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Michael Koller von dem EWZ repariert jede defekte Uhr in Zürich. Bild: CLA

Wie Zürichs Uhren ticken

Von: Clarissa Rohrbach

06. Februar 2013

ÖFFENTLICHE UHREN Einige Leser haben sich im «Tagblatt» über defekte Stadtuhren aufgeregt. Ein Augenschein beim EWZ zeigt, wie komplex die Reparaturen sind.

Manchmal, da bleibt die Zeit in Zürich stehen. Das ist zwei «Tagblatt»-Lesern aufgefallen, die mit ihren Leserbriefen auf defekte Uhren im öffentlichen Raum aufmerksam machten. Mel Biyik fragt sich, wieso die Stundenzeiger an der Haltestelle Hungerbergstrasse in Affoltern rund zwei Monate stillstanden und dann sogar ganz verschwanden. Auch Leser Robert Gnann nimmt die Kritik auf und stellt anhand einer defekten Uhr am Albert-Näf-Platz in Oerlikon die Qualität der Geräte infrage.

«In beiden Fällen handelte es sich um eine Abschwächung des Funksignals, wir mussten nach einer neuen Lösung suchen, das dauerte einige Wochen», sagt Michael Koller, Gruppenleiter Uhren beim EWZ. Denn 54 der insgesamt 256 öffentlichen Uhren in der Stadt werden mit einem DCF-Signal aus Frankfurt synchronisiert, welches die Zeit der Atomuhr in Braunschweig sendet. Die genaueste Uhr Deutschlands weicht in einem Jahr nur ein Millionstel einer Sekunde von der richtigen Zeit ab. Doch das Signal kann durch bauliche Veränderungen stark geschwächt werden. Ein neu erstelltes Haus, ein Kran oder auch nur eine neue Fassade genügt, und die Zeiger stehen still. «Wir entfernen sie dann oft, damit die Leute wissen, dass es sich um eine Störung handelt.»

Eine mögliche Lösung des Defekts wäre gewesen, die Zifferblätter mit einer Mutteruhr zu verkabeln, so wie die restlichen Uhren der Stadt. Die Mutteruhren, in nahen Gebäuden platziert, sind mit dem Stromnetz verbunden, über das auch die Strassenbeleuchtung reguliert wird. Sie bekommen jeden Tag um 16 Uhr einen Impuls über das EWZ-Stromnetz mit der richtigen Zeit, der sie wieder synchronisiert. Doch das Legen der Kabel bedeutet viel Aufwand und Ausgaben, eine Uhr kostet ohnehin schon 3000 Franken. «Nach genauer Abklärung haben wir uns aber für eine neue Methode entschieden, welche das Uhrwerk durch ein GPS-Zeitsignal aktualisiert.» Es handelt sich um eine Premiere für Zürich. Die Lieferung des Geräts dauerte sechs und die Testphase auch noch einige Wochen. Andere Defekte, wie Wasserschäden, alte Batterien, Kabelrisse oder Stromausfälle, können schneller behoben werden.

Bei einer Störung informiert das EWZ auch die umliegenden Kioske an den öffentlichen Plätzen und Tramhaltestellen. Denn in vielen Fällen wissen die Passanten nicht, bei wem sie nachfragen können. Und doch gehen beim EWZ rund 400 Meldungen von Zürchern pro Jahr ein, zwei Drittel davon weisen auf defekte Uhren hin. «Wir sind dankbar für jeden Hinweis, denn wir können nicht jede Uhr immer im Auge behalten», meint Koller.

Obwohl fast jeder eine Armbanduhr oder ein Handy besitzt, hängen die Zürcher an ihren öffentlichen Uhren. «Sie sind eine Referenz, man vertraut ihnen», erklärt Koller. So werden auch die Standorte anhand der Nachfrage bestimmt. Nach der Sanierung des Tramtunnels Schwamendingen verschwanden dort die Zifferblätter, doch ein Aufschrei ging durch die Quartierbevölkerung: Sie wollte ihre Uhren zurück und werden sie auch wieder erhalten. Übrigens: Die beiden Uhren in Affoltern und Oerlikon funktionieren nun wieder.

Störungen an den öffentlichen Uhren können unter uhren@ewz.ch oder 058 319 49 43 gemeldet werden.

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