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Eine Situation in einem Bus, die auf Facebook kursiert. Abstand halten ist unmöglich. (Bild: Facebook)

Was macht der ÖV?

Von: Christian Saggese

19. Januar 2021

Volle Trams, Züge und Busse: Von Abstandsregeln im ÖV keine Spur. Doch den Verkehrsbetrieben sind bei der Entlastung die Hände gebunden. 

Passagiere, die Schulter an Schulter im Bus und im Tram stehen. Menschen, die sich in grossen Massen in die Züge drängen. Es sind Bilder, die während der Corona-Zeit irritieren, ja manche gar verängstigen. Und viele fragen sich: Warum müssen Läden und Restaurants schliessen, doch gegen diese Menschenansammlungen wird nichts unternommen? «Die Situation ist prekär», sagen drei Kundenbegleiter, tätig bei den SBB und den VBZ, dem «Tagblatt». Sie würden sich bei den Ticketkontrollen um die eigene Gesundheit fürchten.

Tatsächlich sind die Öffentlichen Verkehrsmittel durch die Schutzmassnahmen auf den ersten Blick wenig tangiert. Zwar gibt es die Maskenpflicht und das Nachtnetz wird beim ZVV derzeit nicht angeboten. Ansonsten ist der ÖV im Rahmen der neusten Schutzmassnahmen nach wie vor kein Thema.

Keine Kapazität

Was aber unternehmen die Verkehrsbetriebe, um diese Situation zu verbessern? «Alle Transportunternehmen unternehmen intensive Anstrengungen, um das Reisen im öV möglichst sicher, sauber und komfortabel zu machen», heisst es auf Anfrage. So sagt SBB-Sprecherin Sabine Baumgartner: «Im offenen Schweizer ÖV-System ist es aber nicht möglich, Reisenden den Zutritt in die Züge zu verwehren. Jeder hat das Recht, den ÖV zu nutzen, sobald er ihn braucht.» Die SBB werde aber darauf verzichten, den Fahrplan herunterzufahren, wie es beim ersten Lockdown geschehen ist. «Aktuell sind im Fernverkehr nur halb so viele Reisende gegenüber der Vorjahresperiode unterwegs. Wir gehen davon aus, dass die Passagierfrequenz weiter runtergeht, jetzt, wo die Homeoffice-Pflicht gilt. Wir beobachten die Lage aber genau und werden reagieren, wenn gewisse Züge regelmässig überlastet sind.»

Laut Tobias Wälti, Sprecher der Verkehrsbetriebe Zürich, halte die VBZ ebenfalls am aktuellen, gewöhnlichen Fahrplan fest. «Das heisst, dass grundsätzlich alle verfügbaren Fahrzeuge sowie das ganze Personal wie vor der Pandemie im Einsatz stehen.» Somit würden auch die Möglichkeiten fehlen, mehr Kurse oder längere Fahrzeuge anzubieten. «An vielen Stellen im Verkehrsnetz liesse sich die heutige Frequenz auch gar nicht erhöhen.»

Letztlich seien es die Passagiere, die mithelfen und sich an die geltenden Schutzmassnahmen halten müssten, heisst es von beiden Verkehrsbetrieben. Zwar verhalte sich ein Grossteil der Fahrgäste vorbildlich, was beispielsweise die Maskenpflicht betrifft. Ebenfalls wichtig sei es aber, wenn möglich Stosszeiten zu vermeiden, die Hygieneregeln zu beachten und Online-Services zu nutzen.

Interne Lösungen

Wie aber sieht es bei den ÖV-Mitarbeitenden aus? Auf die Bedenken der eingangs erwähnten Kundenbegleiter angesprochen, erklärt SBB-Sprecherin Baumgartner, die Gesundheit der Reisenden und der Mitarbeitenden habe oberste Priorität, weshalb es für die verschiedenen Berufsgruppen innerhalb der SBB eigene Schutzkonzepte gäbe. Bei der Ticketkontrolle sieht das Konzept unter anderem vor, dass Billette und Ausweise bis auf weiteres via Sichtkontrolle überprüft werden können, um die Dokumente nicht anfassen zu müssen.  Und für besonders gefährdete Personen gelten spezielle, je nach Aufgabe ausgestaltete Schutzmassnahmen.

Bei den VBZ wurde seit Frühling 2020 ganz auf Ticketkontrollen verzichtet, mittlerweile taste man sich wieder heran. Für die Kontrolleure stünden nebst Schutzmasken auch Handschuhe und Schutzbrillen zur Verfügung. «Aufgrund der durchgehenden Belastung durch Schutzmasken wurden zusätzliche Maskenpausen eingeführt», so Tobias Wälti. Auf bestimmte Kontrollformen, welche zu einem Aufstauen der Fahrgäste führen können, werde derzeit verzichtet. «Mitarbeiter aus Risikogruppen werden in Tätigkeiten mit besserem Schutz eingesetzt oder, wenn dies nicht möglich ist, von der Arbeitspflicht befreit, bis die Pandemie wieder Einsätze ermöglicht. Für Kundenberater, die das Risiko persönlich als zu hoch empfinden, besteht die Möglichkeit, vorübergehend im Fahrdienst eingesetzt zu werden. Mehrere Mitarbeitende haben von dieser Option Gebrauch gemacht. Das Angebot gilt weiterhin.»

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