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Zwei Grevyzebras nehmen im Zoo Zürich ein Sandbad. Ein Herdenmitglied starb am letzten Freitag nach einem Streit mit einem Nashorn. Bild: Zoo Zürich

Zebras und Nashörner bleiben zusammen

Von: Sacha Beuth

28. Dezember 2021

ZOO Letzten Freitag tötete auf der Lewa-Savanne des Zoo Zürich ein Nashorn ein Zebra. Trotz des tragischen Unfalls will Direktor Severin Dressen an der Gemeinschaftshaltung festhalten, zumal sich die Arten auch in der Natur den Lebensraum teilen.

Die Idylle auf der Lewa-Savanne des Zoo Zürich wurde letzten Freitag zur Mittagszeit heftig getrübt. Grevyzebra-Hengst Sjarlie war auf dem Winterplatz der Anlage mit dem Breitmaulnashorn-Bullen Kimba in Streit geraten und wurde von diesem durch einen Stoss mit dem Horn so schwer verletzt, dass das Zebra unweit des Unfallortes zusammensackte und noch vor Eintreffen des Tierarztes verstarb.

Was zum Zwist führte, ist nach Angaben des Zoos unbekannt, da niemand von den Zoomitarbeitenden den Vorfall direkt beobachten konnte. «Es kann sein, dass ein Streit um einen Heuhaufen der Auslöser war, obwohl an verschiedenen Orten Futter in ausreichenden Mengen zur Verfügung stand. Vielleicht war es aber auch etwas anderes», sagt Zoodirektor Severin Dressen. Grundsätzlich könne man sagen, dass Grevyzebrahengste oft etwas forsch auftreten und sich von einem Nashorn weniger beeindrucken lassen als zum Beispiel Zebrastuten oder Antilopen. «Wenn ein Zebrahengst dann tatsächlich mit einem Nashorn, das ja deutlich massiger ist, auf Konfrontationskurs geht, hat er wenig Chancen, als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorzugehen. Auf Gemeinschaftsanlagen gibt es deshalb immer Selektivzonen, wohin sich die ‹schwächeren› Tiere zurückziehen können und die nur ihnen vorbehalten sind. Ein gewisses Restrisiko besteht jedoch immer.»

Für Kimba, der erst dieses Jahr aus dem deutschen Schwerin nach Zürich gelangte, hat der Vorfall keine Konsequenzen. Gemeinhin gilt er als eher friedlicher Zeitgenosse, kommt gut mit anderen Tieren aus und ist von Schwerin her auch an Grevyzebras als Mitbewohner gewöhnt. «Kimba hat nach seinen natürlichen Instinkten gehandelt und hatte sicher keine Tötungsabsicht», betont Dressen.

Ein Ausnahmefall

Auch von einer räumlichen Trennung von Nashörnern und Zebras will man absehen. «Natürlich überprüfen wir unsere Haltung regelmässig, besonders nach einem solchen Vorfall, und bewerten die aktuelle Situation.» Zum jetzigen Zeitpunkt gehen man aber davon aus, dass man an der Gemeinschaftshaltung – ähnlich zur natürlichen Artenvielfalt der ostafrikanischen Savanne und der Situation im Lewa-Schutzgebiet in Kenia – weiterhin festhalte. «Durch die Vergesellschaftung müssen sich die Tiere nicht nur mit ihren Artgenossen, sondern ebenso mit anderen Arten organisieren und arrangieren, was eine sehr wertvolle Anreicherung ihres Alltags darstellt.» So dürfen die Tiere vorderhand weiterhin zusammen auf die Anlage. Und der Winterplatz wurde noch am gleichen Tag wieder für die Besucherinnen und Besucher freigegeben, sobald das Zebra abtransportiert war. Dressen verweist zudem darauf, dass es auch in der Natur ausserhalb des Beutegreifer/Beute-Schemas immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Tieren und Tierarten kommt, die nicht gut enden. Trotzdem bleibe ein solcher Vorfall eine Ausnahme.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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