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Seit vielen Jahren ist der Räbeliechtli-Umzug in Zürich ein grosses Erlebnis für Kinder, die ihre geschnitzten Kunstwerke zeigen. Archivbild: Nicolas Y. Aebi

Wenn Räben und Augen um die Wette leuchten

Von: Isabella Seemann

01. November 2016

Die Räbeliechtli-Umzüge in Zürich starten bereits am 2. November. Bis dahin wird in Schulen und Gemeinschaftszentren fleissig und kreativ geschnitzt. Angebaut werden die Räben beim Bauern Albert Schumacher.

Bald singen die Kinder wieder und ziehen mit ihren ausgehöhlten und verzierten Räbeliechtli durch Zürichs Strassen und Gassen. Das vorweihnachtliche Lichterfest symbolisiert den Übergang vom Herbst zum bevorstehenden Winter. Im Gegensatz zur bekannten Richterswiler Räbe-­Chilbi sind die Lichter­umzüge in den Zürcher Stadtquartieren aber ein junges Brauchtum; es hat sich erst Mitte der 1970er- Jahre verbreitet. Eingeführt wurde der Räbeliechtliumzug in Zürich von Lehrer Emil Stauber, der im Jahr 1921 in Wollishofen den ersten dieser Umzüge veranstaltete. In den folgenden Jahren fanden sporadisch derartige Umzüge in Quartieren statt. Unter anderem standen Baugenossenschaften dahinter, die den Gemeinsinn unter den Mietern fördern wollten.

Seit den 1980er-Jahren finden nun alljährlich in fast allen Quartieren Räbeliechtli-Umzüge statt. Die Organisation und die Durchführung der Stadtzürcher Räbenlichterumzüge obliegen hauptsächlich den Gemeinschaftszentren und Quartiervereinen. Der Auftakt macht das Quartier Oberstrass, wo schon am kommenden Freitagabend die Strassenlaternen ausgeschaltet werden, damit die Räben umso heller leuchten. Rund 600 Kinder der Schulhäuser Scherr und Turner werden erwartet. Bereits zum vierten Mal organisiert Barbara Demetz vom Vorstand Quartierverein Oberstrass den Oberstrasser Räbeliechtli-Umzug mit. «Und jedes Mal bin ich von neuem bewegt, wie die Kinderaugen und die Räben um die Wette leuchten», schwärmt sie.

Räben vom Bauernhof

Ende Oktober sind die Räben für die Schnitzarbeiten bereitgestellt worden. Albert Schumacher, der an der Katzenseestrasse in Zürich-Affoltern einen Bauernhof betreibt, liefert rund 500 Stück in Kindergärten und in die Schulzimmer von Oberstrass. Die Bauern säen die anspruchslose Kulturpflanze nach der Gerste oder den Frühkartoffeln. Ursprünglich wurden die weissen Rüben, wie die Räben auch noch heissen, vor allem dem Vieh verfüttert. Ältere Leute können sich zudem an das Räbenmus – früher ein Armeleuteessen – erinnern, das mit Kümmel und Gewürzen angereichert wurde, um den intensiven Räbengeruch zu verfeinern. Die weisse Rübe ist auch heute noch, wenngleich selten, auf Menükarten in den Restaurants aufgeführt, als Gemüse oder Suppeneinlage. Angebaut werden die Räben aber insbesondere für die Lichterumzüge.

Sonne, Mond und Sterne . . .

So beginnen die Buben und Mädchen dieser Tage wieder mit kunstvollem Schnitzen: Sonne, Mond und Sterne, Herzli und Häsli. Die Schnitzarbeiten erfordern viel Geduld, doch die Vorfreude auf das Lichterfest in der kalten, dunklen Novembernacht motiviert.

Damit die Laternen der Kinder mit ihrem Leuchten auch wirken und man den funkelnden Umzug auch bewundern kann, werden die Anwohner gebeten, die Lichter in ihren Wohnungen während der Umzüge zu löschen. Danach treffen sich alle zu Märlitee und Schoggibrötli. «Auch im Internetzeitalter tragen die Kinder voller Stolz die Räbeliechtli», sagt Barbara Demetz, «und erfreuen sich an der schönen, lichterfüllten Stimmung.»

