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Unnötige Umwege
Von: Ginger Hebel
Aufreger: Ein Teilabschnitt der Birchstrasse in Seebach soll für Autofahrer gesperrt werden. Obwohl über 600 Wohnungen und Gewerbe, Tiefgaragen und Besucherparkplätze entstehen. Diese wären nur mit Umwegen durchs Quartier erreichbar.
Schlechte Stimmung in Seebach: Die Stadt plant mit dem «Gestaltungskonzept Birchstrasse», die Birchstrasse im Abschnitt zwischen Katzenbach und Glatttalstrasse für den motorisierten Individualverkehr zu sperren. Darüber kann der Stadtzürcher SVP-Gemeinderat Stephan Iten, der selber in Seebach wohnt, nur den Kopf schütteln. Zusammen mit Politikerinnen und Politikern sämtlicher Parteien fordert er die Stadt auf, zu prüfen, wie auf die Sperrung verzichtet werden und der Ist-Zustand (Tempo 30) belassen werden kann. Die Baugenossenschaften Linth-Escher und Glattal Zürich erstellen an der Birchstrasse Ersatzneubauten mit über 600 Wohnungen und den vorgeschriebenen Autoabstellplätzen.
Die Wohnprojekte befinden sich bereits im Bau und werden in jährlichen Teilschritten bis 2027 bezogen. Beide Projekte sind das Ergebnis von Architekturwettbewerben, die unter enger Begleitung durch die Stadt Zürich durchgeführt wurden. Die beabsichtigte Sperrung des erwähnten Teilabschnitts der Birchstrasse kommt für die beiden Bauträger sehr überraschend. «Angesichts der vorangehenden Planungsprozesse und der im Bau befindlichen Siedlungen finden wir es nicht in Ordnung, dass die Stadt es nicht für notwendig erachtete, den Dialog mit den Direktbetroffenen zu suchen und die Karten offen auf den Tisch zu legen», sagt Christian Portmann, Geschäftsführer Baugenossenschaft Linth-Escher. Linth-Escher erstellt mit dem Neubau Birch Seebach 291 Wohnungen und gewerbliche Erdgeschossnutzungen. «Gewerbeflächen sind aktuell grundsätzlich schwierig zu vermieten, dies gilt insbesondere auch für Seebach. Ohne direkte Verkehrsanbindung wird dies noch zusätzlich erschwert, auch besteht ein erhebliches Leerstandsrisiko», erklärt Portmann und betont, wie wichtig der Baugenossenschaft Vernetzung und Belebung im Quartier seien.
Aus diesem Grund planen sie eine Bäckerei mit Café und einen baumbestandenen Quartierplatz als Begegnungszone. Es ist das grösste Bauvorhaben in der über 80-jährigen Geschichte der Genossenschaft.
Parkplätze vermietet
Die ersten Mieter sind bereits eingezogen, alle 153 Parkplätze in der Tiefgarage sind vermietet. Bedarf ist vorhanden, zumal es auch immer weniger Parkplätze in den Blauen Zonen gibt. Gerade wurden an der Honigstrasse alle 19 Parkplätze aufgehoben. Auch Grüne-Gemeinderat Matthias Probst ist der Meinung, dass es wenig Sinn mache, Hunderte von Parkplätzen vom Netz abzuhängen. «Die Birchstrasse ist die Hauptverbindung aus dem Quartier. Wenn sie einfach gesperrt wird, fahren die Leute über die Nebenverbindungen hinaus.»
Die Stadt Zürich hat das «Gestaltungskonzept Birchstrasse» ausgearbeitet. Es entsteht eine grüne Mitte mit Bäumen, Parkbepflanzung, Aufenthaltselementen und Quartierplatz. Fussgänger und Velofahrer sollen gemäss Stadt zu Hauptakteuren in diesem Raum werden, der Autofahrer dagegen tendenziell zum «Gast». Wie das Zürcher Tiefbauamt auf Anfrage mitteilt, befinde man sich im Moment noch in einem ergebnisoffenen Prozess. Man prüfe aus der Partizipation mit dem Quartier Varianten. «Unseres Erachtens ist eine direkte Anbindung unserer neuen Siedlung Birch Seebach an das übergeordnete Strassennetz unabdingbar», sagt Christian Portmann und hält fest: «Es war nie unsere Absicht, das aufgrund unserer Neubauten entstehende zusätzliche Verkehrsaufkommen den übrigen Quartierbewohnerinnen und -bewohnern aufzubürden.»
Auch der Werksverkehr, die Versorgung des öffentlichen Dienstes, die Kuriere und Blaulichtorganisationen wären von den Umfahrungen betroffen. «So ein Mehrverkehr kann und darf nicht durch bewohntes Quartier abgewickelt werden», sagt Stephan Iten.
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