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Zürcher Kiffer können sich für eine neue Cannabis-Studie anmelden. (Bild: Adobe Stock)

Tausende Kiffer gesucht

Von: Von Christian Saggese

19. März 2024

In Deutschland soll Kiffen bald legal sein, in der Schweiz wird dieser Schritt noch wissenschaftlich analysiert. Auf Zürcher Gebiet gibt es nebst der «Züri Can»-Studie bald ein neues Forschungsprojekt. Hierfür braucht es 7500 Kiffer.  

Deutschland macht vorwärts. Auch wenn die Politiker derzeit noch über die konkrete Umsetzung und die damit einhergehenden Einschränkungen streiten, soll der Cannabiskonsum in unserem Nachbarland ab April grösstenteils legalisiert werden.

Die Schweiz hingegen lässt sich Zeit. Auf Zürcher Boden gibt es neu gleich zwei wissenschaftlich begleitete Studienprojekte, die sich noch mehrere Jahre lang mit den Auswirkungen des legalen Kiffens beschäftigen. Seit gut einem Jahr und noch bis 2026 läuft das rein städtische Projekt «Züri Can», an dem unter anderem das Gesundheitsdepartement beteiligt ist. Und Anfang Woche wurde vom Zürcher Verein Swiss Cannabis Research eine neue, fünfjährige Cannabis-Studie vorgestellt. Diese wird durch Spenden finanziert udn umfasst 34 Gemeinden des Kantons Zürich. Bei beiden Projekten können sich Zürcher, die bereits kiffen, derzeit noch anmelden, um als Studienteilnehmer legal Cannabis zu beziehen. Im Gegenzug nehmen sie regelmässig an Umfragen zu ihrem Konsum und Wohlbefinden teil.

Gesundheit geht vor

Die beiden Projekte verfolgen zwar unterschiedliche Schwerpunkte, im Grundkern haben sie aber das gleiche Ziel. Und zwar der Politik und Gesellschaft Daten zu liefern, die helfen sollen, über eine Legalisierung zu entscheiden. So wird in Zusammenarbeit mit der Uni Zürich und weiteren Fachinstitutionen unter anderem eruiert, inwiefern der Schwarzmarkt durch den bewilligten Verkauf ausgetrocknet werden kann und wie stark es der Gesundheit hilft, wenn künftig nicht mehr chemisch bearbeitetes, sondern biologisches, also «sauberes» Gras im Umlauf ist. Oder, welche Formen der Präventionsmassnahmen es bei einer Legalisierung benötigen würde. Denn bei beiden Studien geht es nicht etwa darum, möglichst viel Cannabis zu verkaufen, sondern der Fokus liegt auf der Gesundheit. So wird auch das neue Cannabis-Projekt von ausgebildeten Fachkräften begleitet, die beispielsweise jenen unter die Arme greifen können, die mit ihrem Konsum nicht mehr klarkommen.

Vor allem Männer

Mit «Züri Can» zeigt sich das städtische Gesundheitsdepartement nach einem Jahr sehr zufrieden. Laut Sprecherin Silvana Trapasso seien die Erwartungen in mehrfacher Hinsicht erfüllt worden. Aus der Bevölkerung und von der Stadtpolizei habe es bisher keinerlei Beanstandungen gegeben. Von den 2100 Studienplätzen sind mittlerweile 1930 besetzt. 80 Prozent der Teilnehmenden sind Männer, das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren.

Für die neue Studie werden derzeit 7500 Kiffer gesucht, der Bewerbungsprozess läuft. Wer mitrauchen will, muss volljährig sein und weitere Kriterien erfüllen. Letztlich kommen aber nur 5000 Personen in den Genuss des biologisch angebauten legalen Cannabis. 2500 Konsumenten hingegen werden per Losverfahren in die Gruppe «C» eingeteilt, wo sie zwar an der Studie teilnehmen, ihre Ware aber weiterhin über den bisherigen Weg besorgen müssen. Dank dieser Kontrollgruppe lassen sich direkte Vergleiche zwischen Legalität und Illegalität ziehen.

Im Gegensatz zu «Züri Can» wird es bei der neuen Studie keine Social Clubs (eine Art «Coffee Shops») geben. Vielmehr wird das Cannabis in unterschiedlichen Formen und Stärken in bestimmten Läden verkauft (zu Beginn unter anderem in Zürich, Winterthur und Schlieren), danach kann es nach Belieben an einem «nicht öffentlich zugänglichen Ort» konsumiert werden, so der Verein. Der Datenschutz sei gewährleistet. Mit den ersten Ergebnissen sei in ein bis zwei Jahren zu rechnen.

Für die neue Studie anmelden:
swisscannabis-center.ch

Ihre Meinung zum Thema?
echo@tagblattzuerich.ch

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