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Rechnungen flattern ins Haus. Vielen wächst die Situation über den Kopf. Bilder: PD

Zürcher plagen Geldsorgen

16. März 2021

Schulden: In der Pandemie nehmen Überschuldungen zu. In Zürich findet vom 22. bis 28. März die Moneythek on Tour statt. Betroffene können diskret über ihre finanzielle Situation sprechen und sich beraten lassen. 

Die Krise treibt viele Zürcherinnen und Zürcher in die Schuldenfalle. Aufgrund von Stellenverlust, Kurzarbeit und fehlenden Zusatz-Verdienstmöglichkeiten kommt es zu teilweise massiven Einkommensausfällen. Es verschulden sich hauptsächlich Personen, die arbeitslos geworden sind, Kurzarbeit beziehen oder selbständig sind. Betroffen sind mehr Männer als Frauen, aber auch Alleinerziehende und Grossfamilien. Häufig Personen mit einem Einkommen von unter 4000 Franken. Gregor Mägerle, Leiter Schuldenprävention Stadt Zürich, ist aber überzeugt: «Alle haben ein Risiko, in die Schuldenspirale zu gelangen.» Auch am Zürichberg gibt es Betreibungen. Manche leben auf zu grossem Fuss und können nicht gut mit Geld umgehen, doch längst nicht alle tragen Schuld an ihrer finanziellen Notlage. «Arbeitslosigkeit kann zur Überschuldung führen. Teuer werden auch Unfälle, die von der Versicherung nicht gedeckt werden, aber auch Scheidungen, vor allem, wenn Kinder im Spiel sind», sagt Gregor Mägerle.

Viele Mieter in Verzug

Die Betreibungsämter der Stadt warten derzeit noch auf die grosse Welle. «Viele Menschen können sich aktuell noch über Wasser halten, weil sie Hilfe vom Staat beziehen oder man sich innerhalb der Familie aushilft», erklärt Mägerle. Doch je länger die Krise dauere, desto prekärer werde die Situation. In der Schweiz lebt fast jede fünfte Person in einem Haushalt mit mindestens einem Zahlungsrückstand. Dies zeigt eine Erhebung des Bundes von 2017, welche letztes Jahr publiziert wurde. Krankenkassen im Kanton Zürich leiten jedes Jahr rund 100 000 Betreibungen ein. Auch Steuerschulden sind ein grosses Thema, zudem können Kleinkredite und Leasing-Verträge aufgrund ihrer Langfristigkeit zum Problem werden. «Es lohnt sich, die Steuern monatlich vorzuzahlen», sagt Mägerle.

 

Bei Zahlungsschwierigkeiten könne man bei den Rechnungsstellern anfragen, ob Ratenzahlungen möglich seien. Gregor Mägerle empfiehlt eine konsequente Budgetplanung. Wichtig sei es, festzulegen, welche Rechnungen zwingend zuerst bezahlt werden müssen. Krankenkasse und Miete haben erste Priorität. Denn mit Betreibungen sei gerade die Wohnungssuche sehr schwierig. Zürcher Immobilienfirmen führen monatlich Mahnläufe durch, 60 bis 80 Schreiben an säumige Mieterinnen und Mieter sind keine Seltenheit.

Reden über Geld

Vom 22. bis 28. März findet die Moneythek on Tour im Kanton Zürich statt. Sie wird im Rahmen der ersten Swiss Money Week von Institutionen im Bereich Finanzkompetenz, Finanzbildung und Schuldenprävention durchgeführt. Angeboten werden verschiedene Veranstaltungen und Informationen rund um Geld, Budget und Schulden. Es sei sinnvoll, sich frühzeitig von einer Fachstelle beraten zu lassen, wenn Probleme auftreten. «Eigentlich müssten wir über Geld genauso oft sprechen wie über das Wetter, doch das ist leichter gesagt als getan», sagt Gregor Mägerle.

Auch junge Familien machen von den Budgetberatungen Gebrauch. Gemäss einer Umfrage der Schuldenprävention Zürich gaben 60 Prozent an, ein ungutes Gefühl in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft zu haben. «Es ist wichtig, durchzurechnen, wer neu was verdient und was die Kinderbetreuung kostet.» Auch von Vergünstigungen für Familien solle man Gebrauch machen. Sparen fällt vielen schwer. Gregor Mägerle hat einen Tipp: «Auf ein Ziel hinzusparen, motiviert.» Beim bargeldlosen Zahlen sei es zudem hilfreich, Quittungen aufzubewahren, um den Überblick nicht ganz zu verlieren.

Weitere Informationen: 1. Swiss Money Week 22. bis 28. März Unter dem Motto «Sprechen wir über Geld!» finden verschiedene kostenlose Veranstaltungen statt.

www.swissmoneyweek.ch

www.stadt-zuerich.ch/schuldenpraevention

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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