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Letztes Jahr ist die Bevölkerung in der Stadt Zürich um rund 1600 Personen angestiegen. Das liegt einerseits an der Bautätigkeit, aber auch an den Geburtenzahlen. Derzeit leben viele jüngere Frauen in Zürich. Bild: Zürich Tourismus

Zürich ist so voll wie nie

Von: Ginger Hebel

14. Juni 2022

Höchststand: Seit 60 Jahren lebten nicht mehr so viele Menschen in der Stadt wie momentan. Das anhaltende Wachstum ist ein Kompliment für Zürich. Es bringt aber auch Herausforderungen mit sich. 

440 181 Menschen leben derzeit in der Stadt Zürich. So viele wie seit 60 Jahren nicht mehr. Dazu gehören auch Asylsuchende, Flüchtlinge und Personen mit Schutzstatus S (letztere rund 1751 Menschen). Stadtpräsidentin Corine Mauch freut sich, dass die Menschen gerne in Zürich leben. «Das anhaltende Wachstum ist ein Kompliment für Zürich. Es zeigt: Zürich ist attraktiv und bietet eine ausgezeichnete Lebensqualität. Ich denke zum Beispiel an die kurzen Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Kita, die guten Bildungs- und Arbeitsangebote, aber auch an das grosse Gastronomieangebot und die vielfältigen Kulturveranstaltungen.»

Letztes Jahr ist die Bevölkerung um rund 1600 Personen angestiegen. «Das liegt einerseits an der Bautätigkeit, aber auch an den Geburtenzahlen», erklärt Klemens Rosin von Statistik Stadt Zürich. Seit 2017 haben im Jahr 2021 die Geburten erstmals wieder zugenommen, was auch daran liegt, dass derzeit viele 30- bis 39-jährige Frauen in der Stadt Zürich leben. Diese Altersklasse wuchs in den letzten 20 Jahren stark. Hingegen nahm die Anzahl 80-Jähriger und Älterer in den letzten zehn Jahren ab. Im Jahr 2020 wurde eine erhöhte Sterblichkeit in dieser Altersklasse verzeichnet.

Druck auf Wohnungsmarkt

Die Stadt strebt ein nachhaltiges Wachstum an – ökologisch, ökonomisch und sozial. Die nötigen baulichen Reserven seien vorhanden. «Die kommunalen Richtpläne, welche die Zürcher Stimmbevölkerung im letzten Winter angenommen hat, lenken das Wachstum in qualitätsvolle Bahnen», sagt Corine Mauch.

Es sei von Bund und Kanton gewollt, dass das Wachstum in den urbanen Zentren wie Zürich stattfindet. «Das ist ökologisch sinnvoll, und damit leisten wir einen wichtigen Beitrag gegen die Zersiedelung», betont Corine Mauch. Neben den positiven Aspekten bringt das Wachstum aber auch Herausforderungen mit sich. «Der hohe Druck auf den Wohnungsmarkt ist eine davon. Aber wir müssen auch an die Infrastrukturen denken, welche wir für die wachsende Stadtbevölkerung zur Verfügung stellen müssen. Und dass wir gleichzeitig auch Freiräume sichern und schaffen müssen», sagt Corine Mauch.

In der Stadt Zürich wird rege gebaut. Seit 2010 wurden über­ 28 000 Wohnungen erstellt. Letztes Jahr waren es 1929 Objekte, die meisten davon in Altstetten, Seebach und Wollishofen; mehrheitlich Dreizimmerwohnungen. Hoch ist auch die Anzahl der Einpersonenhaushalte. 94 000 Menschen leben in Zürich allein, die meisten davon im Kreis 11 (Affoltern, Oerlikon, Seebach). «Wichtig ist ganz grundsätzlich, dass wir den Anteil an preisgünstigen Wohnungen weiter steigern können – für alle Haushaltsformen», betont Corine Mauch. Coronabedingte Stadtflucht? «Können wir so nicht feststellen», betont Rosin. In den Jahren 2020 und 2021 zogen zwar etwa zehn Prozent weniger Menschen nach Zürich als noch vor der Pandemie; die Wegzüge blieben jedoch gleich. «Es ist so, dass 2021 mehr Ausländerinnen und Ausländer zu- als wegzogen. Dank ihnen ist die Stadt letztes Jahr um 3400 Personen gewachsen.» Anders sieht es bei den Schweizerinnen und Schweizern aus: Die Zuzüge sind geringer als Wegzüge.

Im Jahr 1962 lebten noch 64 000 Ausländerinnen und Ausländer in Zürich, vorwiegend Italienerinnen und Italiener. Heute sind es über 140 000, hauptsächlich Deutsche.

Zürich-Nord boomt

Die grösste bauliche Entwicklung erfolgt im Moment in Altstetten und in Zürich-Nord. Dort wächst die Bevölkerung am stärksten. «Im Kreis 12, dem traditionellen Arbeiter- und Familienquartier, werden viele Siedlungen saniert. Es ist ein Vorteil, dass es dort viele Genossenschaften gibt, damit die Entwicklung sozialverträglich passiert», sagt Corine Mauch. Altstetten lasse sich als Boom-Quartier im Westen bezeichnen. Es ist stark im Wandel, gerade auch, weil in den letzten Jahren viele Grossüberbauungen entstanden und viele Menschen zugezogen sind.

Mit der Eingemeindung 1893 erlebte Zürich den ersten grossen Wachstumsschub. Elf Nachbargemeinden kamen zum heutigen Kreis 1 hinzu. Die Wohnbevölkerung stieg von unter 30 000 schlagartig auf 117 000 Personen. Nach der zweiten Eingemeindung im Jahr 1934 zählte die Stadt 316 000 Einwohnerinnen und Einwohner. 1962 wurde mit 440 180 Personen der höchste Endjahresbestand erreicht. Bis 1989 sank die Zahl jedoch auf unter 356 000 Menschen. «Etwa seit dem Jahr 2000 zieht Zürich als Wohnstadt wieder mehr Menschen an», sagt Klemens Rosin.

Im Langstrassen-Quartier leben besonders viele Junge; in Witikon ist die Altersverteilung vielfältiger: zahlreich vertreten sind die 30-, aber auch die 80-Jährigen.

Heute leben gleich viele Leute in Zürich wie 1962, aber ganz anders verteilt. 1954 schrieb Statistik Stadt Zürich von «einem stürmischen Anstieg der Einwohnerzahlen in den Wohngebieten am Stadtrand». Auch heute wachsen die Quartiere am Stadtrand stärker als die Innenstadt. «Ein Grund – unter anderem – ist sicher, dass wir das öffentliche Verkehrsnetz massiv verbessert haben. Dank der S-Bahn und des ausgebauten Tramnetzes sind die Wege viel kürzer geworden. Auch der Ausbau der Velorouten, den wir aktuell stark fördern, und die hohe Lebensqualität in den Quartieren tragen dazu bei», erläutert Corine Mauch. Gemäss den städtischen Prognosen wird in Zukunft der grösste Teil des Wachstums im Norden der Stadt stattfinden.

Corine Mauch: «Aber auch im Westen rechnen wir weiterhin mit einer grösseren Entwicklung. Das Wachstum wird aber auch – voraussichtlich in kleinerem Masse – in Quartieren wie Friesenberg, Leimbach oder Witikon passieren.»

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