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Für die 80er-Jahre wurde im Landesmuseum eine Videospielhalle nachgebaut. Bild: Joerg Brandt

Zeitreise durch die Videospielwelt

Von: Christian Saggese

21. Januar 2020

Games  Pac-Man, Super Mario, Counter-Strike, Candy Crush ... Videospiele sind trotz manchen Vorurteilen zu einem Milliardengeschäft geworden. Das Landesmuseum widmet diesem Thema eine Ausstellung.  

Es gibt so manche Vorurteile über Computerspieler. Beispielsweise, dass es sich um scheue Nerds handelt, die sich in ihren Zimmern einsperren und den ganzen Tag mit zocken verplempern. Oder dass es potenzielle Gewalttäter sind, die ständig «Ballerspiele» konsumieren. Dabei handelt es sich bei diesen Vorstellungen um Klischees fernab der Realität. Das zeigt auch die neue Ausstellung «Games», die noch bis am 13. April im Landesmuseum zu sehen ist.

Egal ob «Mario Kart» auf dem Nintendo, «GTA» auf dem PC oder «Candy Crush» auf dem Handy – rund 2,5 Milliarden Menschen sollen das Gamen als Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt haben, wie es seitens Landesmuseum heisst. Die Ausstellung zeigt die Vielfalt dieser Branche. Hierfür werden die Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise eingeladen. Sie erleben mit, wie sich die Gameindustrie seit den 70ern zu einem globalen Wirtschaftszweig entwickelte. Alleine zwischen 2016 und 2019 soll mit Videospielen ein Umsatz von 123 Milliarden US-Dollar erreicht worden sein; damit ist die noch junge Branche erfolgreicher als etwa die Filmindustrie von Hollywood.

An der Eröffnung der Ausstellung dabei war auch die Zürcher Spieledesignerin Alice Ruppert. Sie hofft, «dass ein Besuch Skeptikern hilft, die Gamebranche und die Faszination dahinter besser zu verstehen» und dadurch einen Teil beizutragen, «dass Gameentwickler für ihre Arbeit nicht mehr auswandern müssen, nur weil die Branche in der Schweiz noch als Nischenmarkt behandelt wird».

Zwei Schläger, das wars

Tatsächlich fühlt man sich beim Besuch der «Games»-Ausstellung wie in einer Zeitmaschine. Los geht es in einem Wohnzimmer, welches direkt aus den 70er-Jahren stammen könnte. Dort kann «Pong» gespielt werden, eines der ersten Games, das für die Unterhaltungsindustrie entwickelt wurde. Die Aufgabe darin ist simpel, es handelt sich nämlich um ein virtuelles Tennis. Zwei Schläger, die es rauf- und runterzusteuern gilt, sowie einen Lichtpunkt, den man erwischen muss, das wars.   Danach geht es weiter in die 80er. Nachgebaut wurde eine der damals hippen Videospielhallen, wo Münze um Münze ausgegeben wurde, um den Highscore von Space Invaders oder Pac-Man zu knacken. Es war auch das Jahrzehnt, als Nintendo mit ihrer ersten Konsole und dem ersten «Super Mario»-Jump’n’Run den Markt ordentlich aufmischte.

Spieler vernetzen sich

Die 90er waren schliesslich die Zeit, als sich die Spieler mehr untereinander vernetzten. Die ersten Lan-Partys gingen über die Bühne, was so auch optisch an der Ausstellung gezeigt wird. Gamer trafen sich und verbanden ihre Computer über ein lokales Netzwerk, um gegeneinander zu spielen. Es war auch die Zeit, als die Games ihre Optik von 2D zu 3D wechselten. Das heisst, der Spieler sah nicht mehr etwa eine Landschaft von oben, sondern er hatte die Perspektive seiner Spielfigur. Es war auch die Geburtsstunde der Ego-Shooter, bei welchen es gilt, mit verschiedenen Waffen meist Monster und Aliens zu erschiessen. Kritiker nennen dieses Genre gerne «Killerspiele», weil sie angeblich das Aggressivitätspotenzial fördern, was bis heute zu Diskussionen führt. Auch solch kritischen Punkten wird an der Ausstellung auf Informationsbildschirmen Platz geboten.

«Ging es damals mehr darum, Dinge zu zerstören, änderte sich dies in den 2000ern, als es plötzlich darum ging, Dinge zu erschaffen», so Michael Kempf und Selina Stuber, die Projektleiter der Ausstellung. Es waren nämlich die Jahre, als Simulationsspiele wie «The Sims», das meistverkaufte Spiel aller Zeiten, oder «Minecraft» für Begeisterung sorgten. Bei den «Sims» beispielsweise geht es darum, einer digitalen Figur ein schönes Leben zu ermöglichen, inklusive Familienplanung und Jobsuche. «Das war auch das Spiel, das dafür sorgte, dass sich immer mehr Frauen für Games interessierten, was bis heute anhält», so die beiden. Passenderweise ist daher der 2000er-Raum auch wie ein Wohnzimmer aus dem Sims-Game aufgebaut.

Zum Schluss erwartet die Besucher ein weisser Raum. Der Grund hierfür ist, dass die 2010er Jahre den Virtual-Reality-Games gewidmet ist. Diese können ebenfalls vor Ort ausprobiert werden. Der Spieler zieht sich hierfür eine Brille an und taucht damit in eine Spielwelt ein. Die Aussenwelt wird komplett ausgeschaltet – sie wird also sozusagen weiss.

Die Ausstellung «Games» ist für alle ein Besuch wert, die solche Spiele nur vom Hörensagen kennen und diese gerne selbst ausprobieren oder zumindest mehr darüber erfahren wollen. Ein Besuch lohnt sich aber auch, um eine Reise in die eigene Kindheit zu unternehmen, als man noch keine virtuellen Spielbrillen brauchte, sondern Stunden damit verbrachte, mit PacMan auf Punktejagd zu gehen.

Weitere Informationen:
Ausstellung «Games» im Landesmuseum noch bis am 13.4.
www.landesmuseum.ch/games

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