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Reportage

Fellpflege für den Chef: Obwohl bei den Dscheladas immer ein Männchen eine Gruppe anführt, bestimmen die Weibchen selbst, welchem «Pascha» sie sich anschliessen. Bild: Zoo Zürich, Peter Bolliger

Das harte Los eines Haremsführers

Von: Alex Rübel

21. Mai 2019

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Dscheladas.

Eine der betriebsamsten Anlagen im Zoo Zürich ist das Semien-Gebirge, das sich unterhalb des Restaurants Altes Klösterli und oberhalb des Kaeng-Krachan-Elefantenparks befindet. Hier leben rund vierzig Dscheladas, eine Affenart, die im äthiopischen Hochland in Höhenlagen von 1400 bis zu 5000 Meter über Meer heimisch ist.

Dscheladas, aufgrund ihres rot gefärbten Kehl- und Brustbereichs auch Blutbrustpaviane genannt, leben in einer komplexen Sozialstruktur, die dynamischen Gruppenprozessen unterworfen ist. Die Affen sind in Harems organisiert. Diese setzen sich aus einem erwachsenen Männchen als Haremsführer und drei bis zwanzig in der Regel untereinander verwandten Weibchen mit ihren Jungen zusammen. Mehrere Harems sowie Junggesellengruppen – mehr dazu unten – können sich zu grossen Herden von mehreren Hundert Tieren zusammenschliessen.

Kontrollierter Austausch

Die Haremsführer können im Freiland ihre Position etwa fünf bis sechs Jahre lang halten – das ist auch das Alter, in dem ihre Töchter die Geschlechtsreife erlangen. Dann werden sie in zum Teil heftigen Auseinandersetzungen von anderen Männchen aus ihrer Position gedrängt. Im Zoo muss dieser Austausch der Haremsführer kontrolliert durchgeführt werden, indem die bestehenden Haremsführer an andere Institutionen abgegeben werden und geeignete neue Männchen aus anderen Gruppen zugeführt werden.

Für den neuen Führer eines Harems reicht es dabei nicht aus, die anderen Männchen erfolgreich zu dominieren. Er benötigt zusätzlich auch die Akzeptanz der älteren Weibchen im Harem. Denn der Haremsführer überwacht zwar die ganze Gruppe, er kann aber nicht darüber bestimmen, welche Weibchen sich ihm anschliessen oder bei ihm bleiben und welche Weibchen seinen Harem verlassen und zu einer anderen Gruppe wechseln. Unerwünschte Männchen werden von den Weibchen sogar vertrieben.

Nebst den Haremsgruppen gibt es weiter die Junggesellengruppen. Diese setzen sich zusammen aus Männchen, die ihre Geburtsgruppe verlassen mussten, und aus solchen, die ihren Status als Haremsführer verloren haben. Diese Männchen suchen nach Möglichkeiten, einen eigenen Harem zu gründen. Dazu «testen» sie die etablierten Haremsführer laufend und nützen jegliche ihrer Schwächen aus, um selber eine Gruppe zu übernehmen. Oder aber sie versuchen, an der Peripherie grösserer Gruppen einzelne Weibchen abzuwerben.

 

Infos vom Tierpfleger

Jeweils am Mittwoch und Sonntag findet bei den Dscheladas eine Tierpräsentation statt. Unsere Tierpfleger erklären Ihnen dort das Sozialleben der Blutbrustpaviane und geben Ihnen weitere spannenden Informationen zu den Tieren. Die aktuellen Präsentationszeiten gibt es jederzeit auf:  www.zoo.ch

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