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Porträt

Zwei, die sich verstehen: Andrea Benz (r.) probt, gemeinsam mit Jessica Wezel, in ihrer Wohnung in Höngg. (Bild: Christian Saggese)

Cowgirls auf hoher See

Von: Christian Saggese

08. Oktober 2019

Andrea Benz stand schon mit grossen Stars der Countryszene auf der ­Bühne. Erstmals ist die Hönggerin auf der Country Music Cruise 2020 dabei.

Ein alter Mann mit Hut und Gitarre sitzt auf seiner Veranda und singt traurige Lieder über sein Leben. So manch einer verbindet Countrymusik mit diesem Bild des einsamen Cowboys. Dass diese Vorstellung aber ein altes Klischee ist, beweist die Hönggerin Andrea Benz. Die 29-Jährige gehört zu den meistbeschäftigten Countrymusikerinnen der Schweiz. 2020 tritt sie, im Duo mit Jessica Wezel, erstmals auf der Country Music Cruise auf.

Ein Lebensgefühl

Die Liebe zur Countrymusik wurde Andrea Benz in die Wiege gelegt. Mit 8 Jahren hielt sie ihre erste Gitarre in der Hand, mit 13 brachte sie sich selbst Songs von bekannten Künstlern wie Brad Paisley und Johnny Cash bei. Kurze Zeit später schrieb sie ihre ersten eigenen Texte und begann zu singen. «Während dieser Zeit reiste ich auch viel durch die USA, was meine Liebe für den Country noch verstärkt hat. Dort spielt man die Musik nicht nur, sondern sie ist ein Lebensgefühl», erzählt Andrea Benz. Sie wusste, dass sie eines Tages ebenfalls gute Countrymusik in die Welt tragen möchte.

Erste Liveerfahrungen sammelte die Zürcherin, als sie mit 18 Jahren der Country-Coverband Chicken Cage beitrat. «Meine Mitmusiker waren alle deutlich älter und erfahrener als ich. Sie machten mir ziemlich kompromisslos klar, dass mein Talent noch sehr bescheiden sei», erinnert sie sich schmunzelnd. Dennoch gab man ihr eine Chance. Den ersten Gig hatte sie an einem Grümpelturnier. Und es sollte bei weitem nicht ihr letzter bleiben.

Unermüdliche Künstlerin

Obwohl sie noch kein eigenes Album veröffentlicht hat, kann Andrea Benz bereits auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Letztes Jahr schloss sie ihr Musikstudium an der Hochschule ab. Nebst ihrem Job als Gitarrenlehrerin und den Auftritten als Solokünstlerin, tritt sie regelmässig in verschiedenen Formationen auf. So ist Benz unter anderem Mitglied der E.U.Band, die amerikanische Künstler während deren Europatourneen auf der Bühne musikalisch unterstützt. «Ein grosses Highlight für mich war, als wir in Spanien mit der unfassbar talentierten Nashville-Legende Charlie McCoy aufgetreten sind, oder auch die Sommer-Tour mit der amerikanischen Band Farewell Angelina dieses Jahr.» Weiter ist die Musikerin Teil der österreichischen Gruppe The Groovecake Factory. Mit dieser wurde sie nach Texas zur International-Country-Music-Award-Show eingeladen und gewann dort prompt den Rising Star, einen renommierten Newcomerpreis. Ebenfalls ist Benz Leadgitarristin bei den Europa-Gigs der amerikanischen Austin Freemann Band. In dieser Kombo erlebte sie den bisher grössten Tiefpunkt: «Ein früherer Drummer der Gruppe hatte Beziehungsprobleme und war während des Gigs dermassen traurig und abgelenkt, dass er fast jeden Song vermasselte. Das war für uns alle ein riesiges Desaster», erzählt sie, kann mittlerweile aber über diesen verpatzten Auftritt lachen.

Nun sei die Zeit reif, in Eigenregie durchzustarten, so Andrea Benz. Eigene Lieder warten nur darauf, bald das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken. «Bei den Texten ist es mir jeweils wichtig, authentisch zu sein. Ich will aber auch zeigen, dass Country nicht etwa nur melancholisch ist, sondern durch viel Wortwitz und Freude glänzt.»

Ganz allein kann Andrea Benz aber dennoch nicht bleiben. Vor zwei Monaten erhielt sie auf Facebook eine Nachricht einer Jessica Wezel aus Richterswil. Diese lobte die Hönggerin für ihre Musik. Schnell entstand zwischen den beiden Frauen nicht nur eine Freundschaft, sondern auch ein neues musikalisches Projekt. Als Duo lassen sie den klassischen Country mit zwei Gitarren und zwei Gesangsstimmen neu aufleben. Wohin die Reise führt, ist bei dem neuen Projekt zwar noch nicht in Stein gemeisselt. Klar ist, dass das Publikum auf der Country Music Cruise keinen einsamen Cowboy treffen wird, sondern zwei hochmotivierte und fröhliche Cowgirls, die wissen, wie man auch auf hoher See das Publikum in Tanzlaune versetzt.

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