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Mitarbeiterin von Streetwork bei der Substanzanalyse. Bild: zvg

Zur Sicherheit: Anstehen

Von: Sacha Beuth

08. August 2017

STREET PARADE An der grössten Techno-Party der Schweiz wird auch immer eine grössere Menge verschiedener Drogen konsumiert. Da über deren Zusammensetzung oft Zweifel herrschen, lassen Konsumenten ihre Substanzen beim Stand der Jugendberatung Streetwork testen – auch wenn sie bis zu zwei Stunden auf das Ergebnis warten müssen.

Wenn am 12. August wieder der grösste Techno-Event der Schweiz in Zürich über die Bühne geht, bedeutet dies für das achtköpfige Team von Saferparty.ch, einem Angebot der Jugendberatung Streetwork der Stadt Zürich, Grosseinsatz. Denn nicht wenige Raver nutzen das Angebot, am Stand von Streetwork beim Bürkliplatz und am Abend an der Lethargy in der Roten Fabrik, ihre Drogen, die sie für die Street Parade übers Internet oder von Dealern erworben haben, untersuchen zu lassen. Bei der letzten Austragung vor einem Jahr haben die Laboranten, Chemiker und Sozialarbeiter von Streetwork rund 70 Analysen und 200 Beratungsgespräche durchgeführt, was zur Folge hatte, dass Nutzer des Angebots zeitweise bis zu zwei Stunden auf die Resultate warten mussten.

20 Minuten pro Probe

Für dieses Jahr erwartet Matthias Humm, Sozialarbeiter bei Streetwork, den gleichen Andrang. «Wobei derart lange Wartezeiten die Ausnahme bilden.» Trotzdem ist sich der 33-Jährige des Problems bewusst: «Die Umstände lassen leider eine schnellere Abwicklung nicht zu. Einerseits sind unsere Ressourcen begrenzt, andererseits braucht nun mal die HPLC-Messung, die wir zur Analyse verwenden, rund 20 Minuten pro Probe. High Performance Liquid Chromatography ist die einzige verlässliche Methode für kurzfristige Untersuchungen, und wir haben beim Drug-Checking an der Street Parade zwei dieser Analysemaschinen im Einsatz.» Die Konsumenten würden die Warterei gemäss Humm meist ohne Murren in Kauf nehmen. «Für die Raver verringert sich so deutlich das Risiko, dass bei der Einnahme etwas schiefläuft.» Denn abgesehen von den generellen Risiken, die reine Substanzen mit sich bringen (siehe Box), besteht eine zusätzliche Gefährdung durch Streckmittel, Falschdeklaration oder falsche Dosierung, welche bei der Analyse entdeckt bzw. durch ein Beratungsgespräch mit Risikoeinschätzung und Dosierungsempfehlung vermieden werden kann. «Viele machen sich ein falsches Bild von den Leuten, die an der Street Parade Drogen einnehmen. Das sind weniger Dauer- sondern mehrheitlich Gelegenheitskonsumenten. Ganz normale Leute, die einfach einmal im Jahr über die Stränge schlagen möchten und am nächsten Tag wieder arbeiten gehen.

Angesprochen, ob es nicht heikel sei, als städtische Institution Personen Anleitung zum Drogenkonsum zu geben, entgegnet Humm: «Die Erfahrung zeigt, dass die Leute die Drogen ohnehin nehmen. Unsere Aufgabe ist die Schadensminderung.» Da eine Analyse zwingend mit einem Beratungsgespräch gekoppelt sei, käme auch der Prävention eine hohe Gewichtung zu. «Wir warnen jeweils eindringlich davor, Grossevents für Drogenexperimente zu benützen. Die Risiken sind einfach zu gross. Am besten erlebt man die Street Parade nüchtern.»

Wirkung und Gefahren der Top-3-Street-Parade-Drogen

Matthias Humm schätzt, dass an der Street Parade rund 5 Prozent der Teilnehmer illegale Drogen konsumieren. Die drei gängigsten Substanzen sind Ecstasy/MDMA, Kokain und Amphetamin/Speed. Ecstasy gilt als «Kuscheldroge», weil es starke empathische Gefühle auslöst und Hemmungen mindert. Zudem wirkt es leicht aufputschend. Es hat zwar ein relativ kleines Suchtpotenzial, verstärkt aber das Risiko der Dehydration, belastet den Kreislauf und kann zu Krampfanfällen führen. Kokain ist ein Muntermacher, der zudem für ein gesteigertes Selbstwertgefühl sorgt. Das Suchtpotenzial ist sehr hoch sowie die Gefahr der Überdosierung (Herz-Kreislauf-Beschwerden). Vergleichbare Wirkungen und Gefahren wie bei Kokain verzeichnet auch Amphetamin. LSD, 2C-B und weitere illegale Substanzen spielen an der Street Parade nur eine marginale Rolle. Anders übrigens als Alkohol. Humm schätzt, dass etwa 70 Prozent der Teilnehmer diese Substanz konsumieren.

Weitere Infos: www.saferparty.ch

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