantons Zürich beschädigt», sagt Aerni. Peinlich sei es ihm gewesen, seiner Begleitung diesen Zustand erklären zu müssen.

Konsum stark eingebrochen

Tatsächlich gibt es seit Mitte September auf einigen Schiffen der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) kein gastronomisches Angebot mehr. Betroffen sind die Grossen Seerundfahrten um 10.15 und 15.15 Uhr, die Oberseerundfahrt um 11.20 Uhr, der Ufenau-Shuttle um 13.20 Uhr und die Seerundfahrt um 14.10 Uhr. Alle weiteren Fahrten seien wie gewohnt bedient. Bei der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft kann man den Unmut des «Tagblatt»-Lesers sehr gut verstehen. «Der Entscheid ist jedoch der Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen geschuldet», sagt Wiebke Sander von der ZSG. Der Umsatzeinbruch betrifft vor allem den Pächter der Zürichsee-Gastro. «Da der Gastro-Konsum stark eingebrochen ist, haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, auf den umsatzschwachen Rundfahrten keine Bewirtung mehr anzubieten», sagt Roland Thalmann, Geschäftsführer der R.T. Gastro AG.

Bis Ende August verzeichneten die ZSG-Schiffe nur 69 000 Konsumationen – 90 000 weniger als im selben Zeitraum vor einem Jahr. Die Zürichsee-Gastro muss darum zwölf Stellen abbauen. Die Einschränkung des kulinarischen Angebots gelte bis auf weiteres. «Allerdings verkehren die betroffenen Kurse nur noch bis Ende der Sommersaison am 18. Oktober. Danach tritt der Winterfahrplan in Kraft», sagt Wiebke Sander. Dann sei nur noch die Grosse Seerundfahrt um 11.15 Uhr ohne Gastro-Angebot unterwegs.

Urs Heinz Aerni ärgert sich über die Sparmassnahmen. «Verpflegung der Passagiere – ohne die es keine Schifffahrt gäbe – gehört zum Rundumangebot der ZSG.» Passagierschiffe seien doch da für Menschen und nicht für den Materialtransport.

Auf anderen Schweizer Seen können Passagiere weiterhin vom kulinarischen Angebot profitieren. «Auf unseren Schiffen auf dem Thuner- und Brienzersee sind die Restaurants normal geöffnet», sagt Helene Soltermann von BLS. Aufgrund der Schutzmassnahmen sei das Platzangebot eingeschränkt. Auch der Fahrplan wurde reduziert. Auf dem Vierwaldstättersee wird nach wie vor Essen und Trinken auf den Schiffen angeboten. «Wegen Corona verkehren weniger Schiffe, daher wurde das gastronomische Angebot ein wenig reduziert», sagt Gianni Schüpbach von Tavolago.

Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) lässt ihre Schiffe gleich im Hafen und streicht die meisten Kurse ersatzlos. Grund sei mitunter die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr. Eine Schifffahrt, ohne dass einem der Wind ins Gesicht wehe, sei auch für die Passagiere einfach nicht das Gleiche.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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