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Andreas und Fleur Seiler auf ihrem gepachteten Land im Dunkelhölzli. Hinter ihnen zu sehen: Der Weg der Ovalbahn. Bild: SWE

«Warum nimmt man uns das weg?»

Von: Stine Wetzel

15. Mai 2018

Am 10. Juni stimmen die Zürcher über das 10-Millionen-Franken-Gartenareal Dunkelhölzli ab. Die Vorlage ist breit abgestützt, FDP und SVP sind dagegen. Ein Ja zur Vorlage hätte vor allem für einen Landwirt aus Schlieren Konsequenzen.

Der Landwirt schaut übers Grün, in Richtung Wald, seufzt. «Was will man mehr?» Dass Andreas Seiler das Herz aufgeht, wenn er im Dunkelhölzli, am Rande Altstettens, steht, ist keine Frage. «Es ist einfach schön hier.» 3,8 Hektaren hat der 43-Jährige nach eigenen Angaben von der Stadt gepachtet: Weideland, Acker, ein Feld für Blumen zum Selbstpflücken, Fruchtfolgefläche. In diesem Jahr ist Weizen an der Reihe, nächstes Jahr wäre es Zuckerrübe, dann wieder Weizen, dann Raps. Doch genau hier planen Grün Stadt Zürich und Entsorgung und Recycling Zürich das Gartenareal Dunkelhölzli.

Am 10. Juni stimmen die Zürcher darüber ab, ob zwischen Dun­kelhölzlistrasse und Salzweg für 10,5  Millionen Franken ein Areal mit Familien- und Gemeinschaftsgärten entstehen soll (das «Tagblatt» berich­tete). Die Vorlage hat viele Befürworter: SP, Grüne, GLP, CVP, EVP, AL stehen hinter dem parkähnlichen, öffentlich zugänglichen Areal als Naherholungsgebiet.

Parkchaos und Landverlust

FDP, SVP, der Zürcher Bauernverband und Bewohner des Quartiers wollen am liebsten alles beim Alten belassen und wehren sich gegen die Gestaltung eines der «letzten Biotope der Stadt». Zudem befürchten die Anwohner, dass sich die Parkierproblematik noch verschärfen wird. Schon jetzt herrsche an den Wochenenden das Parkchaos.

Die Gartenareal-Gegner brechen auch für den Bauern Andreas Seiler eine Lanze. Andreas Seiler und seine Frau Fleur haben die «Berghofranch» in Schlieren 2009 von seinen Eltern übernommen. Das Land im Dunkelhölzli macht ein Drittel des gesamten Betriebs aus. Die Betriebszweige: Islandpferde in Offenstallhaltung, Mutterkuhhaltung, Ackerbau, Futterbau, Selbstschnittblumen.

Martin Haab, SVP-Kantonsrat und Vorstandsmitglied des Zürcher Bauernverbands, etwa lobt Seiler für die «nachhaltige und umweltbewusste Bewirtschaftung» im Dunkelhölzli nach IP-Suisse-Richtlinien und bedauert, «dass einmal mehr wertvolles Kulturland einer anderen Bestimmungen zugeführt werden soll». Christine Bräm, Direktorin von Grün Stadt Zürich, lässt den Einwand nicht gelten: «Die Fruchtfolgeflächen, auf denen Teile des Gartenareals entstehen, bleiben weitgehend erhalten.»

Zweifel am Ersatzland

Ein Ja zur Vorlage wäre für Seiler nicht existenzbedrohlich, aber «sehr blöd», wie er sagt. Ihm sei zwar Realersatz in Albisrieden-Waldegg für seine Landwirtschaft in Aussicht gestellt worden – und die Ackerfläche sei absolut in Ordnung für seine Bedürfnisse –, doch die Familie zweifelt daran, dass sie den Ersatz auch wirklich zeitnah bekäme. Zum Ersatzland selbst kann Grün-Stadt-Zürich-Direktorin Bräm keine Auskunft geben. Nur so viel: Man stehe mit dem Pächter in Kontakt, und Grün Stadt Zürich sei es gewohnt, «auch kurzfristig und flexibel auf Veränderungen zu reagieren».

Ersatzlos verloren wäre für Familie Seiler im Falle eines Ja die Ovalbahn. Die Bahn ist für das Training mit Islandpferden da, für Turniere und Kinderreiten – laut Seiler ein Argument für Kunden, ihr Pferd bei ihnen einzustellen, das dann wegfalle. «Eine Bewilligung für eine zweite Bahn ist utopisch», sagt Fleur Seiler. Für sie ist das geplante Gartenareal nicht nur aus persönlicher Sicht fatal. «Das ist doch Idiotie. Warum will man uns das hier für viel Geld wegnehmen, wenn das Ziel ein Naherholungsgebiet ist? Da ist doch bereits eins!»

Seilers Meinung nach ist die Ovalbahn auch auf einem Hochmoor, das es zu schützen gilt, platziert. Da jedoch widerspricht Bräm von Grün Stadt Zürich: «Bei den durch das Projekt Dunkelhölzli beanspruchten Grundstück handelt es sich nicht um ein Moorgebiet, und die Fläche steht auch nicht unter Schutz.»

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