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«Tagblatt» als Türöffner für den BAZ-Deal
Von: Lucia M. Eppmann
Das «Tagblatt der Stadt Zürich» ist verkauft. Neue Besitzerin ist die Zeitungshaus AG. Das seit Jahren bewährte «Tagblatt»-Team, unter meiner Leitung, bleibt, wie auch der Redaktionssitz im Tamedia-Gebäude an der Werdstrasse 21.
Mit dem Kauf der «Basler Zeitung» erweitert Tamedia ihr Portfolio an Tageszeitungen und setzt damit die Umsetzung ihrer publizistischen Strategie fort. Die Zeitungshaus AG, als Besitzerin der BAZ, übernimmt im Gegenzug die Beteiligung von 65 Prozent an der Tagblatt der Stadt Zürich AG von Tamedia sowie von der Lokalinfo AG Zürich deren 35-Prozent-Anteil am «Tagblatt».
«Die ‹Basler Zeitung› ist stark in der Nordwestschweiz verwurzelt und passt perfekt zu unseren Tageszeitungen in Zürich und Bern», erklärt Pietro Supino, Verleger und Verwaltungsratspräsident von Tamedia, der sich bereits seit mehr als zehn Jahren mit einem möglichen Kauf der BAZ befasst hat. «Diese Chance mussten wir deshalb nutzen, auch wenn uns der Verkauf des ‹Tagblatts der Stadt Zürich› sehr schwer fällt.»
Die neue Eigentümerin wird die Zürcher Traditionszeitung (siehe Kasten) im bewährten Konzept und in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich weiterführen. Die mit der Stadt ausgehandelten Vereinbarungen im Rahmen des Amtsblattvertrags, die klar definieren, dass die Zeitung politisch, weltanschaulich und religiös neutral sein muss und auf politische Kommentierungen zu verzichten sei, werden auch künftig eingehalten. CEO Rolf Bollmann betont: «Das ‹Tagblatt der Stadt Zürich› wird kein SVP--Blatt, und es wird keine Änderungen in der publizistischen Ausrichtung geben.» Auch werde von Besitzer- oder Verlegerseite kein Einfluss auf die Redaktion genommen.
Die Redaktorinnen und Redaktoren sowie das Verlags- und Anzeigen-Team, die teilweise schon seit Jahrzehnten mit grosser Sorgfalt, viel innerem Know-how und hohen Qualitätsansprüchen Woche für Woche ein neues «Tagblatt» für die Zürcherinnen und Zürcher herausgeben, werden mit den bestehenden Arbeitsverträgen übernommen.
Zusammen mit den neu zu erwerbenden Titeln wird die Zeitungshaus AG 1,3 Millionen Exemplare pro Woche herausgeben. Die Transaktionen werden nun von der eidg. Wettbewerbskommission geprüft.
Eine der ältesten Zeitungen Europas
Das «Tagblatt der Stadt Zürich» zählt zu den ältesten noch erscheinenden Zeitungstiteln Europas. Am 20. Februar 1730 erschien die erste Ausgabe unter dem Titel «Donnerstags-Nachrichten», herausgegeben vom Zürcher Berichthaus. Seit 1863 fungiert das «Tagblatt der Stadt Zürich» als städtisches Amtsblatt. 1974 stellte der Titel auf Gratisverteilung um. 1978 verkaufte die Berichthaus AG ihre Mehrheit an die Jean Frey AG, die ihrerseits 1982 eine Mehrheit der Berichthaus AG von 70 Prozent an den «Tages-Anzeiger» weiterverkaufte. In der 1984 geschaffenen Tagblatt AG beteiligten sich der «Tages-Anzeiger» und die NZZ mit je 40 Prozent, die Jean Frey AG mit 20 Prozent. Eine neutrale Redaktionskommission mit Einsitz der Stadt überwacht seither den Redaktionskurs und die Einhaltung des Redaktionsstatuts. 1991 erwarb Tamedia die Mehrheit an der Tagblatt AG. Im Jahr 2ooo bauten Tamedia und die NZZ das «Tagblatt der Stadt Zürich» unter dem Titel «Zürich Express» als Kampfblatt gegen «20 Minuten» auf. Mit der Übernahme von «20 Minuten» durch Tamedia erschien ab 2003 wieder das «Tagblatt der Stadt Zürich» als amtliche Tageszeitung, die seit 2006 wöchentlich im Tabloidformat jeweils am Mittwoch erscheint.
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