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Bald in allen Schulen der Stadt Usus: Essensausgabe über Mittag (Beispiel Tagesschule Pfingstweid). Bild: Sabrina Ritz

Tagesschule für die ganze Stadt Zürich

Von: Sacha Beuth

15. März 2022

An der Gemeinderatssitzung vom letzten Mittwoch hat die rot-grüne Mehrheit beschlossen, die freiwillige Tagesschule in Zürich ab dem Schuljahr 2023 / 24 flächendeckend einzuführen. Den definitiven Entscheid darüber fällt aber das Stimmvolk.

Das Thema «Tagesschule» hatte im Gemeinderat schon in der Vergangenheit heftige Debatten zwischen den Befürwortern, die mehrheitlich aus dem rot-grünen Lager stammen, und den zumeist bürgerlichen Gegnern ausgelöst. Und so war es wenig verwunderlich, dass sich die politischen Pole auch am letzten Mittwoch um die stadträtliche Vorlage stritten, die eine flächendeckende Einführung der freiwilligen Tagesschule ab dem Schuljahr 2023 / 24 vorsieht. Bislang waren einzelne Schulen im Pilotversuch als Tagesschulen geführt worden. Wie in der Vergangenheit setzte sich auch dieses Mal die linke Mehrheit im Gemeinderat durch, auch wenn Mitternacht schon vorbei war, bis die letzten Details besprochen waren.

Entsprechend erfreut zeigte sich hinterher die SP in ihrer Medienmitteilung zum Thema: «Das Modell Tagesschule stösst mehrheitlich auf Zustimmung unter allen Beteiligten – unter den Schüler*innen, den Lehrpersonen, dem Betreuungspersonal und den Eltern.» Dieses Schulmodell ermögliche es, einerseits Eltern, Familie und Beruf besser zu vereinbaren und erhöhe dabei die Chancengleichheit. Andererseits ergäbe sich für die Schule der Vorteil, dass so Unterricht und Betreuung stärker zusammenwachsen könnten. Bereits im Gemeinderat hatten Vertreter von SP und Grünen darauf hingewiesen, dass für die Tagesschule ein hoher Anteil an qualifiziertem Personal wichtig sei und an diesem Punkt keinesfalls gespart werden dürfe.

6 statt 9 Franken Gebühr

Die Kosten sind denn auch der Punkt, der bei den Bürgerlichen offenbar für am meisten Ärger und Widerstand sorgt. Durch überhöhte Ansprüche der Linken würde aus der Tagesschule «light» eine Tagesschule «vollfett». Zudem würden Familien, die ihre Kinder über Mittag selber betreuen möchten, finanziell benachteiligt. Die SVP lehnt die flächendeckende Tagesschule ebenfalls ab und wies unter anderem darauf hin, dass für die flächendeckende Tagesschule neben den vom Stadtrat vorgesehenen rund 174 Millionen Franken an einmaligen Investitionen jährlich wiederkehrende Kosten von mehreren Millionen Franken hinzukämen.

Bei der Frage, wie hoch der Anteil sein soll, den Eltern an die Mittagsverpflegung zu zahlen hätten, hatte der Stadtrat eine Gebühr von 9 Franken vorgeschlagen. Das sind 3 Franken mehr, als es der derzeit geltende Einheitstarif in den Tagesschulen für gebundene Mittage vorsieht, und damit würde der Kostendeckungsgrad von 25 auf 34 Prozent erhöht. Während die SP überhaupt keine Mittagsgebühr wollte und die FDP einen abgestuften Tarif zwischen 4.50 und 9 Franken verlangte, sprachen sich Grüne, AL und GLP für 6 Franken aus. Letztere Variante wurde dann auch von der Gemeinderats-Mehrheit gutgeheissen.

Die Tagesschule bleibt nach wie vor freiwillig, gilt jedoch als Standardmodell. Das heisst, dass Eltern, deren Kinder nicht über Mittag in der Schule bleiben und dort verpflegt werden sollen, diese aktiv abmelden müssen. Zuvor galt dies für das ganze Schuljahr, neu soll es aber auch möglich sein, Kinder im Tagesschulmodell von einzelnen gebundenen Mittagen abmelden zu können.

Im Trockenen ist die flächendeckende Tagesschule trotz Gemeinderats-Ja aber noch nicht. Die Vorlage geht nun in die Redaktionskommission und gelangt darauf für eine zweite Lesung erneut in den Rat. Das letzte Wort hat das Stimmvolk. Wann der Urnengang dazu stattfindet, ist unklar. Der nächstmögliche reguläre Abstimmungstermin Ende September scheint einigen zu knapp, weshalb eine Sonderabstimmung für Anfang Juli diskutiert wird.

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