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Urbane Lustfahrt durch Zürich mit Stil

Von: Werner Schüepp

06. August 2019

Hunderte herausgeputzte Velo-Enthusiasten pedalen am Samstag, 17. August, anlässlich des Blue Style Rides durch die Limmatstadt. Die originellsten Outfits und Zweiräder werden prämiert.

Eine Woche nachdem die Street-Parade-Raver mit ihrer wummernden Bassmusik das Feld geräumt haben, findet in Zürich erneut eine Parade statt. Sie ist allerdings viel leiser und eleganter, selbst ­viele Stadtbewohner kennen sie nicht: Gemeint ist der Blue Style Ride, eine Velorundfahrt für Individualisten, denen ihr Zweirad genauso viel bedeutet wie ein attraktives Outfit. Der Gegensatz zur weltgrössten Technoparty könnte nicht augenfälliger sein: Die Teilnehmer des Blue Style Rides radeln grösstenteils auf antiken Fahrrädern durch die Gegend und präsentieren sich dabei in schicker Sonntagsgarderobe. Organisiert wird die urbane Lustfahrt von Jeroen van Rooijen, der viele Jahre lang in der NZZ als Stilkritiker eine Kolumne schrieb, sich selbstständig machte und heute im Viadukt ein Büro für Inhaltsentwicklung betreibt.

Kein Kampfmittel für Politik

Wie kam er auf die Idee mit der Velorundfahrt? «Die erste Ausgabe fand 2011 in Zürich statt. Wir wollten das Velo in einem ästhetischen Zusammenhang zeigen, nicht wie so oft nur als Kampfmittel der Verkehrspolitik», sagt Van Rooijen. Die zwei ersten Austragungen hiessen noch «Gentlemen’s Run» und waren ausschliesslich für Männer. «Es war toll, schloss aber die halbe Bevölkerung aus. Also haben wir die Veranstaltung unbenannt, und seither machen auch 50 Prozent Frauen mit.» Seit 2016 finden für stilbewusste Zweiradliebhaber mit Knickerbockern, Lederschuhen, High Heels und Sandaletten Style Rides auch in Basel statt, im vergangenen Jahr startete der Anlass erstmals in Genf.

Erschienen zum ersten Ride noch knapp 70 Leute, sind es heute bis zu 300. Der Event sei in den vergangenen Jahren grösser, bunter und kreativer geworden, erzählt Van Rooijen. In den Anfangszeiten war der Stil der Teilnehmer stark Retro-orientiert, man sah viele Anzüge aus Tweed und historische Velos. Van Rooijen: «Seit einigen Jahren nehmen aber auch Modernisten, BMX-Kids, Fixie-Fans, Rennvelo-Freaks und ‹böse Buben› auf Choppern und Lowridern am Event teil.» Die Teilnahmebedingungen sind unkompliziert: Mitmachen können alle, die ein mit Muskelkraft betriebenes Ein-, Zwei- oder Dreirad besitzen. «Wir fahren nicht auf abgesperrten Strassen, sondern benutzen für die Rundfahrt die normalen Wege für Velos», sagt Organisator Van Rooijen. Die maximale Teilnehmerzahl der dreistündigen Rundfahrt (mit Zwischenhalten) ist auf 300 begrenzt, damit die Veranstaltung überschaubar ist und durchführbar bleibt. Um den Velofahrern die Qual der Kleiderwahl zu erleichtern, gibt es keinen Dresscode, aber dieses Jahr erstmals ein Motto: «A Touch of Blue». Die Organisatoren wünschen sich einen Umzug, in dem Blautöne dominieren. «Aber es wird bestimmt kein Teilnehmer wegen einer falschen Kleiderfarbe weggeschickt», verspricht Van Rooijen. Das Herausputzen lohnt sich übrigens, denn eine mitfahrende Jury erkürt am Schluss den stylishsten Teilnehmer.

Die Routen

Der Blue Style Ride umfasst drei Etappen. Nach der Besammlung beim Start, dem 25 Hours Hotel Zürich-West, geht es Richtung Hardturm und Limmat zur Werdinsel. Der Weg führt weiter über die Europabrücke Richtung Altstetten, wo es auf dem Pausenplatz des Schulhauses Feldblumen eine erste Rast samt Erfrischung gibt.

Auf der zweiten Etappe radeln die Teilnehmer zum ehemaligen Zollfreilager nach Albisrieden und von dort weiter nach Wiedikon zum Friedhof Sihlfeld. Weitere Stationen sind Fritschiwiese, Idaplatz, Lochergut, vorbei am Bullingerplatz und via Hardbrücke hinüber zum Viadukt, wo bei der Stiftung St. Jakob der zweite Verpflegungsstopp geplant ist.

Die dritte Etappe startet beim Lettenviadukt Richtung Milchbuck und Jugendhaus Dynamo. Nach der Überquerung der Limmat gelangen die Radler zum Landesmuseum. Mitten in der Stadt geht es anschliessend via Löwenstrasse zum Lindenhof hinauf und dann zum Rennweg. Bahnhofstrasse, Paradeplatz, Bahnhof Selnau, Kaserne und Europaallee sind weitere Fixpunkte, bevor die Drahtesel-Fans zum Schluss der Tour beim 25  Hours Hotel Langstrasse eintreffen.

Organisator Jeroen van Rooijen fährt höchstpersönlich mit. Vermutlich trage er, je nach Wetter, ein himmelblaues Oxford-Hemd, eine Krawatte aus japanischen Blaustoffen und dazu entsprechende Espadrilles. Auf was freut er sich am meisten? «Der erste Teil der Rundstrecke ist ganz nach meinem Geschmack. Aber auch auf die dritte und letzte Etappe, bei der wir uns ins samstagnachmittägliche Shopping-Gewimmel der Innenstadt stürzen, freue ich mich besonders.»


Weitere Informationen:

Blue Style Ride 2019, Sa., 17.8., 11 Uhr
(bei schlechtem Wetter  31.8.)
25 Hours Hotel, Pfingstweidstr. 102
8005 Zürich
www.styleride.ch

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