mobile Navigation

News

Ralph Greile (r.) übergibt symbolisch mit dem aktuellen Trikot der Schweizer Fussballnati den Fussball-Corner Oechslin an Mikael Portmann, Geschäftsführer 11Teamsports Schweiz. Bild: Sacha Beuth

Trikotübergabe in Zürichs Fussballer-Paradies

Von: Sacha Beuth

01. Juni 2021

Die kürzlich bekannt gegebene Fusion des Fussball-Corner Oechslin mit der 11teamsports GmbH hat kaum ein Medienecho ausgelöst. Dabei steht das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sportgeschäft wie kein anderes für Pioniergeist, Exklusivitäten, einzigartige Aktionen und als Sehnsuchtsort für grosse und kleine Fussballerherzen. Alte und neue Geschäftsführung wollen, dass das auch in Zukunft so bleibt. 

«Fussball-Corner Oechslin». Wenn diese Worte fallen, leuchten bei fussballaffinen Zürchern die Augen. Das Sportgeschäft am Schaffhauserplatz ist ihr Paradies, hat es doch Generationen mit den neusten Stollenschuhen oder Schienbeinschonern, vor allem aber mit dem Originaltrikot ihres jeweiligen Lieblingsvereins und meist auch mit dem Namensschriftzug und der Rückennummer des Lieblingsspielers ausgerüstet. Doch wie der Schriftzug eines zu oft gewaschenen T-Shirts wird bald auch der Name «Oechslin» verschwinden. Vor zwei Wochen gab die Geschäftsleitung bekannt, dass das Unternehmen mit 11teamsports fusionierte und künftig unter dessen Markennamen weiterlaufen wird.

Primus Greile junior, bis dato Verwaltungsrat des Fussball-Corner und verantwortlich für dessen strategische Ausrichtung, betont, dass die Entscheidung für die Fusion nicht leicht gefallen sei. «Aber die Entwicklungen in unserer Branche haben uns dazu gezwungen. Der Aufwand und das Risiko wurden immer grösser und die Margen immer kleiner.» Mit 11teamsports habe man aber einen Partner gefunden, mit dem man die Defizite beheben und weiterhin im Markt bestehen könne.

Alles für den Fussball

Es ist ein Markt, in dem der Fussball-Corner und sein Gründer, der am 4. Januar 2021 mit 87 Jahren verstorbene Heinrich «Heini» Oechslin, eine Pionierrolle spielten. Schon als Schüler in Wollishofen faszinierte Oechslin alles, was mit Fussball zu tun hatte. Er kickte nicht nur selber, sondern gilt auch als treibende Kraft bei der Gründung des FC Wollishofen. Seine beruflichen Sporen verdiente er sich bei Bally ab, wo er sich vom KV-Lehrling bis zum Filialleiter und Chefeinkäufer für Handtaschen hocharbeitete. Inspiriert von einem Händler in England, der ein eigenes Fussballartikel-Fachgeschäft eröffnet hatte, beschloss Oechslin, dies auch in der Schweiz umzusetzen. Er machte sich selbstständig und eröffnete 1974 im Schuhgeschäft Wegmann beim Milchbuck seinen ersten Fussball-Corner. Das Geschäftsmodell schlug ein, so dass Oechslin nur zwei Jahre später in eine eigene Verkaufsräumlichkeit am heutigen Standort am Schaffhauserplatz umziehen konnte. 1984 stiess Primus Greile senior, Vater von Primus junior und dem aktuellen Geschäftsführer Ralph Greile, zum Unternehmen und sorgte als Geschäftsführer und Minderheitsaktionär dafür, dass der von Oechslin initiierte Weg eine solide finanzielle Basis bekam.

«Generell aber hatte Heini einen hervorragenden Riecher. Und dank seiner guten Kontakte liessen sich tolle Sonderaktionen realisieren», erzählt Primus Greile junior. Sein Bruder Ralph nennt als Beispiel die Signierstunde mit dem holländischen Weltstar Ruud Gullit im Jahr 1988. «Ich war damals zwar noch ein Teenager, der sich damals für ein Autogramm aus der Schule gemogelt hatte. Aber ich erinnere mich noch genau, wie wir Absperrungen am Gebäude anbringen mussten, damit die Leute uns nicht die Bude einrannten.»

Mit solchen Aktionen, vor allem aber mit vielen Spezialitäten und Exklusivitäten konnte der Fussball-Corner bis etwa 2010 seine Position als Marktführer in der Schweiz behaupten. «Doch seither sind immer mehr auf unseren Zug aufgesprungen. Zugleich begannen die Hersteller, bei der Lancierung neuer und exklusiver Produkte grosse Sportartikel-Fachgeschäfte zu bevorzugen. Diese haben meist ein riesiges, zentrales Warenlager und können jede Schuh- und Kleidergrösse x-fach abdecken, was uns bei unserem relativ kleinen Lager nicht möglich war», erzählt Primus Greile junior. «Die Lösung war somit, sich nach einem starken Partner umzusehen.» Heini Oechslin und Primus Greile senior hätten sich damit lange schwergetan. «Wir hatten viele Diskussionen deswegen. Schliesslich willigten die beiden ein. Heini jedoch nur unter der Bedingung, dass vom neuen Besitzer alle Mitarbeitenden übernommen werden.»

So wurden die erst losen Gespräche mit 11teamsports GmbH Mitte 2020 konkretisiert, eine gemeinsame Strategie entwickelt und schliesslich die Übernahme unter Dach und Fach gebracht. Zur Erleichterung der gegenwärtigen Fussball-Corner-Crew und zur grossen Freude von Mikael Portmann. «Mit seiner grossen Stammkundschaft und der erfahrenen Belegschaft wird uns der Fussball-Corner helfen, uns noch besser in der Schweiz zu etablieren», ist der Geschäftsführer von 11teamsports Schweiz überzeugt. Er wie Ralph Greile wünschen sich, dass das fusionierte Unternehmen auch weiterhin als Sehnsuchtsort für grosse und kleine Fussballerherzen dient.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare