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Sicher durch den Verkehr
Von: Ginger Hebel
Veloprüfung: Vor 75 Jahren fand die erste bewilligte Veloprüfung in der Stadt Zürich statt. Mittlerweile ist sie obligatorisch. 3405 Fünftklässler nehmen derzeit in den verschiedenen Quartieren daran teil.
Tara schwingt sich aufs Velo. Sie ist konzentriert und auch ein bisschen aufgeregt, ob alles so klappt, wie sie es geübt hat. Die Elfjährige absolviert zusammen mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern der Schule Mattenhof die Veloprüfung. Die Prüfungsstrecke durch das Quartier Schwamendingen ist fünf Kilometer lang, mit Steigungen, Linksabbiegen, Einspuren und Vortrittsregelung. Intensiv haben sich die Fünftklässler auf den grossen Tag vorbereitet.
Am Montag fand die erste Veloprüfung dieses Jahres in Schwamendingen statt. In den kommenden Tagen folgen die Prüfungen in den anderen Stadtquartieren. Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Stadtzürcher Veloprüfung haben auch die Stadträte Karin Rykart und Filippo Leutenegger die Strecke absolviert. «Für mich als Schulvorsteher ist es wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler sicher mit dem Velo in der Stadt bewegen können», betont Filippo Leutenegger. Er absolvierte seine Veloprüfung damals in Albisrieden und mag sich noch heute an dieses Erlebnis erinnern. Für ihn als Vater sei es daher immer klar gewesen, dass seine Kinder mit dem Velo nur dann auf die Strasse dürfen, wenn sie die Veloprüfung im Sack haben. «Das ist dann auch für die Eltern beruhigend.»
Dieses Jahr werden 3405 Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse an der Veloprüfung teilnehmen (im Vorjahr waren es 3236). Die Prüfung findet in den verschiedenen Quartieren statt, damit die Kinder dort sicher unterwegs sind, wo sie wohnen und zur Schule gehen.
Die Sicherheit zählt
Die Geschichte der Veloprüfung geht auf das Jahr 1943 zurück. Damals wurde sie von der kantonalen Verkehrsliga durchgeführt, musste aber aufgrund akuten Pneu-Mangels während des Krieges bis 1947 ausgesetzt werden. Am 30. August 1947 fand die erste bewilligte Verkehrsprüfung statt; durchgeführt von den Radfahrerverbänden. In den vergangenen Jahren wurden die Prüfungsstrecken in den Quartieren kontinuierlich ausgeweitet und signalisiert. Als letzte haben die Quartiere Witikon und Industrie eigene Prüfungsstrecken erhalten. Die meisten Kinder besitzen Velos, andere müssen sich eines ausleihen, um an der Prüfung teilnehmen zu können. Einige sind aufgrund mangelnder Fahrfähigkeit nicht in der Lage teilzunehmen, weil sie es nie gelernt haben. Tara und ihre Schulkolleginnen und -kollegen sind unterwegs. Mustergültig strecken sie vor dem Abbiegen den Arm heraus, spuren ein, halten an, wenn es die Verkehrssituation erfordert.
Eine knappe halbe Stunde später kommen die Ersten zurück, darunter auch Tara. Sie holt sich Gold. Wer die Veloprüfung fehlerfrei absolviert, bekommt eine Goldmedaille. Bei ein bis zwei Fehlern gibts Silber, bei drei bis fünf Fehlern Bronze. «Die Medaille ist nur ein sportlicher Anreiz. Entscheidend ist, dass die Kinder sicher Velo fahren und sich im Verkehr bewegen», sagt Verkehrsinstruktor Martin Wild, der sich seit vielen Jahren für die Veloprüfung engagiert und mit Freude Kinder schult.
Velofahren gehört dazu
Auch die Lehrerinnen und Lehrer der Fünftklässler freuen sich darüber, dass ihre Schützlinge mit so viel Spass am Anlass teilnehmen. Sie sind sich einig: Zürich werde immer mehr zur Velostadt. Da sei es wichtig, dass die Kinder richtig geschult würden. «Velofahren im Stadtverkehr ist anspruchsvoll. Es ist sinnvoll, dass die Veloprüfung für Schulkinder obligatorisch ist», findet Stadträtin Karin Rykart. Früher war die Teilnahme freiwillig. Durchgeführt wurde die Prüfung damals noch durch eine eigene Kommission. 1983 wurde die Theorieprüfung im Schulunterricht obligatorisch. Im gleichen Jahr wurde die Verkehrsschulungsanlage Aubrugg in Betrieb genommen, die den Verkehrsgarten am Bucheggplatz ablöste. Seit 2014 stellen die Verkehrsinstruktoren der Stadtpolizei Zürich im Auftrag des städtischen Schulamts den Verkehrsunterricht für alle Stadtzürcher Schulkinder sicher und bereiten sie auf die Veloprüfung vor.
Es sind nur ganz wenige Kinder, die an der Veloprüfung mehr als fünf Fehler machen. Oft ist Prüfungsangst und Aufregung mit im Spiel. Verkehrsinstruktor Martin Wild ist überzeugt: Mit dem Velofahren ist es wie mit dem Schwimmen. Wenn sie es früh lernen, dann können sie es alle. «Gerade beim Velofahren ist es wichtig, dass man es ihnen lehrt, und sie dann auch fahren lässt.» Tara strahlt. Sie freut sich, dass sie fehlerfrei durch die Prüfung gekommen ist. Sie zieht sich die Goldmedaille über den Kopf und fährt mit dem Velo davon.
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