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Die Tagesschule mit Mittagszeit kommt bei Schülern gut an. Bild: Clipdealer

Schulreform nach Zürcher Art

Von: Jan Strobel

15. Mai 2018

Am 10. Juni befinden die Stadtzürcher Stimmberechtigten über den Objektkredit für die zweite Pilotphase der Tagesschule 2025. Eine breite Mehrheit der Parteien befürwortet das Projekt, sieht aber auch Probleme.

Die Stadt Zürich spielt eine Pionierrolle in der Weiterentwicklung der Volksschule, so zumindest sehen es die Vertreter von SP, den Grünen, der GLP, AL, der CVP und der FDP. Um diese Vorreiterrolle auszubauen und zu festigen, kämpfen sie für die Annahme der Pilotphase II der Tagesschule 2025, über welche die Stadtzürcher Stimmbevölkerung am 10. Juni befindet. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ver­bessern, unterschiedlichen Familien­modellen gerecht zu werden und den wachsenden Bedarf an schulischer Betreuung zu gewährleisten, soll die Tagesschule flächendeckend eingeführt werden. Zurzeit setzen sechs Pilotschulen das Modell um. In der zweiten Pilotphase sollen nun 24 weitere Schulen dazukommen. Dafür wird den Stimmberechtigten ein Objektkredit von 74,57 Millionen Franken beantragt. 

Kein Gastronomiebetrieb
Eine der Pilotschulen, welche die Tagesschule bereits umsetzen, ist das Schulhaus Aegerten in Wiedikon. Man habe hier, so Roberto Rodri­guez, Präsident der Kreisschulpflege Uto, positive Erfahrungen mit der
Tagesschule gemacht. «Insbesondere für die Schülerinnen und Schüler war die Umstellung keine Herausforderung», sagt er. Sie empfänden nach eigenen Aussagen die Tagesschule als spannend, hätten Zeit zum Spielen, und das Essen sei gut. Ein wichtiger Faktor, so Rodriguez, sei die Planungssicherheit für die Eltern. 

Doch er macht auch klar: «Die Schule ist kein Gastronomiebetrieb.» Darin liege auch eine der Herausforderungen für die Schulen, besonders in der suboptimalen Infrastruktur im Bereich der Verpflegung und in der erhöhten Raumauslastung. Und: Für die Schulleitung nehme die administrative Arbeit zu. Aussagen von Lehrpersonen, welche die Mittagspausen als anstrengend und als «Durchlauf­betrieb» bezeichneten (das «Tagblatt» berichtete), kann man im Schulhaus Aegerten indes nicht bestätigen. Im Gegenteil stünden die Lehrpersonen mit vollem freiwilligem Einsatz hinter der Tagesschule. «Es wird keine Lehrperson gezwungen, mitzumachen», sagt Rodriguez. Derzeit dauert eine Mittagszeit 110 Minuten. Mit der zweiten Pilotphase soll sie auf 80 Minuten verkürzt werden, ein Faktor zur Kostenreduktion. 

Für AL-Gemeinderat Walter Angst ist die Tagesschule 2025 und insbesondere die Pilotphase II zwar klar zu begrüssen. Ein gemeinsames Mittagessen, so Angst, mache aber noch keine Tagesschule aus. Für mehr Chancengleichheit, für Integration und einen stärkeren sozialen Zusammenhalt brauche es zusätzliche pädagogische Angebote. «Und solange das räumliche Problem nicht gelöst ist, wird die Umsetzung länger dauern als bis 2025», ist er überzeugt. Auch Grünen-Gemeinderat Balz Bürgisser findet, dass «eine Tagesschule nicht automatisch besser» sei. «Es braucht begleitende Massnahmen in Form pädagogischer Gefässe wie Aufgabenhilfe und Begabungsförderung.»

 Für Eltern besteht grundsätzlich die Möglichkeit, ihre Kinder von der Mittagszeit abzumelden. Bisher wurden in den aktuellen Tagesschulen lediglich 9 Prozent der Schüler tatsächlich abgemeldet. Diese Freiwilligkeit ist besonders für die FDP und die CVP ein wichtiger Punkt. «Es soll», bekräftigt Severin Pflüger von der FDP, «niemandem ein Lebensentwurf vorgegeben werden.»

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echo@tagblattzuerich.ch

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