mobile Navigation

Reportage

Braucht ihr Gift zur Verdauung, Jagd und Verteidigung: Seidenwinder-Klapperschlange. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini

Achtung, giftig! (1)

Von: Alex Rübel

16. Januar 2018

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Giftschlangen.

Gifttiere faszinieren. Dass ein so kleines Tier wie ein Pfeilgiftfrosch oder eine Schwarze Witwe mit einer Berührung oder einem Biss ein viel grösseres Lebewesen in schwerste Nöte bringen kann, beängstigt und beeindruckt gleichermassen. Gifte sind Stoffe, die auf unterschiedliche Art und Weise Stoffwechselvorgänge beeinflussen und einem Organismus vorübergehend oder dauerhaft Schaden zufügen können, bis hin zum Tod. Menschen nehmen Gift eher negativ wahr. Für eine ganze Reihe von Tierarten sind Gifte aber wertvolle Helfer im Kampf ums Überleben. Die ursprüngliche Wortbedeutung von Gift, nämlich «Gabe» oder «Geschenk», hat ihre Gültigkeit für diese Tiere behalten.

Giftanwender finden sich in sämtlichen Wirbeltierklassen: bei den Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen. Sie setzen Gifte zur Verteidigung ein, um Fressfeinde abzuwehren, zum Schutz vor Bakterien und Pilzen oder als Hilfe beim Nahrungserwerb. Dabei gibt es viele Varianten, wie ein Tier sein Gift anwendet und wie dieses wirkt.

Zähne wie Injektionsnadeln

Die Klasse der Reptilien verfügt über einige der bekanntesten Gifttiere: Schlangen. «Ist sie giftig?», fragen die Besucher beim Anblick unserer Schlangen im Zoo Zürich – sieben Arten an der Zahl – oft geradezu reflexartig. Das Gift der Schlangen dient primär dem Beuteerwerb und der Verdauung, wird aber auch zur Selbstverteidigung eingesetzt. Die Tiere übertragen ihr Gift entweder mit einem Biss, wobei zum Teil komplex gebaute Zähne eine optimale Injektion ermöglichen, oder auf Distanz durch Speien. Schlangengifte sind meist aus einem Cocktail verschiedener Wirkstoffe zusammengesetzt. Ihre Wirkung zielt insbesondere auf eine enzymatisch bewirkte Schädigung des Gewebes oder auf das neurologische Auslösen von Lähmungserscheinungen und Krampfzuständen.

Die einzige Giftschlange bei uns im Zoo Zürich ist die Seitenwinder-Klapperschlange. Sie verfügt über zwei recht lange Giftzähne im Oberkiefer, die bei Nichtgebrauch nach hinten geklappt sind. Über einen Kanal sind die beiden Röhrenzähne mit den Giftdrüsen verbunden, die sich im Kopf hinter den Augen befinden. Die Klapperschlange ortet ihr Beutetier mithilfe des Grubenorgans und des Zungenspürsinns, schnappt blitzschnell zu und injiziert das Gift in die Beute, die dadurch gelähmt wird. Das Gift wird dabei von Muskeln aus den Giftdrüsen, die sich aus den Speicheldrüsen entwickelt haben, in die Zähne und das Beutetier gedrückt. Dank eines blut- und gefässschädigenden Wirkstoffes beginnt mit dem Giftbiss auch bereits eine Vorverdauung der Beute. Diese verspeist die Klapperschlange unzerkaut.

Die meisten Gifttiere haben übrigens grundsätzlich kein Interesse daran, ihr wertvolles Gift an einen Menschen zu verschwenden, und geben eine Warnung ab, ehe sie ihre Waffe einsetzen. Weitere Beispiele giftiger Tiere folgen in der nächsten Kolumne.

Gifttiere im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich können Sie verschiedene Gifttiere kennen lernen. Die meisten sind im Exotarium zu Hause, etwa die Pfeilgiftfrösche im obersten Stock, die Seitenwinder-Klapperschlange, die Skorpion-Krustenechse und die Rotknie-Vogelspinne im Terrarium oder der Rotfeuerfisch im Aquarium. Aber auch im Kaeng-Krachan-Elefantenpark ist mit dem Riesenskorpion ein Tier anzutreffen, das Gift nutzt.

Weitere Infos: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare