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Reportage

Wächst auch im Masoala Regenwald des Zoo Zürich: Echte Vanille. Bild: Zoo Zürich; K. Sprecher

Baumschul-Unterricht

Von: Severin Dressen

23. Mai 2023

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um tropische Pflanzen im Zoo. 

Ein Baum ist ein Baum ist ein Baum ist ein Baum? Keineswegs. Welche botanische Vielfalt der Masoala-­Regenwald im Zoo Zürich bietet, zeigt sich bei einem ausgedehnten Spaziergang durch das satte Grün. 20 Jahre ist er schon alt, unser Naturschutz-Botschafter, und häufig sehen unsere Besucher*innen vor lauter Wald die einzelnen Bäume nicht mehr. Vielleicht deshalb, weil unsere bedrohten Tierarten wie der Rote Vari, der kühn von Ast zu Ast springt, oder das Pantherchamäleon, das anmutig an seinem Stamm hochklettert, im Fokus stehen.

Heute aber widme ich meinen Text den über 500 Pflanzenarten, die im tropischen Klima auf 11 000 Quadratmetern prächtig gedeihen. Ungefähr 40 davon stehen auf der Roten Liste der Internationalen Welt-Naturschutzunion IUCN. Das heisst, sie gehören zu den gefährdeten Pflanzenarten. Ein Beispiel hierfür ist der stark bedrohte Korallenbaum, erkennbar anhand der Dornen an Stamm und Ästen.

Palme mit Rekordgrösse

Beginnen möchte ich die «Reise» mit Ihnen mit dem Baum der Reisenden. Er ist die Nationalpflanze von Madagaskar, wo sich der Zoo Zürich seit 1995 im Naturschutz engagiert. Sie ist eine von wenigen Pflanzen, die durch Säugetiere oder Vögel bestäubt werden. Bei uns im Masoala-Regenwald übernehmen diese Aufgabe die Flughunde und die Roten Varis. Die augenfälligsten Pflanzen-Mitbewohner sind wohl der Gelbe Bambus oder die vielen Palmenarten, die seit zwei Jahrzehnten in die Höhe spriessen, zum Beispiel die Bismarck-­Palme, die ihre Herkunft auf Madagaskar hat. Sie kann bis zu 20 Meter hoch werden und besiedelt den Masoala-Regenwald im Zoo genauso wie die Kokospalme, welche dem Zoo Zürich sogar einen Rekord beschert: Sie ist die grösste ihrer Art in der Schweiz und trägt eigene Früchte.

Gerne mache ich Sie weiter «gluschtig» mit ein paar Namen, die Ihnen mit Sicherheit bekannt sind: Im Masoala-Regenwald gibt es Echte Vanille. Sie wurde in Mittelamerika bereits vor 4000 Jahren angebaut und als Zahlungsmittel, Gewürz oder auch als Medizin genutzt. Sie wächst bei uns neben Echtem Pfeffer, Echtem Zimt oder dem Gewürznelkenbaum. Erwähne ich noch den Safranwurz, besser bekannt unter dem Namen Kurkuma, oder den Madagaskar-Kardamom, haben wir schon fast ein halbes Gewürzregal gefüllt.

Nachdem Ihnen das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, wechseln wir innerhalb des Masoala-­Regenwaldes in die «Kosmetikabteilung»: Der Seifenstrauch blüht das ganze Jahr. Seine Blüten sind klein, weiss und rosa. In Madagaskar werden seine Blätter dazu verwendet, um sich die Hände zu reinigen. Als invasiver Neophyt ist er dort allerdings unerwünscht. Der Shampoo-Ingwer wird seinem Namen gerecht: Die zapfenartigen Blüten beinhalten eine cremige Flüssigkeit, die als Bestandteil von Haarshampoos verwendet wird. Das aus den Blüten des Parfümbaumes gewonnene Ylang-Ylang-Öl wird gerne zur Hautpflege eingesetzt.

Blühende Elefantenäpfel

Am Schluss meines botanischen Potpourris wird es doch noch tierisch: Wer beim Elefantenapfel an die Exkremente unserer Rüsseltiere denkt, liegt aber falsch. Die in unseren Gefilden beliebte Zierpflanze für Gewächshaus oder Wintergarten wird in Indien und Sri Lanka gerne von Elefanten gefressen. Daher ihr Name. Da die Elefanten des Zoo Zürich aber bekanntlich im Kaeng-Krachan-Elefantenpark leben und nicht im Masoala-Regenwald, hat die Pflanze nichts zu befürchten und wird demnächst von Juni bis August in voller Pracht erblühen. Vielleicht entdecken Sie sie oder eine der anderen Arten, wenn Sie bei Ihrem nächsten Besuch vor lauter Regenwald den einzelnen Baum sehen.

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