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Reportage

Im Showroom klein, in Wirklichkeit gigantisch: Am Flughafen entsteht The Circle. Die Männer hinter dem Milliardenprojekt (von links): Beat Pahud, Gesamtprojektleiter The Circle bei der Flughafen Zürich AG; Alexander Lanaras, Leiter Business Development bei Jelmoli; Claudio Zanella, Gesamtprojektleiter im Bereich Ausführung des Generalunternehmers HRS Real Estate AG; Walter Kuen, Delegierter von Swiss Life für The Circle. In der Mitte: Redaktorin Ginger Hebel. Bilder: Nicolas Zonvi/ Comic: Beni Merk

Abenteuer Grossbaustelle

Von: Ginger Hebel

22. Oktober 2019

Noch ein knappes Jahr, dann eröffnet The Circle am Flughafen Zürich. Ein Bauwerk der Superlative mit Hotels, Büros, einem Kongress- und Gesundheitszentrum, Geschäften, Restaurants, einer Flaniermeile und eigenem Park. Redaktorin Ginger Hebel war für die Serie «Am Puls» mittendrin auf der grössten Hochbaustelle der Schweiz.

Mit Leuchtweste, Helm und Gummistiefeln steht Claudio Zanella auf dem Dach. Von hier oben hat er den perfekten Überblick auf das Milliardenprojekt The Circle, das ein bisschen auch sein eigenes ist. Der 60-jährige Architekt ist HRS-Gesamtprojektleiter im Bereich Ausführung. Nach Plänen des japanischen Architekten Riken Yamamoto entsteht am Flughafen Zürich ein Bauwerk der Superlative mit zwei Hotels, Büros, einem Kongress- und Gesundheitszentrum, Restaurants, Geschäften und einer Flaniermeile à la Niederdorf. Noch ein knappes Jahr, dann eröffnet der neue Stadtteil.

Der Rohbau ist abgeschlossen, die Fassadenmontage läuft nach Plan. In der Glasfassade spiegeln sich die Autos, die Flugzeuge, das Licht. Die sechs Gebäude stehen auf 1340 Pfählen auf einer Grundfläche von gut 30 000 Quadratmetern. Mit über 40 Meter Höhe fällt jedes unter die Kategorie Hochhaus. Die Front neigt sich knapp 14 Meter über die befahrene Strasse. Claudio Zanella hat alle wichtigen Zahlen und Fakten im Kopf: 84 000 Quadratmeter Glasfassade, was 12 Fussballfeldern entspricht. 167 000 Kubik Beton und 22,5 Millionen Kilogramm Stahl. Der Bauprofi hat jahrzehntelange Erfahrung auf Grossbaustellen und einige Prestigebauten realisiert: Sihlcity, Prime Tower – Gebäude, die Zürich prägen.

The Circle ist auch für ihn die grösste Baustelle seines Lebens. «Dieser Job erfordert alles: Zeit, Energie, Begeisterung.» Er sei dankbar, eine Frau an seiner Seite zu haben, die ihn unterstütze und ihm den Rücken frei halte. «Ich weiss das sehr zu schätzen. Ohne sie wäre das alles nicht machbar.»

Er lernte Hochbauzeichner, Maurer, studierte später Architektur. Der Bau, die Ausführung und Realisation haben ihn aber immer mehr gereizt als das Design. Pro Tag fahren rund 170 Lastwagen auf der Baustelle ein und aus. Bis zu 900 Bauarbeiter – alles Männer – betonieren, baggern, schweissen und montieren. «Wir sind im Zeitplan», sagt Claudio Zanella. Ein Projekt dieser Grösse stellt alle Beteiligten laufend vor neue Aufgaben. «Die Statik war eine grosse Herausforderung, weil der Nordflügel direkt über dem SBB-Tunnel erstellt wurde», erklärt er. Auch die Logistik sei komplex, da die Baustelle nur über eine einzige Zufahrt verfüge.

