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Reportage

Sind schon von weit ausserhalb des Zoos zu hören: Die Gesänge der Gibbons. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Bedrohte Gesangskünstler

Von: Alex Rübel

27. Januar 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Gibbons.

Gibbons sind verglichen mit Gorillas und Orang-Utans wenig bekannt. Dabei sind die kleinen Menschenaffen aussergewöhnliche Tiere. Sie leben in den Baumwipfeln der Regenwälder Südostasiens. Dort hangeln sie sich mit ihren langen Armen und grossen Händen unglaublich geschickt und behände von Baum zu Baum – und dort singen sie auch. Denn Gibbons, wenn man so will, sind die Sänger unter den Säugetieren.

Die Gesänge der Gibbons sind dabei vielfältig und einzigartig. Jede Gibbonart hat ihren eigenen, typischen Gesang, jede Gibbonfamilie individuelle Varianten ihres arttypischen Liedes. Besonders eindrücklich ist das ­Duett zwischen Männchen und Weibchen: Jedes Tier hat seine eigenen Strophen und Einsätze. Die einzelnen Töne und Passagen sind variantenreich, von langgezogen bis schnell und kurz, von tief bis hoch, von leise bis laut. Der Gesang eines Gibbonpaares kann bis zu zwanzig Minuten lang andauern.

Bis aus diesem Kappengibbonbaby ein tierischer Pavarotti wird, dauert es noch ein wenig. Bild: Zoo Zürich/Enzo FranchiniGibbons singen oft in den Morgenstunden. Die Tiere markieren mit ihren Liedern vor allem ihr Territorium. Das gemeinsame Lied von Männchen und Weibchen hat vermutlich aber auch noch weitere Funktionen darüber hinaus, etwa für die Partnerschaft.

In ihrer natürlichen Heimat ist der Gesang der Gibbons allerdings immer seltener zu hören: Die kleinen Menschenaffen sind vom Aussterben bedroht. Am meisten macht ihnen der Verlust ihres natürlichen Lebensraums zu schaffen. Denn Gibbons haben sich nicht bloss perfekt an das Leben auf Bäumen angepasst, sie sind darauf ­angewiesen. Zerstört der Mensch den Regenwald, zerstört er deshalb auch die Lebensgrundlage der Gibbons.

Der Zoo Zürich betreut sowohl das Europäische Erhaltungszuchtprogramm als auch das internationale Zuchtbuch für den Kappengibbon.

Die Gesänge von Kappengibbon und Siamang kann man nicht nur vor Ort, sondern auch auf der Website des Zoo Zürich anhören: www.zoo.ch/gibbongesang

Im Museum der Anthropologie in Zürich ist zudem noch bis zum 10. April 2015 die Ausstellung «Gibbons – die singenden Menschenaffen» zu sehen. Infos unter www.aim.uzh.ch

Gibbons im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben derzeit zehn Kappengibbons und zwei Siamangs. Zu finden sind sie im Menschenaffenhaus, wo auch die Flachlandgorillas und die Orang-Utans untergebracht sind. Am gleichen Ort befindet sich zudem die Naturschutzausstellung «Gibbons in Gefahr», die über die Bedrohung der kleinen Menschenaffen informiert.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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