mobile Navigation

News

Die Liegenschaft, in welcher sich auch die Quartierwache Affoltern der Stadtpolizei Zürich befindet, soll abgerissen werden. (Bild: Stadt Zürich)

Zürich-Affoltern möchte an der Quartierwache festhalten

Von: Jan Strobel

17. Februar 2023

Zürich-Affoltern sorgt sich um den Erhalt der Quartierwache und fordert die Evaluierung eines Alternativstandorts ab 2026. Die Debatte um die künftige Rolle von Quartierwachen wurde jüngst wieder lauter, zuletzt in Zürich-Seebach. Die Stadt setzt auf Teilzentralisierung und das «Quartierpolizisten-Modell» 

Was in Zürich-Affoltern fehlt, ist ein attraktives Zentrum, ein Quartiermittelpunkt, welcher den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen soll. So zumindest sieht es das Leitbild zur Zentrumsentwicklung Affoltern. Die Zukunftspläne stiessen nach ihrer Veröffentlichung schnell auf Kritik und Bedenken, insbesondere auch von Seiten des Quartiervereins Affoltern. Die Bauherrschaften Migros und Post planen, ihre Liegenschaften am Zehntenhausplatz ab 2026 abzureissen. Doch just in der Liegenschaft der Post befindet sich auch die Quartierwache der Stadtpolizei Zürich. Der Mietvertrag mit der Post soll mit dem projektierten Abriss ablaufen. Der Quartierverein befürchtet seither die Schliessung des Polizeipostens, so wie dies bereits in anderen Stadtquartieren längst geschehen ist.

Im vergangenen November gelangte der Quartierverein mit einem Brief an Polizeivorsteherin Karin Rykart. Der Wunsch der Affoltermer Bevölkerung, dass der Polizeiposten im Quartier bleibe, sei gross, heisst es im Schreiben. Die Quartierwache gebe der Bevölkerung ein gewisses Sicherheitsgefühl, obwohl die Öffnungszeiten in den letzten Jahren stark reduziert worden seien. Polizeipatrouillen auf der Strasse könnten eine Quartierwache nicht ersetzen, so der Quartierverein. «Es ist speziell für weniger mobile Personen wie alte Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen sowie ebenfalls im Sinne der dezentralen Entwicklung, welche auch der Stadtrat anstrebt, eminent wichtig, eine solche Infrastruktur in jedem Quartier zu haben», heisst es im Brief. Der Quartierverein fordert die Evaluierung eines möglichen zentralen Alternativstandorts. «Wir werden zusammen mit den Quartiervereinen Oerlikon, Seebach und Schwamendingen zudem darauf bestehen, dass die Bevölkerung bei der Standortwahl miteinbezogen wird. Überhaupt muss der Dialog mit der Bevölkerung von der Stadt aktiv gesucht werden. Sonst haben die Quartierbewohnenden kein Verständnis für solche Massnahmen. Schliesslich wird Affoltern in Bälde 32 000 Einwohnende haben», betont Pia Meier, Präsidentin des Quartiervereins Affoltern.


Positive Erfahrungen

«Der heutige Standort der Quartierwache Affoltern ist bis Mitte 2026 vertraglich gesichert und soll bis zur Realisierung der ‹Arealentwicklung Zentrum› erhalten bleiben», bekräftigt Mathias Ninck vom Sicherheitsdepartement. Ob ein Nachfolgestandort evaluiert werde, sei zurzeit noch offen.

