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Reportage

Der komplett fertiggestellte Flughafen Zürich wurde im August 1953 offiziell eingeweiht mit den modernsten Flugzeugtypen jener Zeit, wie zum Beispiel der Düsenmaschine Comet der British Overseas Airways Corporation (Boac), rechts im Bild. Bilder: Baugeschichtliches Archiv Zürich/PD

Als sich in Zürich das Tor zur weiten Welt öffnete

Von: Jan Strobel

07. August 2018

70 Jahre Flughafen Zürich: Im Juni 1948 begann für Zürich mit der Einweihung der ersten Piste in Kloten das Zeitalter der Weltstadt. Die Euphorie über den neuen interkontinentalen Flughafen war riesig. Plötzlich schien die beschauliche Limmatstadt Metropolen wie London oder New York näherzurücken.

Am 14. Juni 1948 öffnete sich über Zürich der Himmel, und plötzlich lag die grösste Schweizer Stadt an einem Meer, genauer, am Weltluftmeer. Mit der Inbetriebnahme der 1900 Meter langen Westpiste des neuen interkontinentalen Flughafens Kloten erhielt die Limmatstadt das, was eine Weltstadt erst ausmacht: einen modernen Grossflughafen mit direktem Anschluss an die wichtigsten Handelsplätze der Welt.

Zur Betriebsaufnahme stieg der damalige Regierungspräsident Jakob Kägi auf einen Rollsteg der Swissair. Seine Ansprache hielt er mit Blick auf eine schmucke Douglas DC-4, die anschliessend zum allersten Kursflug von Kloten nach London startete. Ein paar Wochen später, am 8. Juli, führte die Swissair schliesslich im Beisein des Gesamtregierungsrats ihren ersten Sonderflug von Zürich nach New York durch, ebenfalls mit einer viermotorigen Douglas DC-4 mit Zwischenlandungen im irischen Shannon und in Gander auf Neufundland. 

Sehnsucht der Landratten

Der Flugbetrieb war in diesen Wochen freilich provisorischer Natur. Erst im November 1948, mit der Fertigstellung der 2600 Meter langen Blindlandepiste, konnte der Umzug des gesamten zivilen Flugbetriebs von Dübendorf nach Kloten vollzogen werden.

Damit war es natürlich längst nicht getan. Denn Zürichs neues Tor zur Welt glich immer noch eher einem Barackendorf als einem hochmodernen Flug­hafen. Was noch fehlte, waren die Hochbauten, neben Werft und Hangar vor allem ein repräsentatives Empfangs- und Aufnahmegebäude. Dabei galt es, einerseits möglichst konzentriert und sparsam zu bauen, andererseits den enormen Aufschwung des Flugverkehrs jener Jahre zu berücksichtigen, der sich langsam zu einem Massenverkehr zu entwickeln begann mit neuen und vor allem grösseren Flugzeugtypen. Verzeichnete Zürich im Jahr 1938 noch gerade mal 36 000 Flugpassagiere, sollten es 1952 bereits rund 373 000 werden.

Die Erstellung und Verwaltung der Bauten übernahm die eigens ins Leben gerufene Flughafen-Immobilien-Gesellschaft, an der die öffentliche Hand zur Hälfte beteiligt war, die Stadt Zürich zum Beispiel mit 18 Prozent. Während die Bauarbeiten zügig voranschritten, blickte man besonders in Genf und Basel sorgenvoll nach Zürich, die ihre eigenen Flugplätze durch den neuen Grossflughafen, der da auf einem ehemaligen militärischen Gelände heranwuchs, gefährdet sahen. 

Der vollständige Umzug der Swissair von Dübendorf nach Kloten war schliesslich Ende 1949 abgeschlossen. Und am 9. April 1953 war auch der Flughof mit Passagier-, Restaurant- und Bürotrakt fertiggestellt. Am 29. August 1953 erhielt er mit einem gross angelegten Festakt seine offizielle Weihe mit einem dreitägigen Festakt, das Datum kann also als der eigentliche Beginn des modernen Flughafen­betriebs in Zürich betrachtet werden. Die neuen Räumlichkeiten, frohlockte die NZZ zur Eröffnung, seien dazu geschaffen, «dem Wegreisenden als Brücke zur Welt zu dienen und dem Ankommenden den ersten Eindruck schweizerischer Gastfreundschaft zu vermitteln». Die Schweiz habe nun ihre Binnenlage überwunden. 

Bundespräsident Philipp Etter befielen angesichts dieser plötzlichen Weltläufigkeit gewisse Hemmungen. «Wenn es ums Inter­nationale geht», führte er aus, «fühlen wir eidgenössischen Landratten uns schon weniger sicher. Ziehen wir dann aber die interkontinentale Fahne auf, dann wird es einem Bundespräsidenten ungemütlich und unbehaglich zumute.» Die Schweizer seien als Landratten geboren, «und Landratten sind wir geblieben. Und doch lebt auch in unseren Herzen die Sehnsucht nach der Ferne, das Heimweh nach der Weite, der Trieb nach Verbindung mit der grossen, weiten Welt.» Etter schloss mit einem launigen Seitenhieb auf die Zürcher im Weltstadt-Modus: «Die kleine Schweiz grüsst das grosse Zürich.»

Die Zukunft hatte derweil bereits auf dem Rollfeld vor dem Flughof Stellung bezogen. Dort konnte die Öffentlichkeit die allerneusten Maschinen bestaunen. Die British European Airways (BEA) präsentierte ihre Turbo-Propellermaschine Vickers Viscount, die bereits zwischen London und Zürich verkehrte. Die British Overseas Airways Corporation (Boac) wiederum hatte bereits das Zeitalter der Düsenflugzeuge eingeleitet mit ihrem Maschinentyp Comet. Die niederländische KLM war mit der legendären Lockheed-Super-Constellation in Kloten präsent. 

In dieser technik- und fortschrittseuphorischen Zeit durfte es nicht ausbleiben, dass auch die Swissair mit Superlativen aufwartete. Mit ihren neuen Douglas-Flugzeugen vom Typ DC-6B, die im Oktober 1953 den Betrieb aufnahmen, erreichten die Schweizer nun von Zürich aus New York ganz ohne Zwischenlandung. Für die Strecke von 6400 Kilometern brauchte die Maschine 13 Stunden und 41 Minuten. 

Blick vom Flughafenrestaurant auf das Flugfeld in den 1950er-Jahren.

Zum Jubiläum: Das grosse Erlebniswochenende am Flughafen Zürich

Am Samstag, 1. September, und Sonntag, 2. September, veranstaltet der Flughafen Zürich bei laufendem Flugbetrieb ein Erlebniswochenende für die Öffentlichkeit mit einem bunten Programm. 

Flugzeugtaufen: Am Sonntag, ab 13.15 Uhr, können die Besucher der Taufe einer Bombardier CS-100 (Bild) beiwohnen, welche für die Swiss auf den Europastrecken im Einsatz ist. Bereits am Samstag findet ab 13.15 Uhr die Taufe des Edelweiss-Airbus A340 auf den Namen «Pilatus» statt. 

Hundeshow der Zollverwaltung: Jeweils um 13 Uhr und 15.30 Uhr gibt es eine Vorführung des Grenzwachtkorps mit seinen Spürhunden zu erleben. Vor der Showbühne auf dem Standplatz Tango schildert ein Hundeführer, wie die auf Tabak, Artenschutz und Betäubungsmittel trainierten Vierbeiner für ihren Einsatz ausgebildet werden und Schmugglern keine Chance lassen.

Flugsimulatoren: Das fliegerische Können lässt sich im Helikopter­simulator der Lions Air Group oder im Super-Constellation-Simulator der Sim Academy beweisen. 

Kommentierter Flugbetrieb: Ein versierter Tourguide kommentiert live das Fluggeschehen auf dem Vorfeld sowie am Dock E. Vom Standplatz Tango aus liefert überdies ein Livekommentator spannende Details zur Abfertigung von Linienmaschinen. Bei bester Sicht von einer eigens errichteten Tribüne können die Besucher im Zeitraum von 9.30 bis 11 Uhr sowie von 12.30 bis 14 Uhr verschiedene Flugzeugtypen während der Abfertigung bestaunen.

Konzerte: Sänger Marc Sway (Bild) gratuliert dem Flughafen persönlich mit einem Konzert. Sway tritt am Samstag von 11 Uhr bis 12.30 Uhr zusammen mit dem Zurich Airport Orchestra und vom 17 Uhr bis 18.30 Uhr in einem Solo-Auftritt auf der Showbühne beim Standplatz Tango auf. Ab 19.30 Uhr spielt die Swiss-Band die besten Hits aus Swing, Rock, Pop, Soul und Funk sowie bekannte Film- und Musical-Melodien. Daneben treten an diesem Wochenende auch Kinderbands wie Billy und Benno oder Caroline Graf & die Super­haasen auf. 

Baustellenführungen: The Circle, die grösste Hochbaustelle der Schweiz, lässt sich auf einer Kurzführung erkunden. 

Ausstellungen: Im Airport Center, beim Check-in 2, vermittelt die Ausstellung «70 Jahre Flughafen», wie sich der Flughafen Zürich zum preisgekrönten internationalen Drehkreuz entwickelt hat. Auf der Zuschauerterrasse E widmet sich eine weitere Ausstellung dem Engagement des Flughafens im Umweltschutz. Ein Experte steht jeweils von 11 Uhr bis 14 Uhr sowie von 14.30 Uhr bis 17 Uhr für Fragen zur Verfügung.

Postenlauf: Kapitänin Elly und Flughafenmöwe Anton nehmen Kinder mit auf eine kleine Abenteuerreise zu Fuss durch den Flug­ hafen, bei der sie einige Fragen rund ums Fliegen beantworten können. 

Flughafenrundfahrten: Auf den Fahrten erlebt man den Betrieb aus der Nähe. JS

Weitere Informationen:
Samstag, 1. 9., 9 Uhr bis 22 Uhr
2. 9., 9 Uhr bis 19 Uhr,
Flughafen Zürich

www.welcome-flughafen-zuerich.ch/erlebniswochenende

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