Beat Pahud steht im Showroom von The Circle. Vor ihm das Megaprojekt im Miniaturformat. «Es ist faszinierend, wenn man es auf dem Plan sieht und dann live, wie das Ganze immer sichtbarer und erlebbarer wird», sagt der Gesamtprojektleiter von The Circle. Der 52-jährige Familienvater hat in der Schweiz schon einiges bewegt; so hat er unter anderem Aldi Suisse mit aufgebaut. Davor arbeitete er in verschiedenen Funktionen für die Flughafen Zürich AG. The Circle bedeutet einen Meilenstein in seiner Karriere. «Es ist eine einzigartige Gelegenheit, einen solchen Ort mitzugestalten, das macht stolz.»

Stolz ist er auch auf den neuen Park auf dem Butzenbüel. Auf 80 000 Quadratmeter Grünfläche entsteht ein neuer Erholungs- und Begegnungsort für die Öffentlichkeit mit Spazierwegen und Wasserspielen, soeben wurde ein Ring mit Blutbuchen gepflanzt. Der Park soll das «Ausflugsziel Flughafen» mit dem nationalen Veloweg noch attraktiver machen. «Ein Flughafen mit eigenem Park, das ist weltweit einmalig», sagt Beat Pahud. Im nächsten Frühling wird die Flughafen Zürich AG ihren Hauptsitz in The Circle verlegen. Auch Beat Pahud wird dann ein topmodernes Büro im Glasgebäude beziehen.

Per 1. September 2020 werden die Geschäfte und Gastronomiebetriebe eröffnen, die ersten Gäste werden im Hyatt Regency übernachten und sich in zwölf Cafés und Restaurants, von Pizza bis hin zu Sushi, verpflegen. Das Zürcher Gastro-Ehepaar Markus und Daniela Segmüller (Carlton) eröffnet gar ein eigenes Restaurant im französischen Stil mit Dachterrasse. Neben Brands wie etwa Omega wird auch Jelmoli mit zwei Stores präsent sein. «Wir möchten eine Markenplattform der Zukunft schaffen. The Circle stellt für uns eine einzigartige Gelegenheit dar, uns national und international einem breiten Publikum zu präsentieren», sagt Alexander Lanaras, Leiter Business Development bei Jelmoli. So wird The Circle kein Shoppingcenter, sondern eine Plattform, wo starke Marken ihre Kunden überzeugen sollen. The Circle ist nahtlos mit den anderen Flughafengebäuden verbunden und Teil des Flughafenkomplexes. Öffentliche Nutzungen wie Hotels, Restaurants oder auch der Park werden, wie generell am Flughafen, auch am Sonntag offen sein.

Bis Ende nächsten Jahres wird das Universitätsspital ein ambulantes Gesundheitszentrum mit über 30 verschiedenen Kliniken eröffnen – ein Novum in der Schweiz.

Die Gebäude werden nach dem höchsten internationalen Nachhaltigkeitsstandard Leed Platinum und nach Minergie zertifiziert. Minergie­bauten zeichnen sich durch einen geringen Energiebedarf und einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien aus. «Zudem werden rund 20 Prozent der Dachfläche begrünt und die Dächer mit verschiedenen einheimischen Kräutern bepflanzt», erklärt Claudio Zanella.

Die Vermietung der Gebäudeflächen läuft auf Hochtouren. «Wir haben bereits jetzt – ein knappes Jahr vor Eröffnung – zwei Drittel aller Flächen vermietet, das ist eine sehr gute Quote», erklärt Walter Kuen von Swiss Life. Swiss Life ist zu 49 Prozent Miteigentümerin von The Circle, die Flughafen Zürich AG zu 51 Prozent. Einen besseren Standort für eine Immobilie mit diesem Nutzungsmix könne es gar nicht geben. Kuen ist überzeugt: «Das ist der besterschlossene Ort der Schweiz!»

Claudio Zanella ist täglich auf der Baustelle, seine Gedanken zirkulieren immer um The Circle. Obwohl er weiss, dass noch manch bauliche Herausforderung auf das ganze Team zukommen wird, hegt er keine Zweifel. «Wir werden dieses Projekt ins Ziel führen.»

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