Während der vergangenen zwanzig Jahre wurden Quartierwachen in der Stadt Zürich sukzessive aufgehoben. Heute verfügen noch die Quartiere Enge, Hottingen, Riesbach, Alt­stetten, Höngg, Unterstrass, Affoltern und Schwamendingen über eigene Polizeiposten. Weitere Schliessungen seien in den kommenden Jahren keine geplant, so Mathias Ninck. Dennoch solle die polizeiliche Grundversorgung auf dem ganzen Stadtgebiet mittel- und langfristig ab den Stützpunkten City, West und Nord erfolgen. «Erste Priorität bei der Aufhebung einzelner Polizeiposten hat der Dialog mit der Bevölkerung, der den Mehrwert aufzeigen soll, dass sich mit Teilzentralisierungen der Regional- und Quartierwachen der Leistungsauftrag der Stadtpolizei – insbesondere der Sicherheitspolizei – besser umsetzen lässt», betont Ninck. «Die Information und der Dialog mit der Bevölkerung werden in den kommenden Jahren schrittweise erfolgen.» Die bisherigen Erfahrungen seien positiv: «Die Bürgerinnen und Bürger profitieren von der erhöhten sichtbaren Polizeipräsenz und haben gut erreichbare Anlaufstellen. Das zeigen die Schliessungen der Quartierwachen in Witikon und in Leimbach, die Polizei­-
präsenz ist dort gewährleistet, und die Bevölkerung ist zufrieden.»

Konkret setzt die Stadtpolizei seit einigen Jahren auf das Konzept des «Community Policing» beziehungsweise das «Quartierpolizisten-Modell». Es setzt auf eine «bevölkerungsnahe Polizei» mit Revierpolizisten, die im Austausch mit An­woh­nenden, dem Gewerbe und Vereinen in engem Austausch stehen. Ebenso soll der Dialog mit der Quartierbevölkerung durch vermehrt eingesetzte Fuss- und Velopatrouillen aus den Regionalwachen stattfinden. 2021 fand dazu in der Stadt Zürich ein Pilotversuch statt. Er habe sich bewährt und werde nun weitergeführt, so Mathias Ninck. «Die Patrouillen werden sehr geschätzt, und wir erhalten positive Rückmeldungen.» Auch wenn in ferner Zukunft eine Quartierwache nicht mehr am selben Standort sein sollte, würden die Revierpolizisten weiterhin in den Quartieren sichtbar und ansprechbar bleiben.

Dieses «Quartierpolizisten-Modell» stösst allerdings auch auf Kritik, jüngst etwa im Quartier Seebach im Zusammenhang mit den dortigen Sorgen um Jugendgewalt. Gegenüber dem «Tagblatt» regte der Quartiervereinspräsident eine Intensivierung der Patrouillen an («Tagblatt» vom 18.1.). Die Quartierwache in Seebach wurde bereits 2007 geschlossen. Auch die SVP forderte im Gemeinderat Anfang Februar in einem Postulat den Stadtrat auf zu prüfen, wie im Quartier Seebach die Sicherheit mit einer besseren Polizeipräsenz erhöht werden könne. Die beiden Postulanten Stephan Iten und Derek Richter fordern zudem die Wiedereröffnung einer Quartierwache in Zürich-Seebach. Ebenfalls möchte die SVP die Anzahl von mindestens 13 Standorten für Quartier- und Regionalwachen in der Allgemeinen Polizeiverordnung festschreiben.

Demgegenüber stehen die Resultate der Sicherheitsbefragung 2020. Knapp drei Viertel der Befragten gaben damals an, dass es grundsätzlich keine Rolle spiele, ob es im eigenen Quartier einen Polizeiposten gebe. In der Hauptsache müsse die Polizei schnell an Ort und Stelle sein. Eine Festlegung einer fixen Anzahl Quartier- und Regionalwachen erachtete zudem der Stadtrat als zu «starr».
Auf ein Risiko des «Community Policing» wies 2021 indessen eine Studie der Universität Aarhus in Dänemark hin. Eine zu starke Zentralisierung der Polizeikräfte und eine angestrebte Effizienzsteigerung könnten unter Umständen eine vertiefte Auseinandersetzung, die Arbeit und den Kontakt der Polizei mit der Quartierbevölkerung negativ beeinflussen, legte die Studie nahe.

Was ist Ihre Meinung zum Thema?
echo@tagblattzuerich.ch

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare