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Ein ukrainischer Flüchtling und seine Familie werden von Bekannten am Hauptbahnhof Zürich empfangen. Bild: Key / Michael Buholzer

Zürich als Durchgangsstation

Von: Sacha Beuth/Jan Strobel

15. März 2022

Auf der Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat gelangen immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer nach Zürich. Viele machen hier nur einen kurzen Stopp. Trotzdem bereiten sich die Behörden darauf vor, rechtzeitig genügend Unterkünfte für die Flüchtlinge zur Verfügung stellen zu können.

Knapp 4000 Flüchtlinge aus der Ukraine haben sich bislang offiziell in den Schweizer Bundesasylzentren registriert. Und täglich werden es mehr. Ein Teil davon gelangt auch nach Zürich, wo sie sich in der Empfangsstelle in der alten Militärkaserne oder im Bundesasylzentrum im Kreis 5 zur Vorregistrierung und für eine allfällige Weiterplatzierung anmelden. Am letzten Freitag hatte der Bundesrat entschieden, registrierten Flüchtlingen aus der Ukraine den Schutzstatus S zu gewähren. Menschen unter diesem Schutzstatus erhalten ein Aufenthaltsrecht in der Schweiz, können ihre Familienangehörigen nachziehen, haben einen Anspruch auf Unterbringung, Sozialhilfeleistungen sowie medizinische Versorgung. Flüchtlingskinder sollen umgehend die Regelschule besuchen und Erwachsene einer Arbeit nachgehen können. Unbegleitete Minderjährige werden der Bundesobhut übergeben. Bei der Empfangsstelle meldeten sich bis heute fünf unbegleitete Minderjährige.

Triemli-Personalhaus als Flüchtlingsunterkunft

Das kantonale Migrationsamt rechnet zusätzlich zu den vom Bund registrierten Flüchtlingen mit rund 2500 Vorregistrierungen bis heute Mittwochabend in der Empfangsstelle in der alten Kaserne. Von morgen Donnerstag an werden die Vorregistrierungen für den Schutzstatus S dann nur noch im Bundesasylzentrum vorgenommen. Für den grössten Teil der Flüchtlinge bedeutet die Stadt Zürich nur eine Zwischenstation, ehe sie zu Verwandten oder Bekannten in einer anderen Region weiterreisen. Andere möchten längerfristig in Zürich unterkommen. Diese werden laut Angaben des Sozialdepartements gegenwärtig in den bestehenden Einrichtungen der Wohnintegration der Sozialen Einrichtungen und in Betrieben oder Hotels untergebracht. «Seit der Nacht auf Freitag, 11. März, steht ausserdem das ehemalige Personalhaus im Stadtspital Triemli mit rund 200 Plätzen als Unterkunft zur Verfügung. Ausserdem laufen gerade weitere Abklärungen und Vorbereitungen für die Bereitstellung mehrerer hundert zusätzlicher Schlafplätze. Bei Bedarf kann die Stadt Zürich diese dann auch kurzfristig in Betrieb nehmen und zur Verfügung stellen», heisst es von Seiten des Sozialdepartements. Die Katholische Kirche wiederum stellt 90 Zimmer im Alterszentrum St. Peter und Paul für maximal 180 Schutzbedürftige mit besonderen Bedürfnissen zur Verfügung. Die grösste Herausforderung in der Stadt Zürich, so Sozialvorsteher Raphael Golta, werde für die Flüchtlinge die Sicherstellung einer längerfristigen, regulären Wohnsituation. Im ganzen Kanton wurden bisher 600 Unterkünfte vermittelt.

Flüchtlingshilfe: Das können Privatpersonen tun

Auch in Zürich ist die Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine gross. Meist jedoch ist unklar, wie und womit man den Betroffenen am besten helfen kann. Das «Tagblatt» hat darum mit Hilfe von mehreren Institutionen einen Ratgeber zusammengestellt.

Dürfen Privatpersonen Flüchtlinge bei sich unterbringen?

Ja. Wer dies tun will, kann sich an die Schweizerische Flüchtlingshilfe SFH wenden. Sie vermitteln Ukrainerinnen und Ukrainer im Auftrag des Staatssekretariats für Migration SEM an Unterkunftsplätze.
(SEM)

Unter welchen Voraussetzungen können Gastfamilien Flüchtlinge aufnehmen?

