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Brennt im Advent, wenn auch weniger lang: Christbaum in Wiedikon. PD

Zwist um Beleuchtung

Von: Ginger Hebel

15. November 2022

Nicht überall in der Stadt wird es dieses Jahr beleuchtete Christbäume geben. Einige Quartiere sparen, andere wollen keine finstere Adventszeit.

In der Weihnachtszeit erhellen Lichter die Stadt. Eigentlich. Angesichts der drohenden Energiekrise wird es vermehrt düster in den Quartieren. Sie verzichten auf Weihnachtsbeleuchtung. «Der Entscheid lag auf der Hand», betont Martin Schneider, Präsident Quartierverein Fluntern. «Es ist eine der Möglichkeiten, einen, wenn auch nur kleinen, Beitrag zur Situation in der Ukraine und zur Energieknappheit beizutragen.» Die Unterstützung im Quartier sei gross, es werde aber auch bedauert. «Es ist schade, dass es in der ohnehin schon dunklen Jahreszeit nicht mal mehr an Weihnachten schöne Beleuchtung gibt», sagt Anwohnerin Tanja Heim.

Grün Stadt Zürich beliefert die Quartiere mit Bäumen aus der eigenen Frischbaumkultur, damit sich die Bevölkerung daran erfreuen kann. «Es steht den Quartieren selbstverständlich frei, ob sie das Angebot annehmen möchten. In diesem Jahr verzichten vier Quartiere aufs Aufstellen eines Baums», sagt Tanja Huber von Grün Stadt Zürich. Dies betrifft Fluntern, Röntgenplatz/Industrie, Triemli und Wipkingen. «Der grosse Baum, der uns von der Stadt zugesprochen wird, vermachen wir jeweils dem Gemeinschaftszentrum Riesbach», sagt QV-Präsident Urs Frey. Teilweise sei es auch wegen Baustellen nicht möglich, einen Baum aufzustellen.

Beleuchtung ist erfreulich

Weihnachten ohne Lichter? Nicht in Affoltern. Der Vorstand des Quartiervereins hat entschieden, den Tannenbaum auf dem Zehntenhausplatz wie gewohnt mit Kugeln und Lichterkette zu schmücken. «Wir wollen nicht ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten, aber sie leuchtet am Abend nur bis 22 Uhr und am Morgen gar nicht. Dies war der Vorschlag der Quartierkonferenz in Absprache mit der Bahnhof- und City-Vereinigung», erklärt Pia Meier vom Quartierverein Affoltern. Sie betont, dass das Thema Stromsparen ernst genommen werde. Es werden LED-Lampen verwendet und die Leuchtdauer wird eingeschränkt. «Wir sind überzeugt, dass die Bevölkerung das weihnachtliche Ambiente schätzt. Gerade in Krisenzeiten brauchen die Menschen Erhellendes. Wir sehen die Beleuchtung nicht als Trost, sondern als etwas Erfreuliches.»

Der grosse Christbaum bei der Schmiede Wiedikon leuchtet auch in diesem Jahr. «Früher brannte er die ganze Nacht hindurch, dieses Jahr nur von 16 bis 22 Uhr. Das ist unser Beitrag zur drohenden Energiemangellage und ein für uns vertretbarer Kompromiss», sagt QV-Präsident Urs Rauber. Weihnachten im Quartier wollen sie dennoch gebührend feiern. Die Glühweinhütte diene im Dezember als Treffpunkt. «Die Quartiervereine sind föderalistisch organisiert. Jeder kann es mit der Beleuchtung so machen, wie er will», sagt Rauber. Auch Schwamendingen plant, die Beleuchtung der Tanne auf dem Schwamendingerplatz einzuschalten. «Wir sind uns bewusst, dass es sicherlich Kritik bezüglich der «Energieverschwendung» geben wird, denken aber, dass der positive Effekt überwiegt. Die Lichter geben bestimmt auch vielen Menschen Mut und Hoffnung in der Weihnachtszeit», betont Vize-Präsident Alfons Nievergelt.

Auch in Altstetten, Albisrieden und Oerlikon wird es wie jedes Jahr eine geschmückte Tanne geben. Die Bäume werden jedoch mit energiesparenden Lämpchen beleuchtet und um 22 Uhr ausgeschaltet – wie die Beleuchtung an der Bahnhofstrasse. In Seebach stehen zahlreiche festliche Aktivitäten auf dem Programm, wie Adventssingen und die Waldweihnacht im Riedenholz. Auch die geschmückte Tanne am Oberhänsli-Platz wird erstrahlen. Es wird jedoch nach Möglichkeit ein deutlich verkürztes Zeitfenster für die Dauer der Beleuchtung angesetzt. «Für die vom QV Seebach koordinierten, aber privat betriebenen Adventsfenster werden wir die Empfehlung aussprechen, diese erst bei Anbruch der Dunkelheit zu beleuchten und um 22 Uhr (zum Beispiel mittels Zeitschaltuhr) abzuschalten», sagt QV-Präsident Albert Frölich. Die Stromsparfrage sei ihnen wichtig. «Dennoch wünschen wir uns für Seebach keine vollkommen finstere Advents- und Weihnachtszeit.»

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