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Grossandrang für eine freie Mietwohnung: Um die Wohnmarktsituation zu entspannen, fordert die SP die Stadt auf, mehr Liegenschaften zu erwerben. Symbolbild: Twitter

Stadt in der Zwickmühle

Von: Sacha Beuth

28. Februar 2023

WOHNUNGSNOT Laut Statistik Stadt Zürich hat der Anteil von renditeorientierten Immobilienfirmen am lokalen Wohnungsmarkt im letzten Jahr massiv zugenommen. Die SP sieht darin einen Grund für die hohen Mieten und fordert die Stadt auf, mehr Liegenschaften zu erwerben. Doch diese Massnahme könnte sich als Bumerang erweisen.

2566 Wohnungen sind laut einem kürzlich von Statistik Stadt Zürich publizierten Bericht im Jahr 2022 in der Stadt Zürich fertiggestellt worden. 637 mehr als im Jahr zuvor. Das Bedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum konnte damit aber nicht mal ansatzweise befriedigt werden. Zumal 1422 Neubauwohnungen durch private, sprich renditeorientierte Gesellschaften erstellt wurden. Dadurch konnten sie ihren Mietwohnungsbestand auf über 36 Prozent ausbauen. Das Nachsehen haben die öffentliche Hand, Baugenossenschaften und Privatpersonen – und damit zumeist auch die Mieter, die höhere Mietpreise bezahlen müssen. So beträgt laut Stadt die Bruttomiete im Neubau für eine 3-Zimmer-Wohnung bei einer gemeinnützigen Vermieterschaft aktuell durchschnittlich 1502 Franken, bei einer renditeorientierten dagegen 3060 Franken.

Für die SP der Stadt Zürich ein Skandal. Sie fordert darum den Stadtrat auf, endlich im grossen Stil Liegenschaften zu kaufen, «denn die Kostenmiete bei Genossenschaften oder der Stadt ist immer günstiger als eine Rendite-Miete von einem Immobilienkonzern», sagt SP-Gemeinderätin Lisa Diggelmann. Konkret müssten Stadt und Genossenschaften zusätzlich zu ihrer aktuellen Bautätigkeit pro Jahr mindestens 500 Wohnungen kaufen. Nur so könne das vom Volk beschlossene Drittelsziel (Urnengang «Bezahlbare Wohnungen für Zürich» vom 27. November 2011) erreicht werden. Ebenso könnte der im Juni zur Abstimmung kommende Wohnraumfonds als neues Förderinstrument helfen, das Problem zu lösen. «Mit dem Wohnraumfonds wird ein Mittel geschaffen, welches unter anderem den gemeinnützigen Bauträgern ermöglicht, Abschreibungsbeiträge zu erhalten. Das heisst, eine Genossenschaft kann beim Kauf eines Grundstücks oder einer bestehenden Liegenschaft mit den renditeorientierten Immobilienfirmen mithalten und trotzdem bezahlbare Mietpreise anbieten», so Diggelmann.

Preistreibende Wirkung?

Beim Hauseigentümerverband Zürich findet der Lösungsvorschlag der SP überhaupt keinen Anklang. «Das hätte verheerende Folgen. Wenn die Stadt mit immer noch mehr Steuergeldern Wohnungen kauft, dann bleiben weniger Wohnungen auf dem freien Markt übrig, was besonders bei einer wachsenden Bevölkerung und damit einhergehend bei einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum preistreibend wirkt», ist Albert Leiser, Direktor des Hauseigentümerverbandes Zürich, überzeugt.

Auch die Stadt selbst will von einem stärkeren Engagement beim Liegenschaftenkauf nichts wissen. «Wenn die Stadt in einer Phase, in der auf dem Markt bereits Höchstpreise bezahlt werden, pro Jahr eine feste Zahl von Wohnungen erwerben müsste, müsste sie selbst Höchstpreise bezahlen. Die Wohnungen wären dann zwar dem Markt entzogen, jedoch würde dieses fixe Ziel der Stadt in vielen Fällen die Preise in die Höhe treiben. Gemeinnütziger Wohnungsbau zu einem tragbaren Preis wäre dann kaum mehr möglich, auch die Kostenmiete wäre viel zu hoch», schreibt das zuständige Finanzdepartement auf Anfrage.

Die Stadt befindet sich somit in einer Zwickmühle. Einerseits hat sie den Auftrag, den Anteil gemeinnütziger Wohnungen zu erhöhen. Andererseits darf sie nicht zu aktiv werden, weil sonst die Liegenschaften- und hernach die Mietpreise noch weiter in die Höhe schiessen.

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