Die Flüchtlinge müssen sich im Bundesasylzentrum erst registrieren lassen, ehe sie an eine Gastfamilie vermittelt werden können. Die Gastfamilie sollte die Möglichkeit haben, die Flüchtlinge mindestens drei Monate zu beherbergen. Die Flüchtlinge benötigen ein abgetrenntes, idealwerweise abschliessbares Zimmer mit Fenster und Zugang zu Bad und Küche. Und die Unterkunft sollte nicht zu abgelegen sein, sondern mit den ÖV erreicht werden können.
(Schweizerische Flüchtlingshilfe)

Dürfen Unternehmen oder Einzelpersonen Ukraine-Flüchtlinge beschäftigen bzw. ihnen einen Job für eine begrenzte Dauer anbieten?

Der Schutzstatus S erlaubt es den Betroffenen auch zu arbeiten. Wie an der Medienkonferenz des Bundes vom letzten Freitag mitgeteilt wurde, sei es dabei das Ziel, geflüchtete Personen bevorzugt nach ihren erlernten Berufen einzusetzen, möglichst ohne dass sie dabei einheimische Arbeitskräfte konkurrenzieren.
(SEM)

Zu den Flüchtlingen bestehen oft sprachliche Barrieren. An wen können sich Personen mit guten Russisch- und / oder Ukrainisch-Kenntnissen wenden, wenn sie als freiwillige Übersetzer dienen wollen?

Personen mit guten Russisch- und / oder Ukrainisch-Kenntnissen, die sich freiwillig für die Geflüchteten engagieren wollen, können sich sehr gerne telefonisch bei der Ukraine-Hotline der Asylorganisation Zürich AOZ unter 044 415 60 10 oder per Mail an ukraine@aoz.ch melden. Die AOZ vermittelt im Anschluss die Kontakte an die entsprechenden Stellen und Programme.
(Sozialdep. Stadt Zürich)

Für welche sonstigen Berufsgruppen besteht seitens der Schweizer Behörden zusätzlicher Bedarf an Freiwilligen und wo können sich diese in der Stadt Zürich melden?

Im Moment wird abgeklärt, auf welchem Gebiet weiterer Bedarf an Freiwilligen besteht. Es zeichnet sich ab, dass im Bereich von Transportfahrten, Möbeltransporten, Einrichten von Unterbringungen et cetera rasch zusätzliche Personen benötigt und allenfalls kurzfristig auch Freiwillige eingesetzt werden könnten. Interessierte können sich dafür ebenfalls bei der AOZ unter den zuvor genannten Kontakten melden.
(Sozialdep. Stadt Zürich)

Welche Sachspenden werden für Flüchtlinge benötigt und wo kann man diese in Zürich abgeben?

Die Abwicklung von Sachspenden ist sehr zeitintensiv, der Transport teuer und die Logistik aufwändig. Effektiver und wesentlich schneller ist es, dringend benötigte Dinge gezielt, wenn immer möglich, direkt vor Ort zu kaufen. Sie können dort viel günstiger beschafft werden und stützen die lokale Wirtschaft. Deshalb nimmt Caritas aktuell keine Sachspenden für die Ukraine entgegen. Auch für Flüchtlinge in der Schweiz respektive in der Stadt Zürich werden keine Sachspenden benötigt und das Spendendepot Zürich, Partner der AOZ, nimmt aktuell auch keine entgegen.
(Caritas / Sozialdep. Stadt Zürich)

Wie erkennt man seriöse Institutionen, die Geld für die Bevölkerung in der Ukraine sammeln?

Bei Zewo-zertifizierten Organisationen kann man davon ausgehen, dass die Spendensammlungen seriös ablaufen und die Gelder an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Geldspenden sind für eine wirksame Nothilfe am besten geeignet. Denn Geld kann flexibel für jene Hilfsmassnahmen eingesetzt werden, die am dringendsten benötigt werden. Caritas Schweiz hat hierzu ein Spendenkonto eingerichtet: CH69 0900 0000 6000 7000 4, Vermerk «Nothilfe Ukraine» oder man kann auf der Website (www.caritas.ch) online spenden.
(Caritas)

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