Zürcher Räbeliechtli-Anlässe im Überblick

Räbeliechtli-Umzug Oberstrass: Fr., 4. 11.,19 Uhr, ab Pausenplatz Schulhaus Scherr
Räbenschnitzen mit Umzug: QZ Aussersihl, Bäckeranlage Sa., 5. 11., 14 Uhr. Schulhaus Hardau Bullingerstr. 62, 14 Uhr
Räbenschnitzen GZ Affoltern: 2. 11., 14 Uhr/5. 11., 13 Uhr. Umzug: 5. 11., 18 Uhr, ab Kleintieranlage Schwandenholz oder Rest. Unter- dorf oder Evang. Zentrum Glaubten oder Bächlerstrasse zum GZ Affoltern
Räbenschnitzen GZ Bachwiesen: 2./3./4. 11., 14 Uhr. Umzug: 5. 11., 17.15 Uhr GZ Bachwiesen, 18 Uhr, In der Ey bei Schulhaus
Räbenschnitzen GZ Buchegg: 9./10. 11., 14 Uhr. Umzug: 12. 11., 17.50 Uhr, GZ Buchegg zur Röslischüür
Räbenschnitzen GZ Grünau: 2./3. 11., 14 Uhr. Umzug: 4. 11., 18.30 Uhr, ab Schulhaus Grünau zum GZ Grünau
Räbenschnitzen GZ Hirzenbach: 2. 11., 14 Uhr Umzug: 4.11., 18.30 Uhr, durch Schwamendingen ab Schulhaus Hirzenbach
Räbenschnitzen GZ Höngg/Rütihof: 5. 11., 14 Uhr, Schüür (GZ Rütihof). Umzug: 5. 11., ab Kürbergstr. / Am Börtli (Besammlung: 18.45 Uhr) oder Regensdorfer-/Segantinistr. (18.45 Uhr) oder Tramstation Frankental (18.35 Uhr) oder Schulhaus Rütihof (18.30 Uhr) oder Schulhaus Am Wasser (18.45 Uhr) zur Kirche Höngg
Räbenschnitzen GZ Hottingen: 2. 11., 9.30 Uhr, im Pflegiraum Klosbachstrasse 118. Räbeliechtli-Singen: 3. 11., 18.30 Uhr, im Arterpark Minervastrasse
Räbenschnitzen GZ Leimbach: 11. 11., 14 Uhr/12. 11., 10 Uhr Umzug: 12. 11., 18.30 Uhr, ab altem GZ
Räbenschnitzen GZ Loogarten: 8. 11., 14.30 Uhr/9. 11., 14 Uhr 10./11. 11., 15.30 Uhr/12. 11., 14.30 Uhr Umzug: 12. 11., 18 Uhr, ab GZ Loogarten zum Lindenplatz
Räbeliechtli-Umzug GZ Oerlikon: 4. 11., 19 Uhr, vom MFO Park zum Ligusterwäldli, für kleinere Kinder verkürzte Route: 19.15 Uhr ab GZ Oerlikon zum Ligusterwäldli
Räbenschnitzen GZ Schindlergut: 4. 11., 14 Uhr, im GZ für Kinder in Begleitung
Räbenfest mit Umzug: 4. 11., 18 Uhr, im Schindlerpark, nach dem Umzug gibt es Suppe
Räbenschnitzen GZ Wipkingen:
2./4./5. 11., 14 Uhr Umzug: 5. 11., 17.15 Uhr, ab Schulhaus Letten zum
GZ Wipkingen
Räbenschnitzen GZ Witikon: 2. 11., 9.30 Uhr (Kleinkinder in Begleitung), 14 Uhr (Kinder ab 6 J.) Umzug: 2. 11., 18.45 Uhr ab Katholischer Kirche
Räbenschnitzen GZ Wollishofen: 2. 11., 14.30 Uhr/4. 11., 14 Uhr, im GZ Neubühl (Kinder unter 6 Jahren in Begleitung) Umzug: 5. 11., 17.45 Uhr, durch Wollishofen ab Schulhaus Entlisberg

Frisch vom Feld: Räben können auch gegessen werden. Bild: PD

Topf-Tipp: Wurzelgemüse (für 4 Personen)

600 g Räben, Bodenkohlrabi, Pastinaken, Pfälzer, Rüebli, Schalotten. Butter zum Dünsten. 1 dl Fleisch- oder Hühnerbouillon. 1-2 TL Zucker. Salz, Pfeffer, 1 Bund Schnittlauch geschnitten. Zubereitung: Wurzelgemüse in Stücke schneiden. Butter in weite Pfanne geben und schmelzen. Gemüse beigeben. Bouillon, Zucker, Salz beigeben, zudecken und das Gemüse bei kleiner Hitze weichdünsten. Zum Glasieren verbliebene Flüssigkeit ohne Deckel einkochen, bis glänzender Sirup entsteht. Gemüse darin schwenken, dass es einen schönen Glanz bekommt. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Schnittlauch bestreuen.

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