mobile Navigation

News

Wespenplage nervt Städter

Von: Ginger Hebel

11. August 2020

Dauereinsatz: Weil der Frühling zu warm und trocken war, konnten die Wespenköniginnen ungestört ihre Nester bauen. Zürcher Schädlingsbekämpfer rücken derzeit 20 bis 40 Mal pro Woche aus. 

Anstatt die Sommerabende auf dem Balkon und im Garten zu verbringen, verbarrikadiert sich «Tagblatt»-Leserin Natalie Brunner in der Wohnung. Sie ist verzweifelt. Ihr Problem: Die vielen Wespen und Hornissen, die ihr um den Kopf schwirren, sobald sie draussen sitzt.

So wie ihr ergeht es derzeit vielen Zürcherinnen und Zürchern: Sie leiden unter der Wespenplage. «Die Situation ist derzeit problematisch. Wir haben doppelt so viele Einsätze wie letztes Jahr», sagt der Stadtzürcher Schädlingsbekämpfer Fritz Zehnder. Mit seinem 17-köpfigen Experten-Team von Ratex steht er Tag und Nacht im Einsatz. Wegen Wespen rücken sie aktuell rund 20 bis 40 Mal pro Woche aus. «Der Frühling war zu warm und trocken, darum sind viele Insekten früher aus der Winterstarre erwacht»,
erklärt der Fachmann. Weil es im April keinen Kälteeinbruch gab, waren die Wespenköniginnen
bereits unterwegs und bauten in Ruhe ihre Nester. Jetzt im Hochsommer hat die Population mit bis zu 7000 Wespen pro Volk ihren Höhepunkt erreicht.


Zwei Meter lange Nester

Im Imkeranzug rückt er zu den Einsatzorten aus und entfernt die teilweise bis zu zwei Meter langen Wespen- und Hornissennester. «Wenn möglich, siedeln wir sie um, aber das geht nicht immer», sagt Fritz Zehnder. Nur 20 bis 30 Prozent aller Nester sind freihängend, die meisten befinden sich in Dachstöcken und schwer zugänglichen Rollladenkästen. Mit einem speziellen Schaum oder Puder tötet er den Wespenstaat ab. «Auf die Dosis kommt es an. Die Tiere sollen nicht unnötig leiden.»



In seiner Karriere wurde er bislang nur wenige Male gestochen. «Als Kammerjäger muss man die Tiere und ihre Biologie verstehen.» Wespen und Hornissen seien vor allem gefährlich für Kinder und Al­lergiker, wenn sie beim Essen und Trinken nicht aufpassen und eine Wespe sie in den Mund- und Rachenraum sticht. Wer eine Grillparty feiert, weiss, wie lästig Wespen sein können, die wild herumschwirren, allen voran die Deutsche und die Gemeine Wespe. «Wespen lieben Fleisch, Glace und zuckerhaltige Getränke. Wer grilliert, lockt sie an. Darum ist es wichtig, Esswaren draussen immer abzudecken.»

Auch bei der Schädlingsbekämpfung Stadt Zürich gehen aktuell viele Anrufe ein. «Die Leute fühlen sich von den Wespen gestört», sagt Marcus Schmidt. Auch wenn sie insofern nützlich seien, weil sie viele Insekten wie Mücken und Spinnen fressen, können sie zur Bedrohung werden. Besorgten Eltern rät er, Kindern eine Wasserspritze in die Hand zu drücken, «Wespen duschen gar nicht gern».

Volk stirbt im November

Fritz Zehnder steht seit 40 Jahren im Einsatz und gehört somit zu den ältesten Kammerjägern der Stadt. «Wenn ein Nest nicht stört und man sich mit den herumfliegenden Wespen arrangieren kann, muss man es nicht zwingend entfernen lassen.» Denn spätestens im November stirbt das Volk. Nur die Jungkönigin überlebt und sucht sich im darauffolgenden Frühling einen neuen Nistplatz. «Ein verlassenes Wespen- und Hornissen-Nest wird nie zweimal bezogen», sagt Zehnder.



Für Leserin Natalie Brunner ist dies nur ein schwacher Trost. Sie getraut sich kaum noch, die Fenster zu öffnen. «Wenn die Wespen stören, muss man sich fachmännische Hilfe holen. Der Vermieter steht in der Pflicht, das Wespennest von Experten entfernen zu lassen», sagt Marcus Schmidt.
Fritz Zehnder steht bereits wieder in den Startlöchern. «Wer sich einem Nest nähert und es erschüttert, macht die Wespen nur unnötig aggressiv und angriffslustig.»

Weitere Informationen:
www.ratex.ch
www.stadt-zuerich.ch/
schaedlingsbekaempfung

Tipps gegen lästige Wespen und Hornissen

 

∙ Nicht herumfuchteln. Wer sich hektisch bewegt, riskiert, gestochen zu werden.
∙ Wespen hassen Wasser. Eine Wasserspritze schafft Abhilfe.
∙ Ablenkungsfutter hinstellen, um die Wespen vom Tisch wegzulocken.
∙ Gerüche wie Schweiss und starke Parfüms locken Wespen an.
∙ Elektrische Fliegenklatschen töten Insekten mit einem Stromschlag. Allerdings hinterlässt dies einen verbrannten Geruch.
∙ Hornissen sind nachtaktiv und werden vom Licht angelockt. Daher abends Lichter löschen, Fenster öffnen und warten, bis sie wieder hinausfliegen.
∙ Bei einem Wespen- und Hornissen-Stich Gift sofort herausdrücken, nicht aussaugen, weil sich die Giftstoffe im Mund- und Rachenraum ausbreiten.
Kühlen, mit roher Zwiebel oder Tonerde einreiben, einen
Essigumschlag machen.

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare