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Stromsparmassnahmen hin oder her: Die Strassenbeleuchtung in der Stadt Zürich wie hier an der Hardbrücke soll nachts weiterbrennen. Bild: PD

Seltene Einigkeit in Sachen Sicherheit

Von: Sacha Beuth

18. Oktober 2022

ENERGIEKRISE Obwohl es Uster vormacht, will die Stadt Zürich nicht auf ihren Energiespar-Plan zurückkehren, nachts die Strassenbeleuchtung auszuschalten. Zu hoch sind bei Politik und Bevölkerung die Sicherheitsbedenken.

Den Ernst der Lage in Sachen Energieversorgung hatte der Zürcher Stadtrat schon länger erkannt und darum auch bereits im September ein Massnahmenpaket zum Energiesparen bekannt gegeben. Dieses enthielt neben dem Verzicht auf die Beleuchtung öffentlicher Gebäude oder der Reduktion der Wassertemperatur in Hallenbädern in einem zweiten Schritt auch die Abschaltung der Strassenbeleuchtung in der Nacht. Nach Protesten aus der Bevölkerung, die Sicherheitsbedenken äusserten, kam man aber wieder davon ab.

Anders in Neuenburg oder ganz aktuell in Uster, der drittgrössten Stadt im Kanton Zürich. Dort wird die Sorge um eine allfällige Stromknappheit offenbar höher gewichtet als ein allfälliger Anstieg der Strassenkriminalität. So sind seit Montag in Uster die Beleuchtung an Gemeinde- und Kantonsstrassen werktags von 01:00 bis 05:00 Uhr komplett ausgeschaltet. Je nach Bedarf könnte die Massnahme laut Angaben der Ustermer Behörden auch auf die Wochenenden ausgedehnt werden. Auf diese Weise wird der Energieverbrauch Usters um den Bedarf von rund 110 Einfamilienhäusern reduziert.

Würde die Massnahme in der Stadt Zürich angewandt, hätte sie ebenfalls eine beachtliche Wirkung. Zwar liesse sie sich nicht ganz 1:1 von Uster kopieren, da auf die Fahrzeiten der VBZ Rücksicht genommen werden müsste. «Aber bei einer Ausschaltdauer von 01:45 bis 04:15 Uhr könnte rund 15 Prozent der Energie der gesamten öffentlichen Beleuchtung der Stadt eingespart werden», schreibt Irene Tschopp, Kommunikationsbeauftragte beim Departement Industrielle Betriebe. Trotzdem erachtet der Zürcher Stadtrat, der eine solche Massnahme übrigens in eigener Kompetenz beschliessen könnte, die Abschaltung der Weg- und Strassenbeleuchtung als problematisch. Aus Gründen der Sicherheit und der technischen Machbarkeit werde dies derzeit nicht weiterverfolgt.

Und auch im Gemeinderat sind keine Vorstösse dahingehend zu erwarten. Im Gegenteil: In seltener Einmütigkeit betonen SP, Grüne, FDP und SVP, dass Stromsparen nicht auf Kosten der Sicherheit gehen darf. «Die Strassenbeleuchtung ist ein wichtiger Pfeiler der Gewaltprävention und der Sicherheit von uns allen. Vor allem für Frauen ist zudem das subjektive Sicherheitsgefühl vermindert, wenn die Strassenbeleuchtung fehlt», teilt Anna-Béatrice Schmaltz, Gemeinderätin der Grünen, auf Anfrage mit. Daneben trage die Strassenbeleuchtung laut SVP-Gemeinderätin Camille Lothe zur Sicherheit auf der Strasse bei. «Alle Verkehrsteilnehmer sind in der Nacht durch bessere Lichtverhältnisse vor Unfällen geschützt.»

Bei der Frage nach Alternativen zum Stromsparen beziehungsweise was zu tun ist, wenn die Massnahmen der Stadt nicht reichen sollten, ergeben sich aber wieder Unterschiede. Während die FDP gemäss ihrem Fraktionspräsidenten Michael Schmid «einstweilen» auf die Wirkung der städtischen Massnahmen vertraut, will die SVP eine langfristige Planung mit dem Bau neuer AKWs, derweil die Grünen zusätzlich das Abschalten von Leuchtreklamen und digitalen Werbebildschirmen vorschlagen und die SP neben Stromsparmassnahmen eine grosse Solaroffensive fordert.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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