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Gewollte Segregation: Um die geschlechtergetrennten Bereiche im Freibad Utoquai zu erhalten, legten sich Badigäste mit dem Sportamt an. Bild: PD

Utoquai-Badigäste setzen sich durch

Von: Sacha Beuth

23. April 2019

Die Sommersaison hat gerade erst begonnen, schon gibts Ärger im Freibad Utoquai. Weil die geschlechtergetrennten Abteile deutlich verkleinert werden sollten, liefen vorab weibliche Gäste dagegen Sturm. Nun ist das Sportamt zurückgekrebst.

Die meisten Freibäder der Stadt Zürich öffnen am 11. Mai ihre Tore. Die Badi Utoquai dagegen startete schon am 13. April in die Sommersaison 2019. Und musste sich bereits einem Sturm der Entrüstung insbesondere weiblicher Stammbadegäste stellen. Grund war die geplante Verkleinerung der geschlechtergetrennten Abteile. Nach dieser wären die bisher nach Frauen und Männern separierten Bereiche auf der Grundebene in eine gemischtgeschlechtliche Zone umfunktioniert worden.

«Als ich davon erfuhr, bin ich aus allen Wolken gefallen», erzählt Amsél Muheim, die seit ihrer Jugend das Utoquai besucht und als ein Sprachrohr der Betroffenen fungiert. «Der Frauenbereich ist immer sehr gut besucht, oft besser als der gemischte. Frauen jeden Alters schätzen es, eine Weile nur unter sich zu sein.» Durch die Reduzierung der geschlechtergetrennten Bereiche auf die obere Plattform müssten zudem sowohl weibliche wie männliche Badegäste durch den gemischten Bereich gehen. «Diese Massnahme kann nur jemand angeordnet haben, der keine Ahnung hat, wie wichtig den Frauen «ihr» Abteil im Utoquai ist.»

Erhöhtes Platzproblem

Die Psychologin organisierte darum mit Gleichgesinnten umgehend Widerstand. Zu diesem Zweck wurden die Medien informiert, eine Onlinepetition lanciert und das Sportamt sowie dessen Vorsteher Filippo Leutenegger angeschrieben.

Offenbar mit Erfolg, denn am letzten Mittwoch gab Stadtrat Leutenegger bekannt, «von einer partiellen Aufhebung der geschlechtergetrennten Bereiche im Erdgeschoss abzusehen». Trotzdem wehrt man sich beim Sportamt gegen den Vorwurf der Unkenntnis der Sachlage: «Wir wissen sehr wohl um die Bedürfnisse der Frauen und Männer in den geschlechtergetrennten Bereichen», betont Marc Caprez, Leiter Kommunikation beim Schul- und Sportdepartement. «Den Entscheid, einen Teil davon aufzuheben, trafen wir, um einerseits dem Platzproblem zu begegnen. Denn an schönen Sommertagen platzt das Utoquai aus allen Nähten, da erhöhen geschlechtergetrennte Bereiche nur das Problem.» Andererseits müssten gegenwärtig Männer durch den Frauenbereich und Frauen durch den Männerbereich laufen, wenn sie zu Sauna, Massage oder Paddelbootvermietung gelangen wollen. «Das hat auch nicht allen gefallen, und darum gab es nicht nur negative, sondern auch viele positive Rückmeldungen für die Massnahme.»

Das Sportamt plant nun während der laufenden Saison eine breit angelegte Befragung, um die Haltung der Badegäste zur künftigen Einteilung der Bereiche zu eruieren. Die Resultate sollen als Entscheidungsgrundlage für die Einteilung der Bereiche in der Badesaison 2020 dienen.

Dagegen wehren sich nun wieder die Stammgäste. «Wir sind zwar erleichtert und glücklich, dass Herr Leutenegger so rasch auf uns eingegangen ist», sagt Rita Torcasso, Initiantin der Petition. Die «Zählung und Auswertung» sei jedoch unnötig und eine Verschwendung von Steuergeldern. Damit der Frauenbereich «wirklich bleibt», laufe die Unterschriftensammlung weiter.

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