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Reduziert den Lärm, sorgt aber auch für Attraktivitätsminderung und Qualitätseinbussen beim öffentlichen Verkehr: Tempo-30-Zone in Zürich. Bild: PD

Tempo-30-Zonen in der Kritik

Von: Sacha Beuth

16. März 2021

Der Ausbau der Tempo-30-Zonen hat einen negativen Einfluss auf den öffentlichen Verkehr, denn dieser wird laut ZVV dadurch langsamer und teurer. Stadträtin Karin Rykart will trotzdem daran festhalten – auch weil man von Gesetzes wegen zu Lärmschutzmassnahmen verpflichtet sei. 

Als am Montag letzter Woche der Zürcher Verkehrsverbund ZVV die Fahrpläne für 2022 / 23 bekanntgab, sorgte ein Punkt für besondere Aufmerksamkeit: die Auswirkungen des Ausbaus der Tempo-30-Zonen auf den öffentlichen Verkehr. Der wird nämlich wie der private motorisierte Verkehr ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Wie ZVV-Sprecher Thomas Kellenberger in einem Artikel der «NZZ» erklärte, würden sich durch die Temporeduktion die Fahrzeiten und Reiseketten verlängern. Und um die bestehenden Fahrplantakte aufrechtzuerhalten, bräuchte es zusätzliche Fahrzeuge. Würde etwa die Stadt Zürich wie geplant Tempo-30-Zonen flächendeckend einführen, entstünden dadurch laut Angaben der VBZ Mehrkosten von bis zu 20 Millionen Franken für den öffentlichen Verkehr. Gemäss diversen Medienberichten stehen darum als mögliche Sparmassnahmen auch Einstellungen ganzer Linien, wie etwa des 38er-Busses in Höngg, im Raum. Zwar lehne der ZVV deswegen Tempo-30-Zonen nicht grundsätzlich ab. Dennoch müssten sich die zuständigen Behörden auch überlegen, wie man Qualitätseinbussen beim ÖV vermeiden könne.

Beim zuständigen Sicherheitsdepartement ist man sich der Problematik durchaus bewusst. Dessen Vorsteherin Karin Rykart will trotzdem am Ausbau der Tempo-30-Zonen festhalten. «Die Lärmsanierung in Zürich hat hohe Priorität. Die Stadt Zürich ist wie alle Gemeinden von Bundesrecht her gesetzlich verpflichtet, überall dort, wo die Bevölkerung von Lärm über dem Grenzwert betroffen ist, den Lärm zu senken. Das geschieht am effizientesten und in erster Linie an der Quelle, also beim motorisierten Verkehr.» Die Stadträtin betont, dass die Wirkung von Tempo 30 zur Lärmreduktion unbestritten sei, und verweist auf eine im Juli 2020 publizierte Studie, die gemeinsam von Stadt und Kanton Zürich durchgeführt wurde. Der zufolge kam es dank der Temporeduktion von 50 auf 30 km/h zu einem Rückgang des Schalldruckpegels um 0,6 bis 2,9 Dezibel (tagsüber) beziehungsweise 1,1 bis 2,6 Dezibel (nachts).

Bezüglich der zu erwartenden Zusatzkosten für den öffentlichen Verkehr wegen der flächendeckenden Tempo-30-Zonen weist Rykart darauf hin, dass die genannten 20 Millionen Franken zulasten der VBZ lediglich eine Schätzung sei. Ob und inwieweit der Steuerzahler hierfür aufkommen müsse, sei eine Frage, die politisch noch nicht geklärt ist.

Platz ist begrenzt

Statt der Tempo-30-Zonen vermehrt auf separate Spuren und / oder eine Bevorzugung an den Ampelanlagen für den ÖV zu setzen, ist laut Rykart keine allumfassende Alternative. «In Zürich wird der ÖV an den Ampeln schon bevorzugt; das System gilt weltweit als vorbildlich. Und es gibt, wo möglich, auch schon separate Spuren und Trassen für den ÖV. Diese zu erhalten oder auszubauen, ist für die Attraktivität des ÖVs von Bedeutung. Es ist aber eine Frage des Platzes, und der ist bekanntlich begrenzt.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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