Porträt
Asiatischer Blick auf die Stadt Zürich
Von: Ginger Hebel
Integration: «Tagblatt»-Leserin Cindy Gao aus Peking hat in Zürich eine neue Heimat gefunden. Sie wünscht sich ein grösseres Bewusstsein für Sauberkeit.
Vor vierzehn Jahren verliess Cindy Gao ihre Geburtsstadt Peking, wo sie als Redakteurin und PR-Managerin arbeitete, und zog für die Liebe nach Zürich. Ihr Mann ist Schweizer, dank ihm hat sie sich in ihrer neuen Heimat gut eingelebt. Von Anfang an besuchte sie Deutschkurse, Vorträge und Veranstaltungen, um Wissenswertes über Sitten und Bräuche zu lernen. Ihr oberstes Ziel war und ist es, die Schweizer Sprache und Kultur kennen und verstehen zu lernen, um sich hier anzupassen. «Integration bedeutet für mich in erster Linie Lernen», sagt die 67-Jährige.
Abfall in Parkanlagen
Cindy Gao schätzt Zürich und das vielfältige Angebot. Doch etwas stört sie: Der Abfall in den öffentlichen Parkanlagen. Sie wohnt mit ihrem Mann unweit der Bäckeranlage im Kreis 4. Immer wieder stösst sie hier auf Zigarettenstummel, zersplitterte Weinflaschen und Bierdosen. Auf Zürichs Strassen fallen ihr die herumliegenden Corona-Masken unangenehm auf. «Die Leute lassen den Abfall einfach nur noch liegen, anstatt ihn selber im Mülleimer zu entsorgen. Das macht mich traurig.» Ihre Beobachtungen haben sie dazu veranlasst, dem «Tagblatt» einen langen Brief mit ihren Ideen zu schreiben. «Es sollte mehr Kurse geben, die Themen wie Sauberkeit und Ordnung enthalten», ist Cindy Gao überzeugt. Asiatische Gepflogenheiten würde sie gerne hierzulande einbringen.
Gemeinsam saubermachen
«In China hat die Lokalregierung zu einer gemeinsamen Saubermach-Aktion aufgerufen. Die Leu- te können gesammelte Zigarettenkippen gegen Eier, Seife und Zahnpasta tauschen. Die Sauberkeit hat sich dadurch massiv verbessert», erzählt Cindy Gao. Sie wünscht sich, dass auch in der Stadt Zürich noch mehr Wert auf die öffentliche Ordnung gelegt wird und jeder eigenverantwortlich handelt und Müll entsorgt. «Eine saubere Stadt können nur alle gemeinsam mitpflegen», ist sie überzeugt. Umso mehr freute es sie, als sie kürzlich in der Bäckeranlage einer afrikanischen Frau mit grosser Plastiktüte und Zange begegnete, die sorgfältig Abfall sammelte und entsorgte. «Ich habe zum ersten Mal gesehen, dass dies hier jemand freiwillig tat.»
Cindy Gao hofft, dass mehr Leute diese Frau als Vorbild nehmen. Die Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen die Lust an der Natur neu erweckt. Doch gerade weil sich mehr Menschen draussen aufhalten, rücken auch Themen wie Littering und Baumbeschädigungen stärker in den Fokus. Cindy Gao: «Zürcher Parkanlagen sind für mich Orte des Friedens und der Schönheit. Ihnen gilt es Sorge zu tragen.»
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