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Zürcher Velofahrer leben gefährlich
Von: Isabella Seemann
Fast jeder zweite Schwerverletzte im Stadtzürcher Verkehr war laut der soeben veröffentlichten Verkehrsunfallstatistik 2017 ein Velofahrer. Zwei verloren bei einem Unfall ihr Leben. Die Zahlen sind so hoch wie noch nie.
Eine Velofahrerin verletzt sich schwer, als sie bei der Sihlpost unter einen Lastwagen gerät. Am Heimplatz kollidiert ein Lastwagen mit einem Velofahrer, der noch auf der Unfallstelle verstirbt. Zwei Kurzmeldungen, zwei Zahlen in der Verkehrsunfallstatistik 2017 – und unermesslich viel Leid. In der Stadt Zürich verletzten sich letztes Jahr 110 Velofahrer schwer, so viele wie noch nie. Das Unfallrisiko ist gestiegen. Rein rechnerisch: In den vergangenen fünf Jahren sind 35 Prozent mehr Velos im Verkehr gezählt worden. Im selben Zeitraum hat die Zahl der Verunfallten auf dem Velo aber um 60 Prozent zugenommen. Wie ist das zu erklären?
Wernher Brucks, Leiter Verkehrssicherheit bei der Dienstabteilung Verkehr, meint: «In den vergangenen Jahren sind viele Leute zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder aufs Velo gestiegen, weil es praktisch, schnell, gesund, umweltfreundlich und nicht zuletzt auch erwünscht ist.» Diese weniger Geübten träfen in der Stadt auf einen urbanen Strassenverkehr von grosser Dichte und starker Durchmischung, «der hohe Ansprüche an das Fahrkönnen stellt». An manchen Stellen träfen sie auch auf eine Infrastruktur, die nicht ihren Bedürfnissen entspreche und für die immer grösser werdende Velomenge schlicht unzureichend sei. «Eine mögliche, wenn auch fahrlässige Reaktion darauf ist, Regeln zu missachten», erklärt Brucks und nennt als Beispiel bei Rot fahren.
Oft mitschuldig
Um die Sicherheit der Velofahrer zu erhöhen, müsse die Stadt folglich die Veloinfrastruktur verbessern. Diese Forderung stellt auch Dave Durner von Pro Velo. «Die Stadt muss mit dem Ausbau deutlich schneller vorwärtsmachen als bisher.»
Die Zahlen sagen aber noch etwas Bedeutsames: Rund zwei Drittel der Velounfälle sind zur Hauptsache von den Velofahrern mit- bis selbst verschuldet und hätten somit verhindert werden können. Aber unabhängig von der Schuldfrage gilt: «Eigenverantwortung ist durch nichts zu ersetzen», sagt Wernher Brucks. «Beispielsweise, indem man sich vorausschauend verhält und Gefahren gezielt aus dem Weg geht.» So müsse auch der Velofahrer an den toten Winkel grosser Fahrzeuge denken und sich von ihnen fernhalten. Dave Durner von Pro Velo hat noch zwei weitere Tipps: «Die volle Aufmerksamkeit dem Verkehr widmen, und wenn die Strasse eng ist, in der Mitte der Spur fahren und sich nicht an den Rand drängen lassen.» Und als Bonustipp: «Velofahrende gehören nicht aufs Trottoir, dort ist es nämlich nicht sicherer als auf der Strasse.»
Unfälle entstehen sehr oft durch eine Verkettung unglücklicher und ungewollter Umstände. Ebenso wenig kann man nur an einer Stelle ansetzen, um die Sicherheit zu verbessern. «Wir müssen deshalb unsere Bemühungen überall intensivieren», sagt Wernher Brucks, «beim Bau der Veloinfrastruktur, bei der Schulung und Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmenden und auch bei der Kontrolle des Veloverkehrs.»
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Leserkommentare
Kerstin Loretz - Der Strassenverkehr ist und war immer gefährlich, ob als Fussgänger, Autofahrer oder Verofahrer und benötigt volle Aufmerksamkeit. Dafür sind die Strassenverkehrregeln gemacht worden, dass alle zu ihrem Recht kommen. Wie dem Artikel zu entnehmen ist, sind
mehr anzeigen ... 2/3 der Unfälle der Velofahrer mit- oder selbstverschuldet. Das überrascht leider nicht. Ich weiss nicht, wann ich das letzte mal einen Velofahrer gesehen habe, der sich an Regeln hält: da wird bei Rot über die Ampel gefahren, auf dem Fussgängerweg gefahren, ohne Anzeigen zwischen den Autos durchgedrängelt.... die Liste lässt sich beliebig verlängern. Wieso mehr Velowege? Die werden meistens gar nicht benützt. Velofahrer haben nicht mehr Rechte als andere Verkehrsteilnehmer, benehmen sich aber so. (Bin Fussgänger, ÖV- Benutzer, Autofahrer und manchmal auch Velofahrer).