mobile Navigation

News

Pestizidfrei: In den Laboren der Wasserversorgung Zürich wird das Trinkwasser für die Bevölkerung Zürichs regelmässig untersucht. Bild: Maurice K. Grünig / Wasserversorgung Zürich

Züriwasser im Vorteil

Von: Sacha Beuth

08. September 2020

Während Pestizid-Rückstände im Trinkwasser einiger Schweizer Gemeinden zuletzt zu Negativschlagzeilen führten, ist das Züriwasser diesbezüglich unbelastet. So ganz ohne Sorge ist man bei der Wasserversorgung trotzdem nicht.

Eine Untersuchung des Bundesamtes für Umwelt zeigt: In vielen Gemeinden der Schweiz liegt die Pestizid-Belastung des Grundwassers – generell die mit Abstand bedeutendste Trinkwasser-Ressource unseres Landes – deutlich über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. Das sorgte nicht nur für Schlagzeilen in diversen Medien, sondern wirft auch die Frage auf, ob das Trinkwasser der Stadt Zürich ebenfalls mit Chlorothalonil und Co. kontaminiert ist, und falls ja, in welchem Umfang.

Darauf angesprochen, kann Andreas Peter (45), Leiter Qualitätsüberwachung bei der Wasserversorgung Zürich, sogleich Entwarnung geben. «Unser Trinkwasser ist pestizidfrei. Der Grund liegt vorab in der Zusammensetzung des Züriwassers. Wir haben gegenüber anderen Gemeinden den grossen Vorteil, dass wir rund 70 Prozent unseres Trinkwassers aus dem Zürichsee beziehen. Bevor dieses in das Verteilsystem gelangt, werden darin enthaltene Schadstoffe in einem fünfstufigen Reinigungsprozess entweder vernichtet oder zurückbehalten, bis sie nicht mehr nachweisbar sind. Auf diese Weise können selbst Medikamenten- und Drogenrückstände wie Antibiotika, Hormone oder Nikotin sowie Bakterien und – aktuell wegen Corona – Viren herausgefiltert werden.»

Auch bei den übrigen 30 Prozent des Trinkwassers steht Zürich bestens da. «Dieses stammt von Quell- und Grundwasser aus verschiedenen Standorten, wobei die Anteile von der jeweiligen Verfügbarkeit abhängen. Weil es auf Stadtgebiet kaum landwirtschaftliche Betriebe gibt, ist die Gefahr auch viel geringer, dass Pestizide ins Grund- oder Quellwasser gelangen. Ausserdem sorgen Schutzzonen rund um die Quellen dafür, dass keine Rückstände aus Agrartätigkeiten ins Wasser fliessen. Das Grundwasser wiederum ist bei seinem Weg durch die Erdschichten gut gefiltert worden», erklärt Peter.

Unbekannte Auswirkungen

Natürlich will man sich nicht allein darauf verlassen, sondern setzt vielmehr auf ein umfangreiches Kontrollsystem. «Grund- und Seewasser werden rund um die Uhr überwacht. Zusätzlich gibt es regelmässige Laboranalysen und Spezialmesskampagnen, wenn neue Stoffe entdeckt werden.» Insgesamt würden pro Jahr über 10 000 Wasserproben im ganzen System, also inklusive Verteilnetz, genommen.

Höchste Qualität und bestmöglicher Schutz – folglich braucht man sich um das Züriwasser keine Sorgen zu machen. «Das ist nicht so ganz richtig», entgegnet Peter. «Auch die Wasserversorgung Zürich hat sich einigen Herausforderungen zu stellen.» So müsse man einerseits ständig darauf achten, dass man nicht Grundwasser von Stellen anzapft, die durch Chemikalien – meist ein Cocktail aus chlorierten Lösungsmitteln und Salzen – von Altlaststandorten (zum Beispiel Deponien) belastet sind. «Denn gelangt derart kontaminiertes Wasser in das Grundwasser, muss letzteres gereinigt oder stillgelegt werden, was zwar nicht die Versorgung Zürichs gefährdet, aber möglicherweise beeinträchtigen könnte.» Andererseits würden dank verbesserter Nachweismöglichkeiten immer neue Elemente und Verbindungen entdeckt, deren Wirkung auf den menschlichen Organismus oft noch völlig unbekannt ist. «Darum ist es umso wichtiger, unser Wasser zu schützen und möglichst wenig zu belasten», warnt Peter.

Was ist Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
3.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare